Der Tote in der Wäschetruhe
noch nicht genügend gesühnt. Im August 1985 öffnen sich dann für Klaus Schulze die Gefängnistore. Die Verbüßung der Reststrafe wird mit einer zweijährigen Bewährungszeit ausgesetzt.
VERGELTUNG
Der 15. März 1989 ist der dramatische Tiefpunkt im Leben von Maria Mießner, ein Leben zwischen Liebe und Hass, Vergebung und Vergeltung. An diesem Tag wird die 55-jährige Frau in Cottbus zur Mörderin.
Als Maria Mießner in Lübtheen in der Nähe von Hagenow im heutigen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern geboren wird, haben Adolf Hitler und seine Nazipartei in Deutschland gerade die Macht an sich gerissen. Das fünfte von sechs Kindern lernt früh die Not einer kinderreichen Familie kennen, die durch den Krieg von Tag zu Tag größer wird. Sie ist erst fünf Jahre alt, als sie 1938 in die Volksschule des Ortes eingeschult wird. Zehn Jahre braucht sie für die acht Klassenstufen. Nicht etwa, weil sie Schwierigkeit mit dem Lernen hat. Ganz das Gegenteil ist der Fall, denn das aufgeweckte Mädchen ist wissbegierig und verfügt über eine gute Auffassungsgabe. Doch der Krieg verhindert einen regelmäßigen Schulbetrieb, so dass die Mädchen und Jungen ihres Jahrganges erst 1948 die Schulbank verlassen können. Maria schafft den Abschluss mit der Note »gut« und nimmt eine Lehre an einer Kaufmannsschule auf. Der Vater hat sich nach Kriegsende als Zimmerer einen Handwerksbetrieb aufgebaut, in dem die Tochter nach Abschluss der Ausbildung die Bücher führen soll. Weil der Vater 1949 stirbt, wird nichts aus dem Plan. Maria bricht die Kaufmannslehre ohne Abschluss ab.
Die inzwischen 16-Jährige weiß danach nicht Rechtes mit sich anzufangen. 1951, Maria ist gerade 18 Jahre geworden, entschließt sie sich, Heimerzieherin zu werden. Praktische Arbeit mit nicht immer leicht zu führenden Heimkindern und die theoretische Ausbildung überfordern die junge Frau. Der Stress ist größer als ihre psychische Belastbarkeit. Wieder schmeißt Maria Mießner Job und Ausbildung hin. Sie wechselt als Säuglingspflegerin in eine Wochenkrippe, in der die Babys berufstätiger und in Schichten arbeitender Eltern rund um die Uhr betreut werden, und geht später als Erzieherin in eine Tageskinderkrippe. Sie lernt in dieser Zeit einen jungen Mann kennen, an den sie ihr Herz und ihre Unschuld verliert. Er verspricht ihr die große Liebe, und sie glaubt daran. Doch als im Dezember 1955 Sohn Gerhard geboren wird, ist es vorbei. Der Vater des Kindes verschwindet auf Nimmerwiedersehen.
Maria wird davon völlig aus der Bahn geworfen und schwankt hin und her wie das Korn im Nordwind. Die junge Frau verlässt im Juli 1957 nicht nur ihre mecklenburgische Heimat, sondern kehrt der DDR ganz den Rücken. Das zwei Jahre alte Kind lässt sie bei ihrer Mutter. Doch auch in der Nähe von Wuppertal findet sie nicht das erhoffte Glück, weder in der Liebe noch im Beruf als Stationshilfe in einem evangelischen Krankenhaus. Ein Jahr später zieht es sie nach Lübtheen zurück. Hier nun scheint endlich alles gut zu werden. Die Arbeit als Stationshilfe im örtlichen Krankenhaus macht ihr Spaß, und Manfred, ein gut aussehender Mann aus einem Dorf in der Nähe von Schwerin, wird der Partner an ihrer Seite. Im Dezember 1961 kommt Marias zweiter Sohn Frank-Michael zur Welt. Trotz oder wegen des Kindes zerbricht auch diese Beziehung. Wieder steht Maria unverhofft allein da, nun als Mutter von zwei unehelichen Kindern.
Eberhard Mießner stört das nicht. Er kennt Maria, die quasi um die Ecke wohnt, schon seit der Sandkastenzeit. Sie ist zwar sechs Jahre älter, doch deshalb für ihn nicht minder begehrenswert. Und Maria, die unter dem Trennungsschmerz leidet, kann einen Freund gut gebrauchen. Mehr als Freundschaft ist zunächst nicht zwischen den beiden jungen Leuten aus Lübtheen. Doch dann kommt die Nacht, in der aus dieser Freundschaft eine Zuneigung erwächst, die stark genug scheint für den Bund des Lebens. Im Juli 1963 heiraten sie. Knapp drei Jahre später wird die gemeinsame Tochter Cordula geboren. Als dann auch noch Gerhard, der all die Jahre bei der Oma gelebt hat, von der Mutter in die Obhut genommen wird, ist die nun fünfköpfige Familie Mießner komplett.
Die ersehnte Geborgenheit aber stellt sich nicht ein. Eberhard beginnt zu trinken, und immer öfter kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen, in deren Verlauf der Ehemann zum Schläger wird. Wieder nüchtern schenkt er Maria Blumen, bittet um Verzeihung, verwöhnt sie. Doch es kommt die Zeit, da
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