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Der Tote in der Wäschetruhe

Der Tote in der Wäschetruhe

Titel: Der Tote in der Wäschetruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Swat
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austragen muss. Ihr geschiedener Gatte hört mit dem Trinken auf und beköstigt sie in den Wochen und Monaten, in denen sie ohne Arbeit und damit ohne Einkommen ist. Er begleitet die Exgattin später sogar zum Einstellungsgespräch in den Tagebau Greifenhain, wo sie im November 1988 eine neue Tätigkeit als Bandmaschinistin antritt. Maria und Eberhard Mießner leben zusammen wie ein Ehepaar.
    Wieder zerbricht die Gemeinsamkeit. Eberhard kann dem Alkohol nicht wiederstehen, er beschimpft und beleidigt seine geschiedene Frau, zertrümmert im Alkoholrausch Teile der Wohnungseinrichtung, fuchtelt der Frau mit dem Brotmesser vor der Nase herum und droht: »Riccarda bekommst du nicht. Dafür werde ich sorgen.«
    Es kommt der Tag, an dem es keine Vergebung, sondern nur noch Vergeltung gibt, der 15. März 1989.
    Schon am Abend zuvor hat es mächtig gezündelt zwischen dem Paar. Eberhard hatte versprochen, pünktlich von der Spätschicht nach Hause zu kommen. Doch just an diesem Abend verpassen er und sein Stiefsohn Frank-Michael, der mit ihm in der gleichen Schicht im Tagebau vor Cottbus arbeitet, den Schichtbus. Die Männer brechen zu Fuß nach Cottbus auf, können auch per Anhalter mal ein Stück mitfahren. Als sie zu Hause ankommen, bricht ein Gewitter über die Spätankömmlinge herein. Maria ist fest davon überzeugt, dass sie die Busgeschichte erfunden und statt dessen in der Kneipe gesessen haben. Dass sie sich selbst ein paar Schnäpse genehmigt hat, spielt für sie keine Rolle.
    »Weck mich morgen, ich muss zur Frühschicht«, grollt Maria mit Eberhard. »Du weißt, ich höre den Wecker nicht«, erinnert sie ihn an sein Versprechen, dafür zu sorgen, dass sie nicht verschläft, wenn sie früh um halb fünf raus muss zur Frühschicht. Dann verschwindet die Erzürnte im Schlafzimmer.
    Vater und Stiefsohn setzen sich ins Wohnzimmer und klönen bei Alkohol und Zigaretten. Frank-Michael, der inzwischen wie Gerhard eine eigene Wohnung gemietet hat, schläft ausnahmsweise im Kinderzimmer der elterlichen Wohnung. Eberhard legt sich ins Ehebett.
    Am Morgen des 15. März wacht Maria kurz nach 6 Uhr auf. Der Schichtbus nach Greifenhain ist längst weg. Sie hat verschlafen. Eberhard, dieser Suffkopf, ist daran schuld, kocht es innerlich in ihr. Es wird laut im Schlafzimmer, so laut, dass Frank-Michael davon wach wird und sich schnell aus dem Staub macht, um nicht zwischen die Fronten zu geraten.
    Da der Bus sowieso weg ist, kann ich auch weiterschlafen, denkt sich Maria. Gegen halb zehn wird die Frau munter, steht auf, trinkt einen Kaffee und bereitet in der Küche das Mittagessen vor. Eberhard, der an diesem Tag frei hat und nicht zur Arbeit muss, quält sich gegen Mittag aus dem Bett. Gegen 14 Uhr unterbricht Maria das Kochen in der Küche. Sie zieht sich an und geht in die nahegelegene Kaufhalle. Neben Margarine, Brot und Wurst wandert auch eine große Flasche Schnaps der Marke »Hohnsteiner Trinkbranntwein« in den Einkaufswagen. Der ist zwar nicht von der besten Sorte, dafür allerdings nicht so teuer wie anderer Hochprozentiger.
    Als sie nach Hause kommt, sitzt Eberhard, nur mit einem weiß-blauen Slip bekleidet, im Wohnzimmer auf der Couch, vor sich eine Flasche braunen Fusel der Marke »Goldbrand«. In der ist schon eine Menge Luft. Übel gelaunt zieht sich Maria erneut in die Küche zurück, um den Eintopf fertig zu kochen. Dabei fällt ihr auf, dass die drei Halbliterflaschen Bergmannsschnaps aus dem Schrank verschwunden sind. Einen Liter pro Monat von dem »Trinkbranntwein für Bergleute« erhalten die Kumpel in der Kohle kostenlos als Deputat. Das weiße Gebräu mit den 30 Volumenprozenten Alkohol ist unter der Bevölkerung nur als »Kumpeltod« bekannt und vor allem als Grundlage für die Herstellung von Eierlikör geschätzt. Auch Maria hatte die Flaschen dafür beiseite gestellt, und nun entdeckt sie diese nur noch als Leergut auf dem Wohnzimmertisch. Der ganze Tag, der früh mit dem Verschlafen und den Nörgeleien des Mannes schon so verkorkst begonnen hat, entwickelt sich zur Katastrophe. Maria genehmigt sich zur Beruhigung ebenfalls den einen oder anderen »Doppelten« vom mitgebrachten »Hohnsteiner«.
    Eberhard Mießner ist zu dieser Zeit schon stark betrunken. Nur mit der Unterhose bekleidet, unrasiert und mit glasigen Augen gibt er ein bedauernswertes Bild ab, das Ärger, Enttäuschung und Unmut bei Maria verstärken. Zudem nehmen seine verbalen, mit schwerer Zunge ausgestoßenen Attacken gegen seine Frau,

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