Der tote Raumfahrer
Tages. Eine Woche später behauptete er einem überrasch-ten Victor Hunt gegenüber: »Dieses Exemplar ist niemals in einem unserer Ozeane geschwommen; weder entstammt es einer Lebensform, noch ist es in irgendeiner Weise mit irgendeiner Lebensform verwandt, die jemals auf diesem Planeten existiert hat!«
11
Die Apollo-Siebzehn-Expedition vom Dezember 1972
stellte den erfolgreichen Abschluß des ersten geplanten Versuchs der Menschheit dar, eine andere Welt aus erster Hand kennenzulernen. Nach dem Apollo-Programm wurden die Aktivitäten der NASA beschränkt, hauptsächlich als Folge der finanziellen Misere. Diese wiederum war Ergebnis der Rezession, die sich in den siebziger Jahren über die ganze westliche Welt erstreckte, ferner der verschiedenen anderen Krisen, die man im Nahen Osten und der südlichen Hälfte von Afrika fleißig produzierte, schließlich der Fortdauer des Vietnamkrieges. Während der mittleren und späten siebziger Jahre wurde eine ganze Anzahl von unbemannten Sonden zu Mars, Venus, Merkur und einigen äußeren Planeten geschickt. Als in den achtziger Jahren wieder bemannte Raumschiffe ins All gestartet wurden, lag ihr Zweck hauptsächlich darin, verschiedene Space-Shuttle-Ausführungen zu entwickeln und im Orbit Forschungslaboratorien und -observatorien zu errichten, die ständig bemannt bleiben sollten. Das Hauptziel bestand darin, eine Absprungbasis zu schaffen, bevor man weiter in den Weltraum vordrang. Infolgedessen blieb der Mond wieder sich selbst überlassen. Er konnte sein Jahrmilliarden andauerndes Philosophieren über das Universum fortsetzen, ohne von der Menschheit dabei weiter gestört zu werden.
Die Informationen, die die Apolloastronauten zurück-brachten, beendeten schließlich den Meinungsstreit über Beschaffenheit und Entstehung des Mondes, ein Streit, der bereits Generationen von erdgebundenen Beobachtern be-
schäftigt hatte. Bald nachdem das Sonnensystem entstanden war, vor 4,5 Milliarden Jahren, plus minus einige Millionen, verwandelte sich das Mondgestein bis hin in beträchtliche Tiefen, möglicherweise bis auf die Hälfte der Entfernung zum Kern, in glutflüssiges Magma. Die Hitze, die das bewirkte, stammte von der durch weitere Aufnahme von Materie freigesetzten Gravitationsenergie. Während der darauf folgenden Abkühlungsphase sanken die schweren, eisenhaltigen Mineralien ab, während die leichteren, aluminiumreichen an die Oberfläche stiegen und die Hoch-landkruste formten. Ein fortdauerndes Meteoritenbombar-dement sorgte immer wieder für eine Durchmischung und komplizierte den Prozeß bis zu einem gewissen Grad. Aber vor 4,3 Milliarden Jahren war die Herausbildung der Kruste so gut wie abgeschlossen. Das Bombardement dauerte bis vor 3,9 Milliarden Jahren an, und zu dieser Zeit existierten bereits die meisten bekannten Oberflächenformationen. Von diesem Zeitpunkt an bis vor 3,2 Milliarden Jahren stieg basaltische Lava empor, deren erneute Verflüssigung an manchen Orten durch Konzentrationen radioaktiver Hitzequellen unter der Oberfläche verursacht wurde, ergoß sich in die Becken, die von Meteoriteneinschlägen stammten, und schuf die dunklen Mare. Die Kruste kühlte sich bis hinab in größere Tiefen weiter ab, und bald konnte Geschmolzenes nicht mehr an die Oberfläche durchdringen. Danach blieb über Äonen hinweg alles unverändert. Gelegentlich entstand ein weiterer Meteoriten-Einschlagskrater, und niedersinkender Staub sorgte für eine teilweise Erodierung des obersten Millimeters der Oberfläche, aber im wesentlichen wurde der Mond zu einer toten Welt.
Diese Entwicklungsgeschichte leitete sich aus genauen Beobachtungen und begrenzten Erforschungen der erdzugewandten Seite ab. Untersuchungen der erdabgewandten Seite von Orbitalobservatorien aus ließen vermuten, daß sich dort in etwa dasselbe abgespielt hatte, und da dies in Einklang mit der existierenden Theorie stand, wurde ihre Stichhaltigkeit auch Jahre nach dem Apolloprogramm von niemandem in Zweifel gezogen. Natürlich mußten noch einige Details geklärt werden, aber das allgemeine Bild stand überzeugend fest. Als der Mensch jedoch in größerer Anzahl auf den Mond zurückkehrte und dort länger blieb, führten Bodenerschließungsarbeiten auf der erdabgewandten Seite zu vollkommen unerwarteten und völlig überra-schenden Entdeckungen.
Obgleich die Oberfläche der erdabgewandten Seite für einen entfernten Beobachter genauso wie die der erdzugewandten Seite aussah, bewies die
Weitere Kostenlose Bücher