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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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sich erst kürzlich gebildet«, bemerkte Hunt.
    Steinfield warf seinen Kopf nachdrücklich von der einen auf die andere Seite, was dazu führte, daß die beiden Büschel aus weißem Haar, die an den Seiten seines anson-sten kahlen Schädels entsprangen, wie zwei Wimpel flat-terten. »Nein. Wir können behaupten, daß sie genauso alt ist wie der Rest des Sonnensystems. Ich meine folgendes: Dort, wo sie sich jetzt befindet, ist sie noch nicht sehr lange.«
    Er legte seine Hand auf Hunts Schulter und drehte ihn halb herum, so daß er auf die Wandkarte blicken konnte, die ein Schnittbild durch das Mondzentrum zeigte. »Hier können Sie es sehen. Die rote Schale ist die ursprüngliche Außenkruste, die den ganzen Mond umgibt – sie ist, wie man erwarten sollte, annähernd kreisrund. Auf der erdabgewandten Seite – hier – befindet sich darauf dieses blaue Zeug, das vor nicht langer Zeit hinzugefügt wurde.«
    »Auf der eigentlichen Oberfläche also.«
    »Genau. Irgend jemand hat einige Milliarden Tonnen Schutt auf die alte Kruste gekippt – aber nur auf dieser Seite.«
    »Und das ist ziemlich überzeugend bestätigt worden?«
    erkundigte sich Hunt, nur um wirklich sicherzugehen.
    »Klar... sicher. In den Boden der erdabgewandten Seite sind genügend Bohrlöcher und Schächte getrieben worden, um uns ziemlich genau zu sagen, wo sich die alte Oberfläche befindet. Ich werde Ihnen mal etwas zeigen...« Der größte Teil der gegenüberliegenden Wand bestand aus nichts anderem als Reihen von kleinen Metallschubladen, jede ordentlich mit einem Kennungsetikett versehen, die sich vom Fußboden bis zur Decke erstreckten. Steinfield durchquerte den Raum, bückte sich, um die Etiketten zu betrachten und murmelte gleichzeitig vor sich hin. Mit einem plötzlichen »Da haben wir's!« stürzte er sich auf eine der Schubladen, öffnete sie und kehrte mit einem Glasbe-hälter in seinen Händen zurück. Er enthielt ein großkörni-ges Bruchstück einer hellgrauen, steinigen Substanz, das an einigen Stellen schwach glitzerte und auf einem Drahtge-stell angebracht war.
    »Das ist ziemlich gewöhnlicher KSEP-Basalt von der erdabgewandten Seite. Er...«
    »›Xep?‹«
    »Reich an Kalium, daher das K, seltenen Erden und Phosphor, also KSEP.«
    »Ah... ich verstehe.«
    »Aus einer Mischung wie dieser«, fuhr Steinfield fort,
    »besteht ein großer Teil des Hochlandes. Dieser Brocken erstarrte vor rund 4,1 Milliarden Jahren. Nun, durch eine Analyse der Isotopenanreicherung, die von der kosmischen Strahlung hervorgerufen wurde, der er ausgesetzt war, können wir ermitteln, wie lange er auf der Oberfläche gelegen hat. Der Wert für diesen Stein liegt bei 4,1 Milliarden Jahre.«
    Hunt sah ein wenig verwirrt drein. »Das ist doch normal.
    Es ist das, was Sie erwartet haben, nicht wahr?«
    »Wenn er sich auf der Oberfläche befunden hätte, ja.

    Aber dieser stammt vom Grund eines über zweihundert Meter tiefen Schachtes! Mit anderen Worten: Er lag die ganze Zeit auf der Oberfläche – dann befand er sich plötzlich zweihundert Meter darunter.« Steinfield zeigte erneut auf die Wandkarte. »Wie ich schon sagte, überall auf der erdabgewandten Seite stießen wir auf die gleiche Sache.
    Wir wissen ungefähr, in welcher Tiefe die alte Oberfläche liegt. Sie besteht aus altem Felsgestein und den Formationen, die auch auf der erdzugewandten Seite anzutreffen sind; darüber ist alles nur Schutt – bis hinauf zu dem, was die heutige Oberfläche darstellt, ist das ehemalige Gestein pulverisiert worden und zum größten Teil geschmolzen, als das Gerümpel vom Himmel fiel. Genauso, wie man das erwarten sollte.«
    Hunt nickte zustimmend. Die Energie, die bei dem Auf-schlag einer derart großen Masse frei wurde, war gewaltig.
    »Und niemand weiß, wo dieser Schutt herkam?« fragte er.
    Steinfield wiederholte sein charakteristisches Kopfschüt-teln. »Einige Leute meinen, daß ein ausgedehnter Meteoritenschwarm mit dem Mond kollidierte. Das mag stimmen –es ist weder schlüssig bewiesen noch widerlegt worden.
    Die Zusammensetzung des Schutts allerdings ähnelt nicht direkt der von Meteoriten – eher dem eigentlichen Mond-material. Es ist, als bestünde beides aus dem gleichen Zeug
    – darum sieht's aus größerer Höhe auch gleich aus. Man muß sich die Mikrostruktur ansehen, um die Dinge zu erkennen, von denen ich gesprochen habe.«
    Schweigend betrachtete Hunt die Probe eine Zeitlang verwundert. Schließlich legte er sie vorsichtig auf eine Ablage.

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