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Der Tote trägt Hut

Der Tote trägt Hut

Titel: Der Tote trägt Hut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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aus, wenn sie betrunken ist.«
    »Tu ich nicht. Er hieß Sergeant Major Grit Maleenon. Er war nackt, weil er …«
    »Mair!«
    Sie schnappte sich ihr Glas und lachte. Der Rest der Geschichte blieb uns durch die Ankunft unseres Pick-ups erspart. Ehrlich gesagt, wäre es vielleicht besser gewesen, sich Mairs Geschichte anzuhören. Insgeheim hatte ich diesen Moment mit einiger Sorge kommen sehen, und ich kann mir vorstellen, wie Mair sich gefühlt hat. Arny hatte sein Mädchen – und ich verwende den Begriff mit einiger Vorsicht – zum Essen eingeladen. Das Festmahl, das vor uns stand, war längst kalt geworden. Arny kam eine halbe Stunde zu spät.
    »Ah! Das ist das Stichwort für den diskreten, attraktiven Polizisten, sich auf den Weg zu machen«, sagte Chompu.
    Arny und eine kräftige Frau waren aus dem Pick-up gestiegen. Die beiden standen halb im Schatten, aber sie schien einen Fallschirm zu tragen. Zum Glück war dieser weiß und nicht tarnfarben, sonst hätten wir die Frau völlig aus den Augen verloren, als das ungleiche Pärchen Arm in Arm über den Parkplatz kam. Ich beugte mich über den Tisch.
    »Kommt gar nicht infrage, Lieutenant. Entweder bleiben Sie sitzen und essen mit uns, oder ich petze dem Polizeiministerium, dass Sie im Dienst bei Mariah Carey mitsingen.«
    »Biest.«
    Ich spürte, dass Mair sich wieder auf die Bank gleiten ließ, zurück in den Schatten. Opa genehmigte sich noch einen ordentlichen Schluck vom Whisky. Das glückliche Paar hielt Händchen, als es an unseren Tisch trat. Im Schein der Lampe sah ich auf Arnys Gesicht ein breites Lächeln und eine rührend stolze Miene, als er auf seine Verlobte deutete. Diese Miene hatte ich noch nie gesehen. Mair bemerkte es offenbar auch. Sie beugte sich aus dem Schatten vor und lächelte.
    »Wen haben wir denn da?«, fragte sie.
    Arnys Begleiterin kam an den Tisch und legte die Hände zu einem besonders respektvollen wai zusammen. Diesen erwiderten wir alle, bis auf Opa Jah, der grunzte und stattdessen einen Schluck trank. Sie war eine wirklich attraktive Frau, braun gebrannt und mit einer Nase, wie ich sie schon oft bei indianischen Holzfiguren gesehen hatte. Ihre Haare waren so dick wie Asphalt und fielen über ihren Rücken wie ein dunkles Cape. Ja, ihr Kopf war gut. Ich würde ihm eine 8,2 geben, aber wegen des Fallschirms wusste ich gar nicht, wie ich ihren Körper einschätzen sollte. Es war irgendwie beunruhigend. Es war, als sei sie aus dem Flugzeug auf einen nahen Acker gesprungen und hätte noch keine Zeit gehabt, sich vor dem Abendessen zu entwirren.
    »Tut mir leid, dass wir so spät kommen«, sagte Arny, der aus unerfindlichem Grunde beschlossen hatte, uns ebenfalls mit einem wai zu begrüßen. »Wir mussten per Armdrücken entscheiden, was wir zu einem so feinen Abendessen anziehen wollten.«
    Er kicherte. Es war ein echter Arny-Scherz, der auch durch die Eisenstange nervöser Anspannung, die offenbar an seinem Rücken festgeschweißt war, nicht besser wurde. Auch Opa Jah bot keine Hilfe.
    »Na, offenbar hat sie verloren«, sagte er.
    Ich wandte mich meinem Opa zu, um ihm einen bösen Blick zuzuwerfen, und trat versehentlich Chompu ans Schienbein. Er heulte auf. Und das war der Moment, in dem alles hätte schiefgehen können. Arnys Miene entgleiste, Mairs Lächeln sah aus wie aufgeklebt, und ich wühlte verzweifelt in meiner Trickkiste herum, auf der Suche nach etwas Diplomatischem, das ich versprühen konnte. Doch da lachte das Mädchen. Es war wie die Eröffnung einer Ausstellung strahlender Zähne. Irgendwo ganz hinten in ihrer Kehle klimperten Kronleuchter und kristallene Gläser. Es war so ein Lachen, in das man nur mit einstimmen konnte.
    »Ich habe auch was Richtiges zum Anziehen dabei«, sagte sie. Ihr südlicher Akzent klang melodisch und erdig wie ein Saloon. »Drüben im Pick-up … es sei denn, Sie möchten gern darüber abstimmen.«
    Mair sprang auf und nahm die Frau bei der Hand und lächelte. »Ich zeige Ihnen, wo Sie sich umziehen können«, sagte sie, und wir anderen applaudierten. Alle bis auf Arny, der mit bebenden Lippen dastand, als die beiden Frauen in der Dunkelheit verschwanden.
    »Ich fand, sie sah hübsch aus«, sagte er.
    Ich ging zu ihm hinüber und umarmte ihn so weit wie möglich.
    »Nong« , sagte ich. »Du hast das Kleid für deine Freundin ausgesucht, stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Ihr wart zusammen einkaufen, und sie hat dich ein Kleid aussuchen lassen.«
    »Ja.«
    »Na, dann habe ich eine gute Nachricht

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