Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tote trägt Hut

Der Tote trägt Hut

Titel: Der Tote trägt Hut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
Vom Netzwerk:
Fußweg von der Kreuzung beim Krankenhaus, und noch mal zehn Minuten zum Tiwa , wo der Fahrer wohnte. Ihr Zimmer lag an der Straße, damit keiner sehen konnte, wie sie in ihrer Verkleidung ein und aus ging. Sie hatte das richtige Alter und die richtige Größe, und ich verwette meinen Hintern, dass sie keine Koreanerin war.«
    »Eigentlich meinte ich: Sind Sie sicher, dass ich meinem impulsiven, unkooperativen Vorgesetzten mit so einer Geschichte kommen sollte?«
    Ich verstand, was er meinte. Wir saßen auf einer Bank vor dem vier Meter hohen, weißen Buddha gegenüber vom Polizeirevier. Opa Jah lief auf und ab. Ich hatte keine greifbaren Beweise, die meinen abwegigen Verdacht untermauern konnten. Er basierte auf einer zweiminütigen Begegnung im 69 Resort und auf meiner Intuition.
    »Sie haben recht«, sagte ich. »Eins nach dem anderen. Wie wäre es, wenn Sie es folgendermaßen angehen? Die Polizei erhält einen anonymen Anruf, der besagt, dass sich eine ausländische Frau im 69 Resort tagelang merkwürdig verhalten hat. Am Tag vor dem Mord hat sie eingecheckt und ist am Tag nach dem Überfall auf Sergeant Phoom abgereist. Ihre Leute überprüfen die Reisepassnummer, die sie angegeben hat, stellen fest, dass die nicht existiert …«
    »Was, wenn doch?«
    »Bleiben wir optimistisch, ja?«
    »Okay.«
    »Wir versuchen, Zeugen zu finden, die sie als Wu verkleidet gesehen haben, und dann bringen wir irgendwie Mika Mikata ins Spiel.«
    »Bei Ihnen klingt es so einfach.«
    War es auch. Die Gelegenheit bot sich früher als erwartet. Chompus Telefon unterbrach uns, und man bestellte ihn zu einer Besprechung nach Lang Suan. Die neue Entwicklung der Ereignisse zog die Rückkehr der Detectives aus Bangkok nach sich. Sie waren richtig eingeschnappt, als sie herausfanden, dass die örtliche Polizei Ermittlungen aufgenommen hatte, obwohl sie doch nur etwaige Vorfälle melden sollte. Bangkok hatte seine Tatverdächtige längst im Sack, und deshalb waren sie nicht eben begeistert, dass sie so bald schon wieder in den Süden kommen mussten. Als sie feststellten, dass der Benz-Chauffeur bereits verhört worden war und beim Anblick eines Fotos der Nonne kategorisch erklärt hatte, das sei nicht die Frau, die er chauffiert habe, spuckten sie buchstäblich Gift und Galle. Sie beriefen ein Notfall-Meeting aller an diesem Fall Beteiligten ein, inklusive des armen Sergeant Phoom, der an den Rollstuhl gefesselt war.
    Niemandem gefiel ihr herablassender Ton, besonders nicht Major General Suvit, der einigermaßen stolz darauf war, wie er den Fall behandelte, seit Bangkok ihm diesen überlassen hatte. Chompu erzählte uns später, das Meeting sei zweimal in wildes Gebrüll ausgeartet. Einige beteuerten, irgendwann habe der Major General zu seiner Pistole gegriffen. Immer wieder war die Frage nach dem Motiv aufgekommen. Wer hatte ein besseres Motiv als die Nonne? Warum sollte eine fremde Frau ohne jegliche Verbindung zum Opfer plötzlich auftauchen und es erdolchen? Das war eine Frage, die niemand beantworten konnte. Bangkok argumentierte, Morde geschähen niemals zufällig. Ausnahmslos kannten die Mörder ihre Opfer oder hatten einen persönlichen Grund, ihnen den Tod zu wünschen. Das war der Moment, in dem meine kurze Unterbrechung ins Spiel kam.
    Ein weiblicher Lieutenant trat ein, mit Kaffee, Kokoskeksen und einem Zettel mit einem heißen Tipp. Sie reichte dem Major General den Zettel und machte dann den Fehler, nicht hinauszugehen. Er teilte ihr mit, alle seien mit Kaffee versorgt, vielen Dank auch, und fragte, was sie hier noch wollte. Vermutlich hatte sie sich diese Frage während ihrer beruflichen Laufbahn hin und wieder selbst schon gestellt. Sie ging hinaus. Der Major General las den Zettel, dann verkündete er, jemand habe angerufen und behauptet, im 69 Resort hätte eine Frau gewohnt, auf welche die Beschreibung von Miss Wu aus Hongkong zutraf. Sie war mit einem teuren Fotoapparat gesehen worden und fuhr einen schwarzen Benz. Sekunden später war der Raum menschenleer, bis auf Sergeant Phoom, dessen Arme in angewinkelten Gipsverbänden steckten und der niemanden hatte, der seinen Rollstuhl schob. Er trank seinen Kaffee aus und genehmigte sich zwei Hände voll Kokoskekse.
    Die Frau an der Rezeption des 69 Resort war doch ziemlich sprachlos, als plötzlich sieben Polizeifahrzeuge auf ihren Parkplatz einscherten. Sie meinte, sie hätte keine Ahnung, wer bei der Polizei angerufen haben mochte, sie sei es jedenfalls nicht gewesen. Sie

Weitere Kostenlose Bücher