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Der Tote trägt Hut

Der Tote trägt Hut

Titel: Der Tote trägt Hut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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Brunnen.

Kapitel 11
    »Ich bin eigentlich kein Mensch, der losgeht und sich hinsetzt und schwer mit seiner Seele ringt.«
    George W. Bush
    zitiert in Vanity Fair , Oktober 2000
    I ch saß auf einem Hocker vor »Maprao Markisen«, dem Laden, der Meng, dem Privatdetektiv, gehörte. Es war erniedrigend. Er hatte einen Klienten. Seine Frau hatte mir den Hocker in den Schatten gestellt und eine kühle Tüte mit dreißigprozentigem Fruchtsaft gegeben, aber von der Straße aus war ich immer noch zu sehen. Seit Opa Jahs Geschichte war ich etwas neben der Rille. Ich hatte völlig vergessen, Mittag zu machen, sodass Chompu nach Pak Nam zurückgefahren war und meine Familie sich mit Instantnudeln mit Dom-Yam-Geschmack und getrockneten Tintenfischen als Beilage begnügen musste. Ich konnte nichts essen. Ich saß da und sah ihnen zu und fragte mich, wieso ich dermaßen erpicht darauf gewesen war, mich ins hässliche 20. Jahrhundert zurückzubeamen. Als ich es nicht mehr ertragen konnte, ihnen dabei zuzusehen, wie sie Fast Food mit derselben Begeisterung in sich hineinschaufelten, wie sie über meine Mahlzeiten herfielen, sprang ich auf meinen Drahtesel und machte mich auf den Weg zum Markisenladen. Ich hätte auch laufen können. Es waren nur dreihundert Meter. Aber ich hatte das Gefühl, ich sollte möglichst schnell Ed hinter mich bringen, der noch immer am Betontisch wartete.
    » Koon Jimm …?«, hörte ich hinter mir.
    »Nicht jetzt, Ed.«
    Was für ein Mann – das frage ich – hat angesichts der momentanen Wirtschaftskrise mitten am Tag zweieinhalb Stunden übrig? Ein arbeitsloser Loser – das sage ich.
    Aber jetzt wünschte ich, ich wäre gelaufen, denn ein kleiner Spaziergang in der Mittagshitze wäre besser gewesen, als von jedem Motorrad und jedem Auto angegafft zu werden, das unsere Dorfstraße entlangfuhr. Schließlich hörte ich Stimmen aus unserem Laden, und Tante Summorn, die Mutter von Mapraos dorfbekanntem Ganoven – Daeng –, dankte dem Detektiv und ging mit ihm bis an den Straßenrand.
    »Das beruhigt mich sehr«, hörte ich sie sagen, und ich hatte nicht das Gefühl, dass sie von Markisen sprach. Ein Auto – weder ein Taxi noch ein Lieferwagen, der alte Leute kidnappte – hielt neben ihr und sammelte sie ein. Das passiert hier unten oft. Man geht spazieren, und alle halten an, um einen mitzunehmen. Etwas nervig, aber liebenswert. Der Detektiv drehte sich zu mir um. Falls Sie schon eine Vorstellung von einem Privatdetektiv im Kopf haben, sollten Sie diese löschen und noch mal neu anfangen. Koon Meng war etwa so groß wie ich, aber gebaut wie ein Zahnstocher. Ich staunte, dass er unter der Last seiner Kleidung nicht zusammenbrach. Vermutlich war der Kugelschreiber in der Hemdtasche schuld an seinem krummen Rücken. Sein Oberlippenbart bestand aus fünf Härchen, das graue Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden.
    »Entschuldigen Sie, dass ich Sie habe warten lassen«, sagte er. »Es ist bald so weit, dass ich ein Wartezimmer brauchen könnte.«
    Er lachte nur mit seinen unteren Zähnen, was ich nicht für möglich gehalten hätte.
    »Schön zu sehen, dass das Detektivgeschäft so gut läuft«, sagte ich mit einer ordentlichen Portion Ironie, die er vermutlich nicht mitbekommen würde.
    Wir gingen in sein Büro, das eigentlich nur das vordere Zimmer seines Hauses war, mit einem Schreibtisch in der Ecke. Ich setzte mich. Er sich ebenfalls.
    »Womit kann ich Ihnen dienen?«, fragte er.
    »Ich möchte wissen, welchen Dienst Sie meiner Mutter erweisen und wie viel Sie dafür zu berechnen gedenken«, sagte ich.
    Ich hoffte, er würde nicht wissen wollen, ob ich diese Frage auch schon Mair gestellt hatte, denn dann müsste ich zugeben, dass dies nicht – zumindest nicht direkt – der Fall war, was den Eindruck erwecken würde, dass ich mit meiner eigenen Mutter nicht kommunizierte. Während ich draußen auf dem erniedrigenden Hocker gesessen hatte, hatte ich überlegt, wie ich reagieren würde, falls er das Problem der Vertraulichkeit zwischen einem Detektiv und seinem Klienten ansprechen sollte, und ich nahm mir vor, ihn darauf hinzuweisen, dass er Plastikmarkisen installierte, und soweit ich wusste, nahm der Ehrenkodex der Markisenbauer in keiner Weise Bezug auf derart ethische Konflikte. Doch gab er mir keine Gelegenheit, irgendwelche klugscheißerischen Antworten an den Mann zu bringen.
    »Ich ermittle für sie wegen einer Vergiftung«, sagte er.
    Okay. Ich gab ihm zwanzig Punkte für

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