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Der Tote trägt Hut

Der Tote trägt Hut

Titel: Der Tote trägt Hut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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Dschungel zurückgezogen, weitab jeder Form von Kommunikation.«
    »Na gut. Ich will dich nicht lange aufhalten. Ich habe die persönlichen E-Mails einiger Würdenträger der Sangha gelesen.«
    »Fühlst du dich okay damit?«
    »Ich hab mich schlaugemacht. In den Moralgesetzen steht nichts von Hackern. Hacken ist keine Sünde.«
    »Dann erzähl mir alles.«
    »Dein Abt, der lebende, er hat Verwandtschaft in hoher Position.«
    »Das könnte die Nachrichtensperre erklären. Ist dieser Verwandte möglicherweise eine wichtige Figur in dem Brettspiel, das momentan in Bangkok ausgetragen wird?«
    »Steht genau zwischen Läufer und Turm.«
    »Okay. Dann wäre es nicht sonderlich hilfreich, wenn sein Verwandter in Orange ausgerechnet jetzt des Mordes an einem Abt beschuldigt werden würde.«
    »Zu jedem anderen Zeitpunkt wäre es kein Problem.«
    »Kapiert.«
    »Es wäre sehr, sehr hilfreich, wenn die Ermittler möglichst bald einen anderen Verdächtigen finden könnten.«
    »Wäre eine Nonne recht?«
    »Ach, dann bist du selbst schon draufgekommen. Es wurden Recherchen zu deiner Nonne in Auftrag gegeben. Man hat eine Agentur darauf angesetzt, nach schmutzigen Geschichten zu suchen.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das hören möchte.«
    »Sie war Sängerin.«
    Die Implikationen waren zahlreich.
    »Nachtklub?«
    »Nein. Molam . Thai-Schlager. Offenbar mit einiger Gefolgschaft. Dann hat sie eines Tages die Bühne hinter sich zurückgelassen und verkündet, dass sie ihren Beruf nicht weiter ausüben wolle. Die Plattenfirma hat versucht, sie zu verklagen, aber da war sie schon weg.«
    »Hat sie einen Grund genannt?«
    »Nein. Sechs Monate später war sie kahl und musste sich keine Gedanken mehr darum machen, welche Farben man zusammen in der Maschine waschen kann.«
    »Wann war das?«
    »Vor zweiunddreißig Jahren.«
    »Sie ist seit zweiunddreißig Jahren Nonne?«
    »In vierzehn verschiedenen Provinzen.«
    »Oha, da muss man gut zu Fuß sein.«
    »Allerdings. Aber an dieser Stelle möchte ich dich in eine Zeit entführen, als Schwester Bia noch die flachbrüstige Nong Bia war, Schülerin auf der Highschool eines kleinen Dorfs in Burirum. Einer ihrer Klassenkameraden war ein junger Bursche namens Kem.«
    »Abt Kem?«
    »Verdirb mir nicht meine Geschichte.«
    »Die beiden sind im selben Alter? Ich kann’s nicht glauben. Er sieht zwanzig Jahre älter aus.«
    »Anscheinend hat er sich während eines längeren Dschungelaufenthalts die eine oder andere Krankheit eingefangen, die seiner Haut nicht gut bekommen ist. Aber du zwingst mich vorzugreifen. Kem war schon vor der Lepra nicht eben der hübscheste Junge in der Klasse. Aber er war ehrlich und aufrichtig. Offenbar hatte er etwas, das den anderen Jungen fehlte, denn Bia verbrachte viel Zeit mit ihm. Es wurde schon darauf spekuliert, dass die beiden eines Tages heiraten würden. Aber am Abend der Abschlussfeier, als sich alle anderen Pärchen in die Büsche schlugen, um ihre Ankunft in der Welt der Erwachsenen zu feiern, verkündete Kem, dass er sich dem Tempel von Thamathiraram anschließen wollte, um Mönch zu werden.
    Es hat sie völlig überrascht. Sie singt weiter mit ihrer Familienkapelle und macht sich bald einen Namen. Aber immer, wenn sie in Burirum ist, besucht sie ihren alten Schwarm im Tempel. Sie wird berühmt für ein Liebeslied, das sie selbst geschrieben hat: ›Safrangelb ist meine Liebe‹.«
    »Machst du Witze? Das kenne ich. Es ist wunderschön.«
    »Kann sein. Dadurch wurde sie jedenfalls unter den molam zur Berühmtheit.«
    »Hat sie einen Hut getragen?«
    »Was für einen Hut denn?«
    »Einen orangefarbenen. So was wie eine Requisite, wie Michael Jackson?«
    »Gesehen habe ich keinen. Ich hab mir Bilder von ihr runtergeladen, auf denen sie auf der Bühne steht. Ein Hut ist mir nicht aufgefallen, aber eins kann ich dir sagen: Sie war ein heißer Feger. Man muss schon ein echt ernsthafter Mönch sein, um so eine Braut zurückzuweisen. Es gab Zitate von ihrem Manager. Er meinte, sie war eine schwierige Klientin, weil sie bei ihren Tourneeplänen auf regelmäßigen Besuchen in Burirum bestand. Aber bei einem schicksalhaften Trip zum Tempel ist Kem auf einmal nicht mehr da. Er ist auf Pilgerreise. Jahrelang weiß niemand, wo er ist. Bias Karriere stürzt ab. Ihr fehlt das Selbstvertrauen, die Motivation, und deshalb macht sie ihre unerwartete Ankündigung. Mit Ende zwanzig wird sie Nonne und beginnt ihre Wanderschaft von einer Provinz zur nächsten.«
    »Auf

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