Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tote trägt Hut

Der Tote trägt Hut

Titel: Der Tote trägt Hut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
Vom Netzwerk:
Deshalb wusste ich, dass Sie mit zusammengebissenen Zähnen gelogen haben. Aber ich möchte bezweifeln, dass Mana es auch so in Erinnerung hat, und die Detectives aus Bangkok allemal.«
    »Wer hätte gedacht, dass die verdammte Kamera verloren geht? Was schlagen Sie vor, wie wir es angehen?«
    »Haben Sie einen Drucker?«
    »Ja.«
    »Lässt der sich zu Ihnen zurückverfolgen?«
    Mit jeder Begegnung stieg Chompu in meinem Ansehen und stand doch immer weiter unten auf der Liste der Leute, denen ich vertraute, was ohnehin schon eine sehr kurze Liste war. Ich ließ ihn beim quälend langsamen Farbdrucker zurück und machte mich auf den Weg in die Küche, um das Mittagessen vorzubereiten. Ich hatte den Lieutenant eingeladen, mit uns zu speisen. Irgendetwas Klitzekleines, ganz hinten links im Wandschrank meines Verstands, überlegte, ob Ed wohl noch draußen am Betontisch auf mich wartete, doch bevor ich so weit kam, hörte ich ein Grunzen hinter mir. Ich fuhr herum und sah Opa Jah an einem unserer überdachten Tische sitzen. Er war bekleidet, was mich überraschte. Er trug ein dunkelblaues Mao-Hemd und graue Hosen.
    »Du hattest also nicht vor, mich irgendwas zu fragen?«, sagte er barsch.
    »Du warst gar nicht da«, erklärte ich. »Wie sollte ich …?«
    »Ich fahre für dich durchs halbe Land, und du bedankst dich nicht mal dafür.«
    »Du warst schon in Surat?«
    Ich muss wohl beeindruckt gewesen sein, denn ich quiekte meine Frage hervor. Diesmal lächelte er definitiv. Ich setzte mich und drückte seine Hand, und er freute sich ein paar Sekunden lang daran, bis er seine Korallenfinger zurück-
zog.
    »Keine große Sache«, sagte er.
    »Und du hast mit Captain Waew gesprochen?«
    »Selbstverständlich.«
    »Wunderbar.« Wir hatten es alle versucht. Ich, der Major, der Lieutenant. Er wollte nichts mit uns zu tun haben. »Wie hast du das gemacht?«
    »Erzähl ich dir irgendwann mal.«
    Ich wusste, dass er es nie tun würde. Langsam sah es danach aus, als müsste sich das Mittagessen selbst kochen.
    »Na gut. Ich bin ganz Ohr«, sagte ich.
    Er räusperte sich und holte einen kleinen Notizblock aus seiner hinteren Hosentasche. Er warf kaum einen Blick darauf.
    »Eine einflussreiche Person …«, begann er – nie ein guter Anfang einer Geschichte, »war Chef einer Bande, die mit diversen schmutzigen Machenschaften zu tun hatte. Waew, damals im Rang eines Lieutenant Colonel, war von einem Helfershelfer des Gangsters angesprochen worden, der ihm unverhohlen eine ansehnliche monatliche Summe bot, wenn er die Bande unbehelligt gewähren ließ. Waew gehörte damals zu den ganz wenigen thailändischen Polizisten, die noch ein Gewissen hatten, und deshalb hat er sich auf das Angebot des Helfershelfers eingelassen, aber gleichzeitig seinen Vorgesetzten darüber informiert. Daraufhin kam es zu umfassenden Ermittlungen gegen die Bande. Obwohl der Halunke seine Finger in allen möglichen Geschäften hatte, wollte die Polizei sich nur auf eine ganz bestimmte Aktivität konzentrieren, um eine wasserdichte Anklage zu bekommen.«
    Bei einem Blick über den Tisch sah ich, dass in Opa Jahs Notizbuch gar nichts geschrieben stand, aber er erweckte den Anschein, als würde er daraus einen Bericht vorlesen. Beeindruckend. Wenn ich je vierundsiebzig werde, weiß ich wahrscheinlich nicht mal mehr, an welchem Ende man seine Zahnbürste festhält.
    »Da Waew drei Anzeigen wegen Diebstahls bei Autovermietungen hereinbekommen hatte«, fuhr er fort, »und da der Detective durch den Helfershelfer wusste, dass diese Diebstähle eine der lukrativsten Einnahmequellen der Bande waren, beschloss er …«
    Ich hob eine Hand.
    »Was?«
    »Warum Autos von Vermietungen? Wozu der Aufwand, Ausweise zu fälschen und in Kautionen zu investieren, wenn man einfach ein geparktes Auto aufbrechen, es kurzschließen und damit wegfahren könnte?«
    Es war eine dumme Frage, aber ich dachte, sie würde Opa Jah gefallen.
    »Gutes Argument«, sagte er. Das war bestimmt das erste Kompliment, das ich von ihm bekommen hatte, seit ich in der sechsten Klasse den Neujahrskarten-Malwettbewerb gewonnen hatte. »Aber vielleicht solltest du einfach mal dein Hirn benutzen?« – Ernüchterung. – »Für wie lange mietet man ein Auto? Eine Woche? Zwei? Dadurch hat man zwei Wochen Zeit, die Kennzeichen zu tauschen, die Papiere zu fälschen und das Auto über die Grenze zu bringen. Wenn du ein Privatauto klaust, hast du die Polizei vom ersten Tag an im Nacken.«
    Ich lächelte

Weitere Kostenlose Bücher