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Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition)

Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Krohn
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Es war sicherlich unklug, noch jemanden in den Verdacht um Roberto Mazzacane einzuweihen, der abgesehen von dem Kunstspektakel bisher mit den unterirdischen Gängen nichts zu tun hatte und dessen Verbindung zu Fiorilla allein durch einen besoffenen Jugendfreund ans Licht gekommen war. Viel wichtiger erschien den beiden Freundinnen die Frage, was sie mit diesen neuen Informationen anfangen sollten. Endlich doch die Polizei hinzuziehen?
    Marlen war der Ansicht, sie sollten sich zusätzlich absichern und wenigstens zwei, drei andere Leute in die neueste Entwicklung der Dinge einweihen, Jean, Italo, Dante, Rosaria, Corrado. Je mehr Leute davon wußten, um so besser. Irgendwann war der Punkt erreicht, wo es kein Zurück mehr gab, wo sich Enthüllungen nicht mehr unter den Teppich kehren ließen und man Wissen nicht mehr mittels Geld – oder Pistolenkugeln – zum Schweigen deformieren konnte. Marlen fand es daher wichtig, daß jetzt so viel wie möglich von der dubiosen Sache an die Öffentlichkeit gelangte.
    »Wenn wir zur Polizei gehen, wird Assunta als Zeugin vernommen«, wandte Livia ein. »Und ich weiß nicht, ob ihr das recht ist.«
    Es war ihr in der Tat nicht recht. Die Tabakfrau wollte auf keinen Fall in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses geraten. Ermittler sowie Journalisten würden ihre Vergangenheit durchforsten, ihre Beziehung zu Umberto würde unter die Lupe genommen und zerpflückt werden. Außerdem geriete dann automatisch sie selbst für den Mord an Umberto unter Verdacht – »und für die Tatzeit, Samstag, den dritten April zwischen sechs und acht, wie in der Zeitung stand, habe ich leider kein Alibi«, sagte sie.
    »Das könntest du ihr ja geben«, schlug Marlen seelenruhig vor.
    Livia blätterte in ihrem Kalender und war einverstanden. Zwar hatte die erste Malsitzung in Wirklichkeit erst einen Tag später stattgefunden, aber das war eine Kleinigkeit, die sich leicht korrigieren ließ.
    Doch die Tabakfrau schüttelte den Kopf. Es ging ihr nicht nur um das Alibi. Was die letzte Reise des toten Umberto anbelangte, hatte sie ein reines Gewissen. »Vielleicht ist meine Aussage sowieso nicht viel wert«, sagte sie. »Gut, ich kann der Polizei zeigen, wo genau sich das Depot mit den Kunstwerken befindet. Aber das ist auch schon alles. Ich kann keinerlei Beweise liefern. Die auf dem Kassettenrecorder wiedererkannte Stimme? Da steht dann irgendwann meine Aussage gegen die dieser Fiorilla – die Aussage einer Tabakfrau aus den Quartieri gegen die einer steinreichen Witwe mit Haus in Posillipo und besten Verbindungen.« Sie lachte bitter auf.
    Marlen stimmte ihr zu. »Jeder mittelmäßige Rechtsanwalt würde Fiorilla bei so mickriger Beweislage aus dem Schlamassel herauspauken. Und zwar auf Kosten von Assunta Maria Balzano.«
    »Aber wir können doch nachweisen, daß mindestens zwei Kunstwerke aus dem Haus der Cacciapuoti Diebesgut sind und daß Fiorilla und Agnese sie in das Depot unter der Erde gebracht haben, als sie kalte Füße und Angst vor einer Hausdurchsuchung bekamen.« Livia verschränkte die Arme. »Ich gebe zu, das ist nicht viel.« Sie ging zum Fenster, öffnete es, laue Abendluft strömte herein, dazu das Gequäke der Motorini und entfernt hupenden Autos. Sie drehte sich um, schnippte mit dem Finger. »Also müssen wir mehr draus machen. Es kommt nur darauf an, wie man eine Sache anbietet. Die Verpackung ist schon die halbe Miete. Hört mal zu! Wir machen einen Deal. Und dazu brauchen wir Giorgio.«
    »Wer ist Giorgio?« fragte die Tabakfrau geduldig. »Oder ist das noch etwas, das ich nicht wissen darf?«

47
    Fiorilla Cacciapuoti sollte sich sicher fühlen wie ein Fisch im Wasser, das war der erste Teil des Plans. Wie das Giornale di Napoli bereits am Mittwochmorgen wußte, bestand zwischen den beiden unterirdischen Toten ein Zusammenhang, der mit ziemlicher Sicherheit in dem immer wieder aufflackernden Krieg um die Macht und das Sagen im Drogengeschäft zu suchen war. Man kannte mittlerweile den Namen des zweiten Toten. Er hieß Salvatore delle Donne und war mit dem ersten Toten befreundet gewesen. Gemeinsam hatten sie lange Mittelamerikareisen unternommen, Handel getrieben. Das reichte, um Verwicklungen mit der Drogenszene zu unterstellen. Die Polizei war sich laut der Berichterstattung allerdings nach wie vor nicht ganz im klaren, ob identifizierter Salvatore delle Donne nicht möglicherweise Selbstmord begangen habe. Der Journalist Giorgio Limoncelli selbst hatte den Kommentar

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