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Der Tote vom Kliff

Der Tote vom Kliff

Titel: Der Tote vom Kliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Amerika ist tot. Die anderen Europäer taugen
nichts. Die Russen verfügen über unermessliche Rohstoffvorkommen und können
damit die Welt erpressen. Nehmen Sie die kleinen Scharmützel um die
Gaslieferungen über die Ukraine.«
    Auf Dr. Dr. Buurhoves Stirn perlten die ersten feinen
Schweißtropfen. »Und die Araber schwimmen im Geld. Nicht etwa, weil sie tüchtig
sind, sondern weil sie zufällig auf Öl sitzen.«
    »Sie haben aber keine hehre Meinung von anderen.«
    Dr. Dr. Buurhove winkte ab. Er dozierte jetzt wie in
Trance. »Das haben Laipple und Gruenzweig erkannt. Sie wollten die kommende
Weltmacht China mit ins Boot holen.«
    »Nun hören Sie mir doch mit diesem ewigen
Chinagequatsche auf«, mischte sich Große Jäger ein. »Ich werde sonst nie wieder
in ein Chinarestaurant gehen, um die nicht auch noch zu fördern.«
    »Müssen wir uns die Zeit mit solchen Bemerkungen
stehlen lassen?«, fragte Dr. Dr. Buurhove unwirsch.
    »Sie vergessen andere aufstrebende Nationen«, gab
Lüder zu bedenken.
    »Nix da. Sie meinen Indien. Die sind zu sehr mit sich
selbst beschäftigt. Eine Demokratie ist viel zu schwerfällig, um rasant den
Wandel zu vollziehen. Und wenn Sie an den Stahlmarkt denken – Mittal hat sich
doch übernommen. Und Afrika können Sie vergessen, trotz der immer wieder
beschworenen Hinwendung vom Bundespräsidenten zum schwarzen Kontinent. Gut.
Angola mag ein paar Perspektiven haben, aber noch ist es ein Geheimtipp.«
    Große Jäger bohrte sich demonstrativ im Ohr,
begutachtete ausgiebig das Ergebnis und sagte: »Möglicherweise habe ich nicht
mitbekommen, warum Laipple und Gruenzweig ermordet wurden. Geht es um die große
Weltverschwörung?«
    Dr. Dr. Buurhove nickte heftig. »Endlich haben Sie das
auch begriffen.«
    Große Jäger machte mit seiner Hand eine Wischbewegung
vor der Stirn. »Der ist ja komplett plemplem. Oder ist das nur eine besonders
gewiefte Taktik, um auf verminderte Zurechnungsfähigkeit zu plädieren?«
    Es war wirklich phantastisch, was sich die beiden
Mordopfer dort ausgedacht hatten, überlegte Lüder. Ob es sich jemals hätte
verwirklichen lassen, würde die Welt nicht mehr erfahren. Auch nicht, ob es
nicht nur ein überzeichnetes Modell war.
    Große Jäger legte den Zeigefinger an die Stirn und
musterte Dr. Dr. Buurhove. »Eines verstehe ich noch nicht. Lew Gruenzweig
hasste die Deutschen. Er hat sich strikt geweigert, unsere Sprache zu
sprechen.«
    Dr. Dr. Buurhove rieb Daumen und Zeigefinger
gegeneinander. »Diese Ideologie übertrumpft alle anderen.«
    Lüder überließ es den Hamburger Beamten, Dr. Dr.
Buurhove erkennungsdienstlich zu behandeln. Er selbst erstellte das
Vernehmungsprotokoll, während sich Große Jäger Richtung Gänsemarkt aufmachte.
Das war ein historischer Fleck: Hier stand das älteste Burgerrestaurant der
Hansestadt.

ACHT
    Lüder war sich nicht sicher, ob das Aprilwetter die
Ursache war oder ob es andere Gründe gab, dass die Menschen in seiner Umgebung
sich ebenso bedeckt hielten wie der Himmel. Margit war ihm immer noch gram,
obwohl sie klug genug war, es nicht in Gegenwart der Kinder zu zeigen. Sicher
verlangte er viel Geduld und Verständnis von ihr, wenn sein Beruf immer wieder
Vorhaben und Alltagsrhythmus der Familie durcheinanderbrachte oder sie glaubte,
er würde wieder einmal in einer gefährlichen Mission unterwegs sein.
    Leider hatte Große Jäger, der vor einem Jahr Gast im
Hause Lüders gewesen war, das Erlebnis um das Schussloch in seiner speckigen
Lederweste episch ausgebreitet. Die Erzählung hatte schließlich ein Ausmaß
angenommen, dass der legendäre Garagenmord der Al-Capone-Gang in Chicago ein
Nichts war.
    Auch Große Jäger zeigte sich nicht von seiner heiteren
Seite, als Lüder ihn auf dem Handy erreichte.
    »Ich bin auf dem Weg nach Sylt und will mir den
Bodyguard vorknöpfen. Mit etwas Glück haben wir damit den Mörder für die zweite
Tat dingfest gemacht. Und Sie?«
    »Ich gehe noch einmal die Protokolle durch. Es scheint
sich wirklich zu bestätigen, dass Fixemer den ersten Mord begangen hat. Obwohl
…« Lüder führte den Satz nicht zu Ende.
    Sofort hakte der Oberkommissar nach. »Sie haben noch
einen Rest Zweifel an dieser These?«
    »So ist es. Da ist noch etwas. Ich komme nur nicht
darauf. Ich werde noch einmal Balzkowski befragen.«
    »Sie wollen nach Gelsenkirchen? Können das nicht die
Kollegen vor Ort im Zuge der Amtshilfe machen?«
    »Ich möchte dem Mann gegenüberstehen. Mag sein, dass
es eine

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