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Der Tote vom Kliff

Der Tote vom Kliff

Titel: Der Tote vom Kliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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an.
    »Entschuldigen Sie bitte, aber dies sind wichtige
Beweise zum Mordfall Dr. Laipple. Wir werden Ihre Runde nicht weiter
behelligen. Der Ordnung halber müssen wir aber noch Ihre Personalien
aufnehmen.«
    Große Jäger hatte in der Zwischenzeit an seinen
hinteren Hosenbund gegriffen und ein paar altertümliche Metallhandschellen
hervorgezaubert, die Dr. Dr. Buurhove sich widerstandslos anlegen ließ. Dann
griff er zum Handy und bestellte einen Streifenwagen zum Überseeclub.
    Den als Neustadt bezeichneten Teil der Hamburger City
konnte man getrost als den armen und unbekannten Verwandten der Innenstadt
bezeichnen. Im übertragenen Sinne traf das auch auf das Polizeikommissariat 14
in der Caffamacherreihe zu, die in einem der für den Norden typischen roten
Backsteinbauten untergebracht war. Selbst der Raum, den ihnen der Diensthabende
zur Verfügung gestellt hatte, passte sich dem an.
    Große Jäger hatte Dr. Dr. Buurhove die Handschellen
abgenommen. Die Rechtsbelehrung hatte der Unternehmensberater und ehemalige
Anwalt stumm über sich ergehen lassen. Auf anwaltlichen Beistand verzichtete
er.
    Lüder hatte Dr. Laipples Memorandum gelesen. Jetzt
verstand Lüder auch, weshalb sich Dr. Laipple mit Lew Gruenzweig treffen
wollte.
    »In diesem Papier steckt in der Tat Brisanz«, sagte
Lüder und heftete seinen Blick auf Dr. Dr. Buurhoves Augen. Dem
Unternehmensberater gelang es nur kurz, den Blick zu erwidern. Dann schlug er
die Lider nieder. Lüder hatte sein Gegenüber als arrogant auftretenden,
selbstbewussten Mann erlebt. Davon war nichts mehr vorhanden.
    »Das ist aber noch lange kein Grund, dass Dr. Laipple
dafür sterben musste.«
    »Dass Sie ihn ermordet haben«, schob Große Jäger nach.
    »Ich habe niemanden ermordet«, sagte Dr. Dr. Buurhove
mit matter Stimme.
    »Wie sind Sie in den Besitz dieser Unterlagen
gekommen?«
    »Ich habe mich über Kwiatkowski an den Leibwächter
herangemacht.«
    »Meyerlinck.«
    »So heißt er wohl. Der hat zehntausend Euro dafür
kassiert, dass er die Dokumente beschafft.«
    »Wann haben Sie die übernommen?«
    »Am Sonntagmittag. Wir haben uns in Westerland am
Parkplatz vor dem Aquarium getroffen. Ich habe die Papiere übernommen und das
Geld übergeben.«
    Lüder und Große Jäger wechselten einen raschen Blick.
Zu diesem Zeitpunkt war Dr. Laipple schon tot gewesen.
    »Das war ein echtes Schnäppchen. Für zehntausend Euro
haben Sie von einem der heißesten Pläne der Weltwirtschaft erfahren. Was
wollten Sie mit Ihrem Wissen machen? An die Presse verkaufen? Die beiden
Urheber des Plans konnten Sie nicht mehr erpressen. Beide waren tot. Ermordet.«
    Lew Gruenzweig vermutlich von Hubert Fixemer, dachte
Lüder, obwohl er trotz der erdrückenden Beweislage immer noch seine Zweifel
hatte. Und jetzt sah es so aus, als hätte ausgerechnet der Leibwächter seinen
Schutzbefohlenen ermordet. Für lumpige zehntausend Euro. Leute wie Dr. Dr.
Buurhove machten sich nie selbst die Finger schmutzig. Lüder war sogar der
Überzeugung, dass der Unternehmensberater nur an den Papieren interessiert war,
aber keinen Mord in Auftrag gegeben hatte.
    »Für jemanden, der im internationalen Business tätig
ist wie ich, waren das phantastische Dinge, die im Memorandum standen.« Dr. Dr.
Buurhove schien für einen Moment seine missliche Lage vergessen zu haben. Er
bekam fast glänzende Augen, als er fortfuhr.
    »Haben Sie verstanden, was Laipple und Gruenzweig
wollten? Eine neue Weltordnung. Die Erde sollte neu verteilt werden, nachdem
das amerikanische Bankensystem zusammengebrochen war und sich das deutsche als
eines der stabilsten erwiesen hatte.«
    »Na, na«, sagte Lüder. Ihm war die Skepsis über Dr.
Dr. Buurhoves Euphorie deutlich anzuhören. »Frankfurt hat sich nicht mit Ruhm
bekleckert. Von unseren Banken hat niemand mehr eine weiße Weste.«
    »Schon, aber gemessen an all den anderen sind die
Deutschen heute die Könige. Deutschland galt immer als Fleißiges Lieschen.
Exportweltmeister. Aber im Konzert der großen Stimmen bedeutungslos. Vielleicht
hängt das auch ein wenig mit der deutschen Geschichte zusammen. Jedenfalls
rechnet niemand mit Deutschland als wirtschaftlicher Führungsmacht in der Welt.
Laipple war daran gelegen, dass der Deal zwischen den Chinesen und Hundegger
alle aufschreckt und die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Das hätte die Presse,
die Öffentlichkeit und die Gewerkschaften beschäftigt. Und niemand hätte mitbekommen,
was hinter den Kulissen läuft.

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