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Der Tote vom Kliff

Der Tote vom Kliff

Titel: Der Tote vom Kliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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bisschen schon«, widersprach Große Jäger. »Dr.
Laipple bekommt einen größeren und komfortableren Sarg. Da liegst du einfach
weicher und hast auch mehr Platz. Man weiß nicht, wie lange man es in der Kiste
aushalten muss, bis der Jüngste Tag kommt. Da ist es vielleicht ganz angenehm,
wenn du nicht Touristenklasse liegen musst.«
    »Selbst als Leiche haben die das besser als wir«,
stimmte Matthiessen ein.
    Große Jäger prostete dem Mann zu und trank einen
winzigen Schluck aus seiner Flasche. »Sag mal«, fragte er dann beiläufig. »Hast
du etwas mit dem Mord an diesem Typen zu tun?«
    »Ich?« Matthiessen sah ihn mit großen Augen an. »Wie
kommst du darauf? Nur weil ich ein Gewehr habe?«
    »Ist das eigentlich angemeldet?«
    Der Pensionswirt winkte ab. »Natürlich nicht. Das
Dingens habe ich mal von einem Onkel geerbt. Das ist schon ewig nicht benutzt
worden. Ich habe gar keine Munition.«
    »Hast du etwas von dem anderen Mord gehört?«
    »An dem Dingsbums, dem Amerikaner? Nur das, was in der
Zeitung stand. Und was die so reden.« Sein ausgestreckter Arm fuhr einen
Halbkreis ab und sollte die Leute andeuten, die die Gerüchteküche anheizten.
Plötzlich schien er sich zu besinnen. »Warte mal. Was haben wir heute? Montag?
Letzte Woche, Dienstag oder Mittwoch, da war ich mir einen ballern.«
    »Wo?«
    »In Westerland.« Matthiessen nannte den Namen der
Kneipe und sah Große Jäger erstaunt an, als der die Augenbrauen hochzog.
»Kennst du die?«
    Der Oberkommissar nickte. Es war das Lokal, in dem er
gestern Abend die beiden Frauen getroffen hatte.
    »Da saß so ein anderer Typ. Der hatte kräftig einen
getankt. Und geflucht hat er. Ich dachte schon, das ist so ein Altkommunist.
Mensch, war der sauer auf die Geldsäcke. ›Die vernichten Arbeitsplätze‹, hat er
geflucht.«
    »Wie hieß der Mann?«
    Matthiessen zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Hat
gefaselt, dass er Betriebsrat ist.«
    »Hat er gesagt, woher er kam?«
    »Nö. Nur, dass er bei so einem Laden ist, der jetzt
dichtgemacht werden soll.«
    »Kannst du den Mann beschreiben?«
    Matthiessen überlegte. »Puhh«, sagte er schließlich.
»Der sah aus wie alle.«
    »Groß? Klein? Brille? Glatze?«
    »Tut mir leid. Das habe ich mir nicht gemerkt.
Außerdem hatte ich ja auch schon …« Er deutete mit der Hand an, dass er
gebechert hatte.
    Große Jäger schob die noch nicht angebrochenen
Flaschen zu Matthiessen hinüber. »Da wirst du diskutieren müssen«, sagte er.
»Ich glaube nicht, dass dir die Kollegen das mit in die Zelle geben.«
    »In die Zelle?« Matthiessen war jetzt doch
verunsichert. »Ihr wollt mich einbuchten?«
    »Nur vorübergehend, bis alles notiert ist.« Große
Jäger stand auf und gab ihm die Hand. »Und mach nicht wieder so einen Scheiß,
Gödeke. Verstanden?«
    »Da kannst du dich drauf verlassen.«
    Wenig später saß Große Jäger dem Leiter der
Westerländer Kripo gegenüber. »Das sind merkwürdige Verhörmethoden, die ihr in
Husum anwendet«, staunte der Hauptkommissar und wedelte mit einem Aktendeckel.
»Uns liegt jetzt das Ergebnis der DNA -Analyse
von Lew Gruenzweig vor. Wir haben eine Vorstellung, mit wem der Amerikaner
intim war, bevor er ermordet wurde.« Er schob Große Jäger das Papier über den
Schreibtisch.
    Der warf einen Blick darauf und pfiff erstaunt durch
die Zähne. »Potz Blitz. Das ist wirklich eine Überraschung. Der Sache werde ich
sofort nachgehen.«
    »Soll ich mitkommen?«, fragte Paulsen.
    »Das ist so pikant, da gehe ich lieber allein und habe
ein wenig mehr Bewegungsfreiheit.«
    Der Sylter Hauptkommissar nickte nur.
    Sicher hätte man das kurze Stück vom Polizeigebäude
bis zum Brandenburger Platz auch zu Fuß zurücklegen können. »Ich bin nicht bei
der Infanterie«, begründete Große Jäger seine Bitte, dass ihn ein
Polizeifahrzeug zum Appartementhaus am Westerländer Nordstrand bringen sollte.
Er musste mehrfach an der Tür zum Gebäude klingeln, bis sich eine unwirsche
Frauenstimme meldete.
    »Jaaa?«
    »Polizei. Ich möchte gern mit Ihnen reden. Mit Ihnen
beiden. Nun erklären Sie mir nicht, der Hollerhansi wäre nicht zu Hause. Sein
Auto steht hier vor der Tür.«
    »Holler – wer?«
    »Hollerhansi! Hans-Martin Hollergschwandtner.«
    Statt einer Antwort ertönte der Summer. Vor der Tür
des Appartements musste Große Jäger erneut eine Weile warten, bis Sabine Johbst
öffnete. Sie schien gerade dem Bett entstiegen zu sein. Ihre Haare standen wirr
vom Kopf ab, es tat ihrem natürlichen

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