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Der Tote vom Maschsee

Der Tote vom Maschsee

Titel: Der Tote vom Maschsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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fährt
fort: »Wir sollten prüfen, ob durch ein Gutachten von Offermann ein Täter eine
sehr milde Strafe bekommen hat, vorzeitig aus dem Maßregelvollzug entlassen
wurde, oder ein Entlassener Proband von Offermann rückfällig geworden ist.«
    Â»Wäre so etwas nicht durch die Presse gegangen?«, fragt Fernando.
    Â»Sicher. Aber es muss ja nicht hier geschehen sein. Offermann war
bundesweit tätig.«
    Â»Das kann ja heiter werden«, brummt Oda.
    Â»Was, bitteschön, kann heiter werden?« Völxen findet, dass sich Oda
heute Morgen eine Spur zu sehr gehen lässt. Außerdem knurrt ihm der Magen, und
die Kekse sind alt und lummelig.
    Â»Verbrechensopfern und deren Angehörigen zu erklären, dass sie unter
Mordverdacht stehen.«
    Â»Natürlich werden solche Leute nur dann befragt, wenn sich ein
konkreter Verdacht ergibt«, raunzt Völxen. »Frau Wedekin, am besten Sie
schnappen sich seinen Computer und seine Unterlagen und gehen alle seine Fälle
durch. Wenn möglich auch die dazugehörige Presse.«
    Na, toll! Jetzt kriegt das Zuckermäuschen auch noch die Zuckerspur.
Nur mit Mühe und zusammengebissenen Zähnen gelingt es Oda zu schweigen.
    Völxen dagegen fällt auf, dass Julia Wedekin die Einzige in der
Runde ist, die er siezt. Aber er kann dieser jungen Dame nicht gleich das Du
anbieten, so etwas braucht Zeit und spezielle Umstände. Oda Kristensen kennt er
seit Ewigkeiten, und mit Fernando hat es eine besondere Bewandtnis.
    Â»Hallo? Herr Hauptkommissar? Bist du noch bei uns?«, durchdringt
dessen Stimme seine Gedanken.
    Â»Entschuldige. Was war?«
    Â»Ich habe gefragt, wann denn eine Mordkommission eingerichtet wird.«
    Â»Morgen früh um neun, seid pünktlich.«
    Â»â€¦Â und die Uhrzeit wissen Sie genau? Ah, ja. Es wäre
schön, wenn Sie dies noch einmal hier auf der Dienststelle zu Protokoll geben
könnten. Der Papierkrieg, Sie wissen ja … Kristensen ist mein Name. Dezernat 1.1.K.« Oda legt auf und sieht Völxen betont
gleichgültig an, der nach kurzem Anklopfen ins Zimmer getreten ist.
    Â»Was Neues?«, fragt er.
    Â»Ein Hotelgast, der sich noch etwas die Beine vertreten wollte, hat
exakt um 12.05 Uhr Schüsse gehört.«
    Â»Wenigstens etwas. Was sollte das vorhin, in der Teamsitzung?«
    Â»Was denn?«
    Â»Du weißt schon, was ich meine.«
    Odas Unschuldsmiene verfinstert sich. »Warum wird diese Wedekin auf
die einzig interessante Spur angesetzt, während ich Hotelgäste abtelefonieren
darf?«
    Â»Weil ich sehen will, was sie drauf hat. Und weil ich der Chef bin
und die Aufgaben verteile.« So. Das musste mal gesagt werden. Oda scheint sich
in letzter Zeit zu sehr als Primus inter pares zu fühlen.
    Â»Selbstverständlich, Chef.« Artig faltet Oda die Hände auf ihrem
Schreibtisch. Ihr übertrieben devoter Augenaufschlag macht Völxen vollends
rasend. Er stampft aus dem Zimmer, während Oda hektisch einen Zigarillo aus der
Packung katapultiert. Kaum dass ein paar gierige Züge ihre Lunge erreicht
haben, klopft es erneut zaghaft an die Tür.
    Â»Herein!«
    Es ist eine Dame in einem zeltartigen Kleid mit Ethno-Muster. Sie
beginnt sofort zu husten. »Ich suche eine Kommissarin Kristensen«, sagt sie,
nachdem sie sich beruhigt hat.
    Â»Sie haben sie gefunden.« Oda bläst ihrer Besucherin eine Rauchwolke
entgegen. »Schön, dass Sie da sind, Frau Schlömer.«
    Â»Woher wissen Sie …?«, keucht die Besucherin erstaunt.
    Â»Wir sind die Polizei, wir wissen alles«, entgegnet Oda und drückt
seufzend ihren Zigarillo aus.
    Â»Die Luft hier ist deutlich besser geworden«, stellt
Völxen beim Betreten von Odas altem Büro fest.
    Jule ist allein. Mit konzentrierter Miene starrt sie auf den
Bildschirm. »Ich sehe mir gerade die Daten aus Offermanns Computer an. Ist aber
hauptsächlich Verwaltungskram aus der Praxis drauf. Und ein bisschen
Männerschweinkram, das Übliche eben.«
    Was meint sie denn damit? Denkt sie, alle Männer haben Pornos auf
dem PC?
    Völxen muss zu seiner Erleichterung nicht darauf antworten, denn
schon stellt sie die nächste Frage: »Hat man seinen Laptop eigentlich noch
gefunden?«
    Â»Soviel ich weiß, nicht«, antwortet Völxen. Er schlendert zum
Fenster, examiniert die Zimmerpflanze und blickt zum Nachbargebäude hinüber, zu
dem über hundert Jahre alten

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