Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tote vom Maschsee

Der Tote vom Maschsee

Titel: Der Tote vom Maschsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
Vom Netzwerk:
Gefängnis, in dem sich noch heute die
Gewahrsamszellen der Polizeidirektion befinden. Dann räuspert er sich und sagt:
»Das wird morgen Ihre erste MoKo-Sitzung sein, nicht wahr?«
    Â»Ja.«
    Â»Ja, also … erwarten Sie da noch nicht so viel. Es liegen noch wenig
ausgewertete Spuren vor, das LKA braucht für die Feinspuren etliche Tage,
manchmal Wochen. Meistens ist am Anfang ein bisschen Show dabei, für den
Vizepräsidenten und den Staatsanwalt, und damit man was an die Presse geben
kann.«
    Â»Ich verstehe.«
    Völxen steht ein wenig verloren herum, während Jules Blick zwischen
seinem Gesicht und dem Bildschirm hin- und herwandert.
    Sie fragt sich, wieso ihr Chef noch immer da ist.
    Â»Sie dürfen es Oda nicht übel nehmen«, platzt er unvermittelt
heraus. »Sie meint gar nicht Sie. Sie ist nur sauer auf mich, weil ich sie
nicht in die Personalentscheidung einbezogen habe.«
    Â»Keine Sorge, ich bin nicht so leicht einzuschüchtern.«
    Â»Das ist gut«, nickt Völxen.
    Â»Hat Oberkommissar Rodriguez meiner Einstellung zugestimmt?«
    Â»Den habe ich gar nicht gefragt. Warum? Hat er sich gestern nicht
gut benommen?«
    Â»Doch, doch, einwandfrei«, versichert Jule eilig. »Er hat mich sogar
seiner Mutter vorgestellt.«
    Â»Ah, Pedra Inocencia Rodriguez. Ein echtes Rasseweib. Wissen Sie, im
Gegensatz zu den meisten meiner Kollegen hatte ich noch nie was für Fast Food
übrig, und Pedra Rodriguez hat schon Tapas serviert, als hierzulande noch kein
Mensch diesen Ausdruck kannte. Außerdem habe ich mich sofort in ihren
Schnurrbart verliebt.« Wenn sie lächelt, sieht Kommissarin Wedekin recht hübsch
aus, findet Völxen. Man wird ein wachsames Auge auf Fernando haben müssen.
    Â»Wann war das?«, fragt Jule.
    Â»Oje.« Völxen winkt resigniert ab. »Das dürfte bald zwanzig Jahre
her sein. Da war ich noch beim Kriminaldauerdienst.«
    Â»Demnach kennen Sie auch Fernando schon sehr lange«, kombiniert
Jule.
    Â»Allerdings«. Schon als halbstarken, halb kriminellen Rotzlöffel,
fügt er in Gedanken hinzu. Eines ihrer Kennenlern-Gespräche fand gleich
gegenüber statt. Manchmal bestimmt nur ein winziger Zufall, auf welcher Seite
des Gesetzes einer landet. »Wo ist unser Spanier denn eigentlich?«
    Â»In der Medizinischen Hochschule, bei Offermanns Obduktion.«
    Völxens Augenbrauen wandern in Richtung seiner Geheimratsecken.
»Der? Freiwillig?«
    Â»Es liegt möglicherweise daran, dass er für danach Dr. Liliane
Fender zur Identifizierung ihres Geschäftspartners dorthin bestellt hat.«
    Â»Ist die hübsch?«
    Â»Ja, das kann man so sagen.«
    Â»Dieser Halodri, dieser spanische! Und dann kotzt er wieder.
Verzeihung.« Völxen räuspert sich verlegen und fügt hinzu: »Ich habe nichts
gesagt.«
    Â»Ich habe nichts gehört.«
    Der Assistent setzt einen tiefen Bauchschnitt, und Dr.
Bächle brabbelt etwas von fünf Zentimetern Fettgewebe in sein Diktiergerät. An
diesem Punkt ist die Obduktion für Oberkommissar Fernando Rodriguez vorbei.
Dabei hat er sich fest vorgenommen durchzuhalten. Das ist ihm auch einigermaßen
gelungen, am Anfang zumindest, obwohl der aufgedunsene Leib Offermanns wirklich
keinen schönen Anblick bietet. Körpermaße, Eintrittswunden der Projektile,
Beschaffenheit und Verfärbungen der Haut, all das war noch erträglich. Aber
nun, da Offermann ausgeweidet wird wie ein erlegter Hirsch, überkommt ihn ein
Würgereiz. Er flieht aus dem Sektionssaal I und schafft es gerade noch
bis zur Herrentoilette des Rechtsmedizinischen Instituts.
    Nachdem er sein Frühstück losgeworden ist, drückt er seine
kaltschweißige Stirn an die Fliesen. Nein, ich geh da nicht mehr rein! Alles
Wichtige wird man erfahren, auch ohne sich der Betrachtung von Eingeweiden
aussetzen zu müssen. Der Vorschrift ist entsprochen worden, das muss genügen.
Laut Gesetz muss ein Vertreter der Staatsanwaltschaft bei der Obduktion
anwesend sein, welcher sich wiederum von einem Vertreter der Kriminalpolizei
vertreten lassen kann. Kaum einer im Dezernat kann sich jedoch erinnern, jemals
einen Staatsanwalt bei einer Obduktion angetroffen zu haben. Der Kommissar
spült sich den Mund aus und wäscht sich Gesicht und Hände. Bis Dr. Fender hier
eintrifft, muss sein Teint wieder eine normale Farbe angenommen haben. Tief durchatmen.
Denk an was

Weitere Kostenlose Bücher