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Der Tote vom Maschsee

Der Tote vom Maschsee

Titel: Der Tote vom Maschsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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aufgetreten. Sie haben sich in der Sendung in die Wolle gekriegt.
Deswegen habe ich mich auch gleich an sie erinnert. Und Offermann hat mir das
gestern in der Bar auch noch bestätigt, dass die das war. Sie ist von
irgendeiner Opferhilfegruppe, den Namen habe ich vergessen.«
    Â»Weißer Ring?«
    Â»Nein, was anderes. Ich überlege schon den ganzen Morgen, aber es
fällt mir nicht ein. Den Namen der Frau hat er auch erwähnt, aber ich habe ihn
nicht behalten. Ich konnte ja nicht ahnen, dass das so wichtig werden würde.«
    Â»Macht nichts«, versichert Oda. »Wie hat Offermann auf den verbalen
Angriff der Frau reagiert?«
    Â»Souverän. Er hat angeboten, wenn sie wolle, würde er sich später in
Ruhe mit ihr unterhalten. Daraufhin ist sie rausgegangen. Dr. Offermann hat sie
noch eine hysterische Zicke genannt. Aber nur ganz leise.«
    Â»Hat sie draußen auf ihn gewartet?«
    Â»Nein. Er und ich haben noch zusammen in der Bar was getrunken, da
war sie nicht.«
    Â»Worüber haben Sie sich unterhalten?«
    Â»Wir haben über diesen Natascha-Fall aus Österreich gesprochen, und
über den Mord an dem Kind, neulich, in Dresden. Darüber, wie man mit solchen
Tätern umgehen sollte. Ich habe mich zurückgehalten und ihn reden lassen.«
    Â»Warum?«
    Â»Ich finde, diese ganzen Therapien auf Kosten des Steuerzahlers –
das ist doch rausgeschmissenes Geld. Wer so was macht, der verdient keine
zweite Chance. Aber das konnte ich dem Mann ja nicht sagen. Deshalb habe ich
mich nach einem Anstandsbier verabschiedet. Ehrlich gesagt, was diese Frau ihm
da vorgeworfen hat … So ganz unrecht hatte sie nicht.«
    Oda bedankt sich bei der Buchhändlerin und bringt sie zum Aufzug.
Auf dem Rückweg schaut sie im Büro der Sekretärin vorbei.
    Â»Frau Cebulla?«
    Die Angesprochene nimmt den Kopfhörer von ihren blonden Flusen.
»Morgen, Frau Kristensen.«
    Â»Bonjour, Madame Cebulla. Suchen Sie mir doch bitte die Nummer der
Redaktion von Maybrit Illner heraus.«
    Â»Wollen Sie ins Fernsehen?«
    Â»Unbedingt«, antwortet Oda, nun schon deutlich besser gelaunt. Na
also. Immerhin schon ein kleiner Erfolg an diesem verkorksten Morgen.
    Â»Ja, das ist er«, sagt Liliane Fender, nachdem Dr. Bächle
das Tuch bis zum Hals des Toten zurückgeschlagen hat.
    Fernando kann beim besten Willen nicht feststellen, ob Offermanns
Tod sie berührt. Jedenfalls bringt sie es fertig, mit dem Rechtsmediziner noch
kurz über zerfetzte Gefäße, Schusskanäle und Offermanns Steatosis
hepatis zu fachsimpeln, ehe sie und Fernando Rodriguez den Sektionsraum
verlassen.
    Endlich frische Luft. Fernando atmet tief durch, als sie vor der Tür
des Instituts stehen.
    Â»Rechtsmedizin hat mich immer interessiert«, bekennt Dr. Fender.
»Manchmal bereue ich es, nicht diese Fachrichtung gewählt zu haben. Die
Patienten sind so angenehm schweigsam.«
    Â»Aber sie riechen«, gibt Fernando zu bedenken.
    Â»Daran gewöhnt man sich«, meint sie und sieht ihn prüfend an. »Sie
haben wieder Farbe bekommen. Ich dachte schon, Sie würden da drinnen umkippen.«
    Fernando gewinnt prompt noch mehr an Farbe und lenkt ab: »Sagen Sie,
woran hat Dr. Offermann zur Zeit gearbeitet?«
    Â»An den Psychen seiner Patienten.«
    Â»Ich meine, als Gutacher. Hatte er da momentan was zu tun?«
    Â»Ja, allerdings. Der Fall Strauch. Eine heikle Geschichte.«
    Â»Worum geht es dabei?«
    Sie setzt sich langsam in Bewegung, während sie berichtet: »Michael
Strauch befindet sich seit 1992
in Haft. Seine Strafzeit neigt sich dem Ende zu. Dr. Offermann arbeitete an
einem kriminalprognostischen Gutachten für die Strafvollstreckungskammer. Es
ging um die Frage seiner Entlassung, oder vielmehr, ob die seinerzeit vom
Gericht nicht angeordnete Maßregel der Sicherungsverwahrung nachträglich beantragt
werden sollte.«
    Â»Und er hat den Gefangenen am Montag in der Haft besucht?«
    Â»Nein. Am Montag hat er nur mit einer Dame vom Sozialen Dienst der JVA
Sehnde geredet.«
    Â»Hatte er denn schon mal mit diesem Strauch gesprochen?«
    Â»Ja.«
    Â»Er hat also erst mit ihm gesprochen, und dann mit dem Personal?«
    Â»Dr. Offermann vertrat die Auffassung, es sei besser, einem Klienten
erst einmal unvoreingenommen zu begegnen. Er verließ sich gern auf seine
Menschenkenntnis.«
    Sie sind fast am Parkplatz

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