Der Tote vom Maschsee
in Fernandos Gesicht
zu landen, ehe ein dritter Mann auftaucht und Oleg Druski ins Kreuz springt.
Gemeinsam biegen sie Oleg die Arme auf den Rücken, der Kollege zückt die Acht.
Zwei Messer werden von den Beamten der Polizeiinspektion Süd
beschlagnahmt und die Druskis in getrennten Streifenwagen weggefahren.
»Danke für die schnelle, unbürokratische Hilfe.«
»Gern geschehen«, grinst ein stämmiger Rothaariger, der, auch wenn
es Fernando nicht gerne zugibt, einen Kopf gröÃer ist als er.
»Mit einem von denen hätte ich es ja aufgenommen, aber bei zweien â¦Â«
»Versteht sich.«
Erfahrungsgemäà hat die Klientel vom Schlage der Druskis vor
Polizisten erst dann Respekt, wenn das SEK in martialischer Montur anrückt. Aber
dieses anzufordern wäre Fernando gegen den Strich gegangen.
»Rambo Rodriguez, lass mal deine Backe sehen«, sagt ein Drahtiger
mit Schnäuzer, ein Ex-Kollege aus den Zeiten beim Drogendezernat.
»Ach was, das ist nichts. Wartet mal, Jungs, ich hab was für euch.
Er geht an seinen Motorradkoffer und überreicht jedem Kollegen eine Flasche.
»He, das ist aber ein ganz feines Tröpfchen!«
»Nicht der Rede wert. Für euch ist mir doch nichts zu schade«,
bekennt Fernando mit treuherzigem Augenaufschlag. Dann verschwinden die drei um
die Ecke, wo ihr Wagen parkt.
Prima gelaufen, freut sich Fernando. Jetzt kann man ja mal in Ruhe
ein Wörtchen mit dieser Olga Druski reden.
Als Frau Cebulla den Nachmittagskaffee in sein Büro
bringt, entlädt sich gerade die Wolke schlechter Laune, die sich im Lauf dieses
Arbeitstages über Völxens Kopf zusammengebraut hat.
»Wo, zum Teufel, steckt eigentlich dieser gottverdammte Spanier?«
»Als ich zuletzt von ihm hörte, stand er vor einem Mietshaus in
Döhren und wollte ein paar deutsche Staatsbürger mit Namen Tatjana, Olga, Oleg
und Andrei Druski besuchen. Möchten Sie Kekse zum Kaffee?«
Natürlich möchte er. Aber er darf nicht. »Nein! Bloà nicht.«
Er ruft Fernando an: »Kannst du mir mal sagen, wo du dich den ganzen
Tag herumtreibst?«
»Ja, kann ich. Ich bin gerade auf dem Weg nach nebenan, zum
Polizeigewahrsam.«
»Willst du ein paar Jugenderinnerungen auffrischen?«
»Das ist nicht nett, dass du mich immer wieder daran erinnerst,
Chef.«
»Ich bin nicht nett. Ich bin authentisch«, antwortet Völxen.
»Ich habe die zwei Kerle festnehmen lassen, die möglicherweise
Offermanns Stalkerin überfallen haben, diese Erika Schröder. Ich habâs gerade
Oda erzählt.«
»Wieso Oda? Wieso nicht mir? Bin ich euer Hanswurst, dem man nichts
mehr sagen muss?«, braust Völxen auf.
»Weil ich noch ein paar Einzelheiten wissen musste und Oda ja mit
der Schröder gesprochen hat.«
»Und das hat so lange gedauert?«
»Ich musste noch die Schwester der beiden in die HanomagstraÃe
bringen lassen, damit sie sie dackeln. Sie ist nämlich, wie es der Zufall will,
die Putzfrau von Offermann. Der Fiedler hat doch neulich schon nach ihren Vergleichsabdrücken
gefragt.«
»Hat sie was gesagt?«
»Natürlich nicht.«
»Na gut, vernimm die beiden. Frag sie nach den zweitausend Euro, die
Offermann am zwölften Februar von seinem Konto abgehoben hat. Und hör mal â
lass dich zu keinen Tätlichkeiten hinreiÃen, ja? Sonst reià ich dir den Arsch auf.«
Â
Tout, tout, tout, vous saurez tout
Sur le zizi
Le vrai, le mou, quâa un grand cou,
Le gros joufflu, le pâtit touffu,
Le grand, ride, Le Mont Pelée â¦
Oda steuert den Dienst-Audi am östlichen Ufer des
Maschsees entlang und singt dazu. Sie hat eine klare, volle Stimme, bei ihr
sitzt jeder Ton.
Jule hat in der Schule Französisch als dritte Fremdsprache neben
Latein gelernt, aber sie hat es nie sehr gepflegt. Von Odas Gesang versteht sie
höchstens die Hälfte.
Oda hört auf zu singen, um einen Porschefahrer zu beschimpfen, der
sie rechts überholt und geschnitten hat. »Drecksack, unverschämter!«
»Was hast du da gesungen?«
»Das ist das Lied vom Zizi «, erklärt Oda
lachend. »Ein beliebtes Kinderwanderlied. Le zizi ist
eigentlich der kleine Vogel . Eigentlich. Es heiÃt in
dem Lied: Alles, alles, alles, ihr erfahrt alles über den Zizi .
Den echten, den falschen, den schönen, den hässlichen, den harten, den weichen,
der einen
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