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Der Tote vom Maschsee

Der Tote vom Maschsee

Titel: Der Tote vom Maschsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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richtigen Weg sind«, behauptet Oda. Sie biegt in
die Geibelstraße, setzt den Blinker und hält an. »Hier schmeiß ich dich raus.
Sieh dir noch ein bisschen die Südstadt an und warte, bis ich im Roderbruch
bin, bevor du klingelst. Ich will nicht, dass sich die zwei Damen absprechen.
Ist dein Handy an? Ich melde mich, wenn ich da bin.«
    Â»Das muss ja was ganz Aufregendes sein, wenn mich der Chef
persönlich zu sich bittet.« Boris Markstein rührt in der Kaffeetasse, die ihm
Frau Cebulla serviert hat. »Keine Kekse für den Kerl«, hat Völxen zuvor
angeordnet.
    Â»Allerdings«, bestätigt dieser. »Ich würde gern von Ihnen wissen,
welchen Inhalts die beiden Telefongespräche waren, die Sie mit Dr. Offermann
geführt haben. Und zwar war das eine …« – Völxen beugt sich über die Liste mit
den Telefonnummern – »… am vierten April und das andere am elften.«
    Markstein streckt die langen Beine aus, bis sie fast Völxens Schuhe
unter dem Schreibtisch berühren, und faltet die Hände hinter dem Kopf. »Herr
Hauptkommissar, ich bitte Sie. Ich bin Journalist. Das ist wie Arzt.
Gesprächsinhalte sind grundsätzlich top secret .«
    Â»Wir ermitteln in einem Mordfall, da gibt es kein top secret . Also?«
    Der Journalist nimmt wieder Haltung an und lächelt Völxen devot ins
Gesicht. »Darf ich darauf hoffen, dass Ihre Abteilung dann künftig ein wenig
kooperativer mit mir zusammenarbeitet?«
    Das war klar, denkt Völxen. Der macht nichts umsonst. Trotzdem
ärgert ihn Marksteins kleiner Erpressungsversuch.
    Völxens Verhältnis zu den örtlichen Pressevertretern ist recht gut,
mit den Leuten von der HAZ und der NP hat er schon häufiger zusammengearbeitet, und kürzlich
durfte die freie Mitarbeiterin eines Stadtmagazins zwei Tage lang im Dezernat
herumlungern, um eine Reportage über die Arbeit der Kripo Hannover zu
schreiben. Aber Boris Markstein gehört nicht gerade zu den Menschen, mit denen
Völxen gerne zu tun hat.
    Â»Meinetwegen, Sie haben einen gut«, knirscht er unter größter Überwindung.
    Markstein grinst. »Nun, ich war dabei, ein Porträt über Herrn Dr.
Offermann zu schreiben. Immerhin war er einer der Experten für Sexualstraftäter dieses Landes.«
    Â»Und was wollten Sie von Michael Strauch, den Sie in der Haft
besucht haben?«
    Â»Dasselbe.«
    Â»Sie wollen über Strauch ein Porträt schreiben?«
    Â»Aber ja«, meint Markstein mit leuchtenden Augen. »Leute wie Strauch
sind sexy.«
    Â»Wo soll das veröffentlicht werden, etwa in der Bild ?«
    Der Journalist schüttelt den Kopf. »Ich dachte eher an Focus oder den Stern .«
    Bald werden solche Kerle in Talkshows herumgereicht werden, ach was,
ihre eigene Talkshow bekommen, denkt der Kommissar verdrossen. »Offermann hat
Sie, einen Tag nachdem er selbst bei Michael Strauch war, angerufen. Erzählen
Sie mir nicht, dass das ein Zufall war.«
    Â»Nein, natürlich war das kein Zufall«, versichert der Reporter. »Er
muss erfahren haben, dass ich mit Strauch gesprochen habe. Daraufhin hat er die
weitere Zusammenarbeit mit mir abgelehnt. Er war ziemlich pissed
off und meinte, das ginge nun nicht mehr, da er der vom Gericht
bestellte Gutachter Strauchs sei. Man würde dann zu leicht zu dem Schluss
kommen, er habe mir möglicherweise vertrauliche Informationen über Strauch
zukommen lassen. Das habe ich eingesehen. Ich gebe zu, mein Timing war
ungeschickt. Na ja, shit happens .« Markstein zuckt
die mageren Schultern unter seinem Mantel, dessen Schöße sich neben dem Stuhl
auf dem Boden kringeln.
    Â»Wie sind Sie mit Offermann verblieben?«
    Â»Ich bot ihm an, das Porträt über ihn zu einem späteren Zeitpunkt zu
machen, wenn der Fall Strauch durch ist. Er sagte, er würde es sich überlegen. That’s it .«
    Die Frau in der Tür wirkt auf eine ungesunde Art
asketisch. Ihre Gestalt ist dünn und sehnig, das graue Haar ist auf Höhe des
spitzen Kinns gerade abgeschnitten. Sie trägt einen altbackenen Faltenrock zu
einer beigefarbenen Bluse, ihre Haut ist ebenfalls beige, bis auf die zwei
roten Flecken über ihren hervorstehenden Wangenknochen. Aus harten, lauernden
Augen mustert sie Jule mit unverhohlenem Argwohn. Auf keinen Fall handelt es
sich bei Jules Gegenüber um Elise Wenzel, geboren am 18. Mai 1974.
Diese Frau ist

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