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Der Tote vom Strand - Roman

Der Tote vom Strand - Roman

Titel: Der Tote vom Strand - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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unsicher. Sehr unsicher.
    »Mikaela?«, fragte Inspektorin Moreno. »Mikaela Lijphart? Denn das bist du doch?«
    »Ja«, gab die andere mit nervösem Lachen zu. Moreno sah, dass ihre Unterlippe zitterte.
    »Inspektor Baas ...«, setzte Moreno an, doch dann begriff sie, dass an diesem Abend kein Inspektor Baasteuwel im Vlissingen auftauchen würde. Er hatte dieses Treffen inszeniert. Und hatte deshalb am Vortag dieses seltsame Telefongespräch mit ihr geführt.
    Herrgott, dachte sie. Das hätte ich doch kapieren müssen! Dann lächelte sie Mikaela strahlend an und bat sie, aufzustehen, damit sie sie energisch umarmen konnte.
    »Ich ... ich freue mich so, dich zu sehen«, sagte sie.

    »Ebenso«, brachte Mikaela Lijphart heraus. »Er hat ... Inspektor Baasteuwel, meine ich ... er hat gesagt, du wolltest sicher mit mir sprechen. Er hat gesagt, ich sollte hier auf dich warten ... er hat mir auch Geld gegeben, damit ich dich zum Essen einladen kann.«
    Wenn Mikaelas Stimme nicht so ängstlich geklungen hätte, hätte Moreno jetzt laut losgelacht. Aber Mikaela war schrecklich angespannt, das war ihr deutlich anzusehen. Sie setzten sich. Moreno legte ihr die Hand auf den Arm.
    »Du bist nervös.«
    »Ja. Es ist so entsetzlich. Ich kann nachts nicht schlafen.«
    »Du verstehst ... du verstehst doch sicher, dass ich wissen will, was passiert ist?«
    »Ja ...« Mikaela starrte die Tischplatte an. »Ich weiß, dass ich es dir erzählen muss. Ich bin dir auch dankbar dafür, dass du in der Bahn so freundlich warst, und ich weiß, dass du dir danach so große Mühe gegeben hast.«
    Moreno versuchte noch einmal ein aufmunterndes Lächeln, merkte aber, dass es ihr nicht richtig gelingen wollte.
    »So schlimm war das nun auch wieder nicht«, sagte sie. »Wollen wir etwas zu essen bestellen und dann reden?«
    »Ja«, sagte Mikaela Lijphart. »Ich habe wirklich Hunger.« Sie brauchten eine Weile, um ihre Bestellung loszuwerden. Moreno überlegte, ob sie sich jemals in einer vergleichbaren Situation befunden hatte. Sie glaubte nicht. Es kam ihr auch nicht so vor, obwohl sie noch immer nicht wusste, was das Ganze zu bedeuten hatte. Sie hatte Tage, Nächte und Wochen mit dem Versuch verbracht, dieser spurlos verschwundenen jungen Frau auf die Spur zu kommen, und jetzt saß sie ihr an einem Restauranttisch gegenüber. Ohne die geringste Vorwarnung. Dieser verdammte Baasteuwel. Nein, so etwas hatte sie noch nie erlebt.
    Und Mikaela Lijphart fühlte sich gar nicht wohl in ihrer Haut. Sie war blass, sie zitterte, es schien keinen Sinn zu haben, über Alltäglichkeiten mit ihr zu reden — über Wind und Wetter und ihren letzten Kinobesuch — einfach sinnlos wäre das.

    »Na los, Mikaela«, bat sie deshalb. »Was sein muss, muss sein. Ich glaube, das hast du bei unserer letzten Begegnung gesagt.«
    »Nein, das warst du«, korrigierte Mikaela. »Wo soll ich anfangen?«
    »Mit dem Anfang natürlich. Mit dem Moment, als wir uns vor dem Bahnhof in Lejnice getrennt haben.«
    Mikaela hob den Blick und schaute ihr für einen Moment in die Augen. Dann holte sie tief Luft und legte los.
    »Ja, zuerst kam alles so, wie ich mir das vorgestellt hatte«, sagte sie und faltete langsam die Hände auf dem Tisch — als habe sie diese Kunst eben erst gelernt und könne sie noch nicht so leicht ausführen.
    »Ich bin dann zu diesem Heim gegangen und habe meinen Vater getroffen. Das war ... es war so seltsam, ein Zimmer zu betreten und einen wildfremden Menschen zu sehen, der also mein Vater war. Ich hatte natürlich versucht, mir das vorzustellen, aber es war doch viel seltsamer, als ich erwartet hatte ... er war so klein und so fremd und so ... krank. Er kam mir vor wie ein Vogel. Mein Vogelpapa, dachte ich. Und trotzdem wusste ich auf den ersten Blick, dass er mein Vater war, es war auf irgendeine Weise klar, ich kann das nicht erklären.«
    Ihre Stimme klang jetzt etwas fester, stellte Moreno fest, jetzt, wo sie in Gang war.
    »Weiter«, mahnte sie.
    »Du kennst doch die ... Geschichte?«
    Moreno nickte.
    »Ich habe im Zug nicht alles erzählt, was ich wusste, mir war das wohl ein bisschen peinlich. Dass mein Vater mit einer sechzehnjährigen Schülerin zusammen gewesen ist ... als ich zwei war. Aber es ist nun einmal passiert, es lässt sich nicht ändern. Das Mädchen kam ums Leben, und er wurde des Mordes für schuldig befunden. Das war aber nicht richtig. Es war ganz anders. An dem Tag hat er mir gesagt, dass nicht er Winnie Maas von der

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