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Der Tote vom Strand - Roman

Der Tote vom Strand - Roman

Titel: Der Tote vom Strand - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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war so träge wie eine mit Coca Cola betäubte Schmeißfliege, weshalb es ein ziemlich ausgewogener Kampf wurde), nicht darauf zu drücken. Sondern die Flucht zu ergreifen.
    Statt hineinzugehen und sich anzuhören, was er ihr zu sagen hatte. Und sie hatte ihre guten Gründe. Oder zumindest einen:

    In weniger als zwei Stunden fing ihr Urlaub an. Zwei Stunden. Einhundertzwanzig widerliche Minuten. Wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischenkam.
    Morenos Intuition sagte ihr, dass er sie wahrscheinlich nicht herbestellt hatte, um ihr schöne Ferien zu wünschen. Es hatte sich nicht so angehört und hätte auch nicht zu Reinhart gepasst.
    Wenn nichts Unvorhergesehenes ... ? Auf eine seltsame Weise kam das Unvorhergesehene ihr überhaupt nicht unvorhergesehen vor. Wenn sie darauf gewettet hätte, hätte sie immerhin gute Gewinnchancen gehabt. Das war nun einmal so im glanzlosen Bullenmetier, und es wäre nicht das erste Mal.
    Flucht oder nicht Flucht, was jetzt? Sie könnte später immer noch behaupten, etwas sei dazwischengekommen. Sie habe einfach nicht die Zeit gehabt, wie gewünscht bei ihm vorbeizuschauen. Vorbeizuschauen? Das klang doch ganz harmlos?
    Schau doch nach dem Mittagessen mal bei mir vorbei. Es dauert nicht lange ...
    O verdammt, dachte sie. Die Lage kam ihr so tückisch vor wie eine hungrige Kobra.
     
    Nach einem kurzen inneren Kampf war das Kind in den Brunnen gefallen, und ihre lutherisch-kalvinistische Bullenmoral trug den Sieg davon. Sie seufzte, drückte die Klinke herunter und trat ein. Ließ sich in den Besuchersessel sinken, während ihre Befürchtungen wie wütende Schmetterlinge hinter ihrer Schläfe herumschwirrten. Und in ihrem Bauch.
    »Was kann ich für dich tun?«, fragte sie.
    Reinhart stand am Fenster, rauchte und sah ganz allgemein Unheil verheißend aus. Sie registrierte, dass er Badeschlappen an den Füßen trug. Hellblaue.
    »Salve«, sagte er. »Möchtest du etwas trinken?«
    »Was hast du denn auf Lager?«, fragte Moreno, und wieder tauchte das kalte Bier vor ihrem inneren Auge auf.

    »Wasser. Mit oder ohne heiligem Geist.«
    »Ich glaube, ich verzichte«, sagte Moreno. »Wenn du das nicht falsch verstehst. Also?«
    Reinhart kratzte sich zwischen den Bartstoppeln und legte die Pfeife neben den Blumentopf auf die Fensterbank.
    »Wir haben Lampe-Leermann erwischt«, sagte er.
    »Lampe-Leermann?«, fragte Moreno.
    »Ja«, sagte Reinhart.
    »Wir?«, fragte Moreno.
    »Einige Kollegen. Draußen in Lejnice. Ja, eigentlich Behrensee, aber sie haben ihn nach Lejnice gebracht. Das war näher.«
    »Hervorragend. Wurde auch Zeit. Gibt’s Probleme?«
    »Eins«, sagte Reinhart.
    »Wirklich?«, fragte Moreno.
    Er ließ sich ihr gegenüber in seinen Schreibtischsessel sinken und musterte sie mit einem Blick, der vermutlich unschuldig wirken sollte. Moreno kannte diesen Blick und sandte ein vages Stoßgebet zum Fenster hinüber. Nicht schon wieder!
    »Ein Problem«, wiederholte Reinhart.
    »Lass hören«, sagte Moreno.
    »Er ist nicht ganz so kooperativ.«
    Moreno gab keine Antwort. Reinhart machte sich an den Papieren auf seinem Schreibtisch zu schaffen und schien nicht so recht zu wissen, wie es weitergehen sollte.
    »Oder genauer gesagt, er ist sehr kooperativ. Unter der Voraussetzung, dass er mit dir sprechen darf.«
    »Was?«, fragte Moreno.
    »Unter der Voraussetzung, dass er mit dir ...«
    »Ich habe schon verstanden«, fiel Moreno ihm ins Wort. »Aber warum um alles in der Welt will er mit mir sprechen?«
    »God knows«, sagte Reinhart. »So ist es nun einmal, mach mir da keine Vorwürfe. Lampe-Leermann ist bereit, ein vollständiges Geständnis abzuliefern, unter der Voraussetzung, dass er es dir zu Füßen legen darf. Sonst nicht. Er kann männliche Bullen nicht leiden, behauptet er, ist das nicht seltsam?«

    Moreno betrachtete eine Weile das Bild, das über Reinharts Kopf hing. Es zeigte ein kostümiertes Schwein, das auf einer Kanzel stand und eine ekstatische Gemeinde aus Schafsköpfen mit Fernsehapparaten bewarf. Vielleicht handelte es sich auch um Richter mit Perücken, sie war sich da nicht sicher. Sie wusste, dass der Polizeipräsident mehrmals versucht hatte, Reinhart dazu zu bewegen, das Bild abzuhängen, doch vergebens. Rooth hatte es als Symbol der Gedankenfreiheit und allgemeinen Bewusstseinslage bei der Truppe bezeichnet, und Moreno hatte die vage Ahnung, dass diese Analyse gar nicht so dumm war. Obwohl sie Reinhart nie danach gefragt hatte. Und den Polizeipräsidenten

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