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Der Totengarten

Der Totengarten

Titel: Der Totengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Pelecanos
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Ramone und Rhonda Willis hatten für die nächsten zwei Wochen die Schicht von acht bis vier.
    »Klar«, erwiderte Ramone. »Aber vorher muss ich noch mit Garloo sprechen.«
    »Lass dir Zeit. Das Opfer in meinem Fall ist schon identifiziert – ich lasse den Namen mal durchs System laufen, um ein paar Hintergrundinformationen zu bekommen.«
    »Es wird nicht lange dauern, danach können wir sofort los.«
    Garloo Wilkins saß an seinem Schreibtisch und las etwas im Internet. Als Ramone sich näherte, schloss er das Fenster. Wer Garloo kannte, wusste, dass es nur Sport oder eine Pornoseite gewesen sein konnte. Er stand auf Fantasy Baseball und reifere Frauen mit großem Vorbau.
    Wilkins’ Schreibtisch war leer, die Akten ordentlich an einer Seite aufgereiht. An seiner Pinnwand hingen keine Heiligenbilder oder Familienfotos, nur ein Polaroid, ein Beweisstück aus einer Akte. Es zeigte einen Go-go-Keyboarder aus der Gegend, der unter Mordverdacht stand. Auf dem Bild vögelte er gerade eine junge Frau von hinten und grinste dabei in die Kamera. Der Musiker war vernommen worden, doch aus Mangel an Beweisen und Zeugen war es nie zur Anklage gekommen. Es war nicht Garloos Fall gewesen, aber die gesamte Abteilung hatte sich darüber empört, dass der Verdächtige ungeschoren davonkam, und das Foto sollte daran erinnern, dass er noch immer dort draußen herumlief, sich amüsierte und freie Luft atmete. Außerdem lag auf Garloos Schreibtisch ein Päckchen Winstons und ein Feuerzeug. Das Motiv auf dem Feuerzeug war eine Karte von Nord- und Südvietnam. Wilkins war zwar Soldat gewesen, war aber zu jung, um in Vietnam gekämpft zu haben.
    »Hallo, Bill.«
    »Hi, Gus.«
    Ramone zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. »Was gibt’s Neues über Asa Johnson?«
    Wilkins öffnete die Akte und starrte auf die Papiere.
    Ramone warf einen Blick auf die oberste Seite. Es waren keine handschriftlichen Anmerkungen zu sehen. Wenn an einem Fall intensiv gearbeitet wurde, waren die Unterlagen normalerweise mit Randnotizen vollgekritzelt, und der Aktendeckel war abgegriffen. Diese Akte schien vollkommen unberührt.
    Wilkins schloss die Mappe und stellte sie zurück an ihren Platz. Offenbar hatte er nur damit hantiert, um den dramatischen Effekt zu steigern, ehe er mit den Neuigkeiten herausrückte.
    »Wir haben den vorläufigen forensischen Befund. Der Todeszeitpunkt lag demnach wahrscheinlich zwischen Mitternacht und zwei Uhr morgens. Einschusswunde an der linken Schläfe, Austrittswunde am Scheitel.«
    »Was ist mit der Kugel?«
    »Stammt von einer.38er. Sauber genug, um sie anhand der Spuren einer Waffe zuordnen zu können – wenn wir eine fänden.«
    Ramone nickte. »Irgendwelche Substanzen im Blut nachweisbar?«
    »Nichts. An den Fingern der linken Hand wurden Pulverrückstände gefunden. Ich nehme an, er hat im Moment des Schusses abwehrend die Hand gehoben.«
    »Okay. So viel zur Forensik. Wie steht es mit unseren Ermittlungen?«
    »Wir haben in der gesamten Nachbarschaft herumgefragt – Fehlanzeige. Bis auf diese alte Dame, die den zerbrechenden Ast gehört hat. Wir haben also keinerlei Zeugen. Bisher.«
    »Irgendwelche Hinweise aus der Bevölkerung? Vielleicht telefonisch?«
    »Nada.«
    »Was ist mit der Aufzeichnung von dem Anrufer, der die Leiche gemeldet hat?«
    »Die habe ich hier.»Wilkins nahm einen Umschlag aus seiner obersten Schreibtischschublade und zog eine Kassette heraus.
    »Was dagegen, wenn ich sie mir mal anhöre?«
    Garloo Wilkins und Ramone gingen nach hinten in den AV-Raum. Auf dem Weg kamen sie an Anthony Antonelli und Mike Bakalis vorbei, die gerade über die Redskins fachsimpelten.
    »Art Monk hatte 87 die meisten Receivingyards«, behauptete Bakalis.
    »Das war Gary Clark«, widersprach Antonelli. »Teufel, selbst Kelvin Bryant hatte in dem Jahr noch mehr Yards als Monk.«
    »Ich rede von Wide Receivers«, sagte Bakalis.
    »Clark war ein Wide Receiver, du Esel.«
    Ramone betrat mit Wilkins den Raum, legte das Tonband ein und drückte auf »Play«. Er hörte den Mann, der den Fund meldete, und die Frau von der Notrufzentrale, die erfolglos versuchte, ihn dazu zu bringen, seine Personalien zu nennen. Ramone spulte das Band zurück und spielte es noch einmal ab.
    »Was hörst du?«, fragte Wilkins, der eine flüchtige Veränderung in Ramones Gesichtsausdruck bemerkte, als hätte dieser in der Aufzeichnung etwas erkannt.
    »Ich achte nur auf Hintergrundgeräusche«, erwiderte Ramone.
    »Keine

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