Der Totengarten
Rufnummernübertragung«, bemerkte Wilkins. »Wird ein hartes Stück Arbeit, diesen Burschen zu finden, härter als mein Schwanz.«
»M-hm«, machte Ramone.
»Und du weißt, wie hart der ist«, fügte Wilkins grinsend hinzu, dabei entblößte er eine Reihe Pferdezähne. »Härter als das Leben selbst.«
»Klar«, sagte Ramone, der gar nicht Garloo, sondern der vertrauten Stimme vom Tonband zugehört hatte, langgezogenenen »0«s aus Maryland, von einem weißen Jungen aus der Arbeiterschicht in P.G. County, ein wenig schleppend vom Alkohol.
»Wenn wir den Anrufer finden, haben wir vielleicht einen Zeugen. Scheiße, womöglich ist er sogar der Täter«, sagte Wilkins.
»Dein Wort in Gottes Ohr«, erwiderte Ramone. Er hörte die Aufnahme ein drittes Mal an, dann nahm er das Band aus dem Gerät und gab es Wilkins zurück. »Danke.«
»Was ist, hast du vielleicht die Stimme erkannt, oder was?«
»Wenn du es ganz langsam rückwärts abspielst, ist es ein Geständnis«, konterte Ramone.
Wilkins konnte sich ein Grinsen nicht verbeißen.
»Wie geht es jetzt weiter?«, fragte Ramone.
»Ich statte den Johnsons heute einen Besuch ab. Sehe mir das Zimmer von dem Jungen an und so.«
Pass auf, dass du mit deinen Bärenpranken nicht sämtliche Spuren vernichtest, dachte Ramone.
»Und ich denke, ich lasse mir vom Vater eine Liste aller Personen geben, mit denen sein Sohn befreundet war«, fuhr Wilkins fort.
Vergiss die Schule nicht, dachte Ramone.
»Du hast doch nichts dagegen, wenn ich mal mit deinem Sohn rede?«, fragte Wilkins.
»Ich habe schon mit ihm gesprochen, er weiß nichts. Aber für das Protokoll ist es wahrscheinlich besser, wenn du ihn auch nochmal befragst. Ruf Regina zu Hause an, sie kann dir sagen, wann es am günstigsten ist.«
»Danke, Gus. Ich weiß, dass dir persönlich an dem Fall liegt. Ich bleibe an der Sache dran.«
»Ich weiß das zu schätzen, Bill«, erwiderte Ramone.
Anschließend kehrte Ramone zu Rhonda Willis zurück. Als die beiden bereits an der Tür waren, fragte Antonelli, wohin sie wollten, und Rhonda klärte ihn über den neuen Fall auf.
»Das Opfer hatte eine ganze Liste von Vorstrafen, schwerer Diebstahl, Drogendelikte«, berichtete Rhonda. »Über die WACIES-Datenbank habe ich ein paar Namen seiner Verbündeten erfahren. Die waren in ähnliche Machenschaften verstrickt.«
»Klingt nach einer sozialen Säuberung«, stellte Antonelli fest.
»Möglich«, räumte Rhonda ein. »Aber du weißt ja, dass ich alle Fälle gleich behandle. Schließlich hat Gott alle Menschen unschuldig erschaffen. Keiner von denen ist als Verbrecher geboren.«
Sie und Ramone gingen hinaus. Draußen auf dem Gehweg bei dem mit Privatautos, Lastwagen, Geländewagen und Streifenfahrzeugen gefüllten Parkplatz stand Garloo Wilkins und rauchte eine Winston bis auf den Filter herunter.
»Garloo scheint sich ja richtig in den Fall reinzuknien«, bemerkte Rhonda, als sie außer Hörweite waren.
»Er versteht es eben, seine Kräfte einzuteilen«, erwiderte Ramone.
Sie fanden einen Ford und stiegen ein. Ramone iiberließ Rhonda das Steuer, damit er während der Fahrt weiter über den Johnson-Fall nachdenken konnte. Ihm war selbst nicht klar, warum er noch keinem seiner Kollegen, nicht einmal seiner Partnerin, mitgeteilt hatte, dass die Stimme auf dem Tonband die von Dan Holiday war.
Holiday nahm die Post mit auf den Balkon und las den Artikel über Asa Johnson aufmerksam durch. Dann drückte er seine Zigarette aus und ging mit seiner Kaffeetasse in das zweite Zimmer seines Apartments, sein Büro. Er setzte sich an den Schreibtisch, fuhr den Computer hoch und ging online. Er tippte »Palindrom-Morde, Washington D.C.« in eine Suchmaschine. In der nächsten Stunde ging er die Treffer durch und druckte sich alles Brauchbare zu dem Thema aus. Manches fand er auf Seiten über Serienmörder, das meiste jedoch in den Archiven der Washington Post. Anschließend rief er das örtliche Büro des Polizei-Berufsverbandes an und sprach mit einem Mann, der Streifenpolizist gewesen war, als Holiday selbst noch im H-Street-Korridor Fußstreife ging. Er gab Holiday die aktuelle Adresse der Person, nach der er suchte.
Holiday zog seinen schwarzen Anzug an und verließ das Apartment. Er musste einen Klienten zum Flughafen bringen.
Das Opfer hieß Jamal White. Er war zweimal in die Brust und einmal in den Kopf geschossen worden. Schmauchspuren und erhebliche Kopfverletzungen deuteten darauf hin, dass die Schüsse aus
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