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Der Totengräber (Horror-Roman) (German Edition)

Der Totengräber (Horror-Roman) (German Edition)

Titel: Der Totengräber (Horror-Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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argumentieren. Die Fragen, die in ihm bohrten, ließen sich auf diese Weise nicht vertreiben.
    Durch das Fenster beobachtete Brad, wie die Sonne vollends versank und die Nacht hereinbrach. Sterne glitzerten an dem wolkenlosen Himmel und der Mond stand als fahles Licht über der Spitze des Kirchturms, die sich als dunkler Schemen abhob. Brad hatte das Fenster offen gelassen.
    Da er ja kein Licht hatte, war auch nicht damit zu rechnen, dass die Mücken über ihn herfallen würden.
    Brad döste doch kurz ein. Der Schlag der Kirchturmuhr weckte ihn aus einem Konglomerat wirrer Träume. Träume von denen er nach dem Erwachen nur sagen konnte, dass sein Dad darin eine Rolle gespielt hatte.
    Sein T-Shirt war schweißnass.
    Brad richtete sich auf und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Es dauerte einige Augenblicke, bis er in die Realität zurückfand.
    Er blickte zum Fenster.
    Jedenfalls war er jetzt wieder hellwach.
    Vielleicht liegt es am Mond!, dachte er.
    Grillen zirpten. Ein leichter Wind fuhr jetzt durch die Bäume und ließ die Blätter rascheln. Die Geräusche des Tages verstummten nach und nach. Leise trug der Wind den Klang einer sonoren Stimme zu ihm herüber. Es klang wie ein Singsang. Brad verstand nicht ein einziges Wort. Er rätselte einen Augenblick lang darüber nach, ob es wirklich englische Wörter waren, die an sein Ohr drangen oder es sich vielleicht um Latein oder irgendeine andere ausgestorbene Sprache handelte.
    Brad stand auf und ging zum offenen Fenster.
    Der Mond tauchte die Kirche und den Friedhof in ein fahles Licht.
    Eine dunkle Gestalt war unten auf dem Friedhof zu sehen. Im Schattenriss war erkennbar, dass sie einen schwarzen Zylinder trug. Die Gestalt hatte die Hände gehoben wie ein Schamane. Als sie aus der Schattenzone heraus ins Mondlicht trat, konnte Brad erkennen, dass es sich um den bleichen Mann handelte, der sich tagsüber um die Gräber kümmerte.
    Er murmelte Worte vor sich hin, die wie eine Beschwörung klangen. Etwas blinkte kurz auf. Es handelte sich um ein Amulett, das der alte Mann um den Hals trug.
    Er umkreiste immer wieder einen Grabstein und vollführte dabei fast so etwas wie einen Tanz. Der bleiche Mann streckte die Arme empor, beugte sich anschließend nieder und murmelte dabei die ganze Zeit über vor sich hin.
    Was für einen Spinner hat die Friedhofsverwaltung denn da angestellt?, fragte sich Brad. Ihm fiel auf, dass der Alte auch in der Nacht seine Sonnenbrille trug. Eigentlich dürfte der so gut wir nichts sehen können! , überlegte er. Aber dafür bewegt er sich erstaunlich sicher!
    Plötzlich wirkte der Alte wie erstarrt.
    Er verharrte fast eine Minute lang völlig regungslos. Dann griff er in seine Jackentasche und legte einen Gegenstand auf das Grab. Für einen Moment verdeckte sein dürrer Körper, was er tat. Schließlich trat er ein paar Schritte zurück. Auf dem Grabstein flackerte ein Licht auf.
    Der Typ verteilt ewige Lichter auf die Gräber? , ging es Brad durch den Kopf.
    Das Licht flackerte leicht. Die Farbe änderte sich von normalem rotgelb in giftgrün.
    Wahrscheinlich waren in der Kerze irgendwelche Chemikalien enthalten, die das bewirkten.
    Wenig später wandte sich der bleiche Mann dem nächsten Grab zu und stellte auch dort ein Ewiges Licht auf, dessen Farbe sich innerhalb kürzester Zeit von rotgelb in grün veränderte. Wieder wurde eine Art Tanz aufgeführt und Beschwörungsformeln gemurmelt. Oder waren es nur Gebete?
    Es ist so öde hier, dass deine Fantasie wahrscheinlich schon aus jedem kühlen Lufthauch eine Geistergeschichte macht!, dachte Brad. Aber es blieb doch ein gewisses Unbehagen in ihm, das sich sehr deutlich in seiner Magengegend meldete. Was bezweckte der bleiche Mann mit seinen seltsamen Aktivitäten auf dem Friedhof. Ich bin gespannt, ob Reverend Donaldson überhaupt weiß, was der Kerl da in der Nacht treibt! , dachte Brad.
    Ein drittes und viertes Grab wurden ebenfalls mit Ewigen Lichtern versehen, deren Farbe sich jeweils nach wenigen Augenblicken änderte.
    Dann wandte er sich dem Grab von Brads Vater zu.
    Auch dort stellte er ein Ewiges Licht auf.
    Der bleiche Mann kletterte nun auf die Friedhofsmauer, breitete die Arme aus und rief: „Tamsaet quanest refatam!“
    In seinen Augen flackerten die grünlichen Flammen der Ewigen Lichter etwa einen Meter hoch empor.
    Dadurch war es für einen kurzen Moment sehr hell auf dem Friedhof. Brad bemerkte eine zweite Gestalt, die die ganze Szene aufmerksam beobachtete. Sie

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