Der Totengräber (Horror-Roman) (German Edition)
auch nicht den Keller zu erleuchten. Die Handwerker waren darauf eingerichtet, in einem lichtlosen Gewölbe arbeiten zu müssen und hatten Lampen dabei. Brad beobachtete, dass die schwarze Katze wieder im Vorgarten umher strich.
Ihr lautes Miauen erinnerte fatal an das Schreien eines Kindes. Einem der Elektriker lief sie um die Füße, als dieser einen Werkzeugkasten ins Haus bringen wollte. Der Mann trat nach ihr, nachdem er beinahe stolperte. „Verfluchtes Biest!“, knurrte er. Brad hatte inzwischen mitbekommen, dass er von den anderen Slim genannt wurde. Er war der Größte von ihnen, war schätzungsweise vierzig Jahre alt und sehr breitschultrig. Er grinste Brad an. „Ehrlich gesagt wundere ich mich…“
„Worüber?“, fragte Brad.
„Na, dass ihr euch traut in dieses Haus zu ziehen. Nach allem, was man sich so darüber erzählt!“
„Was erzählt man sich denn so?“
„Ihr kommt doch auch aus Willington, oder?“
„Ja.“
„Dann verstehe ich nicht, dass du angeblich nichts davon gehört haben willst!“ Er blieb stehen. „Einer der vorhergehenden Bewohner des Hauses hat sich umgebracht.“
„Wie soll der Junge das denn wissen, das ist doch schon mehr Jahre her, als er alt ist!“, fuhr einer seiner Kollegen dazwischen.
„Und jetzt bring den Kasten her, wir warten hier schon eine Ewigkeit, Billy.“
Der Mann, der Billy genannt worden war, zog eine Grimasse in Brads Richtung. „Auf diesem Haus liegt ein Fluch!“ Dabei kicherte er irre und verdrehte die Augen.
Super Witz!, dachte Brad und konnte sich eine Bemerkung kaum verkneifen. Aber er biss sich auf die Lippen und schluckte alles, was er hatte erwidern wollen, wieder herunter. Schließlich waren Mom und er auf die Hilfe dieser Männer angewiesen.
Sie versuchten mehrfach, den Strom wieder in Betrieb zu nehmen, aber jedes Mal flackerten die Lichter im Haus kurz auf, bevor es dann einen Kurzschluss gab, der den Elektrikern neue Rätsel aufgab.
Es dauerte bis zum frühen Nachmittag, bis sie das Problem endlich gefunden zu haben schienen.
„Kann ich denn jetzt meinen Computer gefahrlos anschließen?“, fragte Brad, während die Männer bereits damit beschäftigt waren, ihr Werkzeug in ihren Wagen zu bringen.
„Ich wäre damit erst einmal etwas vorsichtig“, meinte Billy grinsend.
„Was redest du denn da für einen Quatsch, Billy!“, schalt ihn einer seiner Kollegen – ein kleiner drahtiger Typ, der die meiste Ahnung von der Sache zu haben schien.
Er wandte sich an Brad. „Lass dir von dem Spinner hier nichts einreden. Die Anlage in eurem Haus ist wieder in Ordnung. Allerdings sollte da auf die Dauer mal das komplette Leitungssystem erneuert werden.“
„Sagen Sie es Reverend Donaldson“, erwiderte Brad. „An ihn geht übrigens auch Ihre Rechnung.“
„Ich weiß.“
„Wie geht es Ihrem Kollegen?“
„Schon besser. Wir hoffen, dass er bald wieder ganz gesund wird.“
*
Brad kehrte ins Haus zurück und machte sich in der Küche den Inhalt einer Konservendose warm.
Als er gegessen hatte, ging er zum Friedhof.
Die Wolken waren in der Zwischenzeit noch düsterer geworden. Es grummelte bereits und innerhalb der nächsten Stunde war mit einem Gewitter zu rechnen.
Brad blieb beim Grab seines Vaters stehen.
Auf dem Grabstein war ein dunkler Rußfleck – genau in der Mitte. Dort, wo der Totengräber das Ewige Licht aufgestellt hatte. Brad trat etwas näher. Der Fleck zeigte eine Struktur, die an ein Gesicht erinnerte. Die Erkenntnis traf Brad wie ein Schlag. Die Konturen glichen auf erschreckende Weise jenen, die er in dem Staubfleck auf dem Fensterbrett zu erkennen geglaubt hatte. Das Miauen einer Katze ließ ihn herumfahren. Das Tier saß auf einem der benachbarten Grabsteine und sprang jetzt hinunter. Lautlos landete es auf den Steinplatten des schmalen Wegs und huschte anschließend davon.
Der Totengräber war gerade damit fertig, sein Grab auszuheben. Mit Spitzhacke und Spaten über der Schulter kam er den Weg entlang. Die Katze kam auf ihn zu und schmiegte sich an seine Beine. Der bleiche Mann blieb stehen und musterte Brad.
Jetzt ist die Gelegenheit! , dachte dieser. Er trat dem Alten entgegen.
„Guten Tag. Mein Name ist Brad Walker, und ich habe gestern Nacht beobachtet, wie Sie Lichter auf einige Grabsteine gestellt haben – darunter auch auf das Grab meines Vaters.“
„Glaubst du nicht, dass es deinen Vater freut, wenn wenigstens irgendjemand für ihn betet?“, fragte der Totengräber. Seine Lippen
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