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Der Totengräber (Horror-Roman) (German Edition)

Der Totengräber (Horror-Roman) (German Edition)

Titel: Der Totengräber (Horror-Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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beugte sich etwas vor und sprach jetzt in einem Tonfall, der Brad klarmachte, dass sie es erstens sehr ernst meinte und dass sie zweitens keine Lust hatte, noch länger mit ihm über das Thema zu diskutieren. „Dieses Haus gehört der Kirchengemeinde und ich habe großes Glück gehabt, hier so schnell eine Möglichkeit für uns zu finden, erstens sehr viel preiswerter zu wohnen und dabei trotzdem nicht die Hälfte des Hausrates verkaufen zu müssen!“
    „Das heißt im Klartext was, Mom?“
    „Dass ich nicht gleich unangenehm auffallen möchte. Also lass den alten Mann in Ruhe und lass ihn machen, was er will. Wenn es nicht rechtens ist, bin ich überzeugt davon, dass Reverend Donaldson schon einschreiten wird!“
    Brad atmete tief durch.
    Der Appetit war ihm irgendwie vergangen. Lustlos rührte er in den aufgeweichten Cornflakes herum und schob dann den Teller zur Seite.
    4. Kapitel: Der Unheimliche
    Mom fuhr zur Arbeit und Brad verbrachte die nächsten Stunden allein im Haus. Sie hatte ihn ermahnt, den Tisch abzuräumen, weil sie spät dran wäre. Aber Brad hatte keine Lust dazu und ließ alles stehen. Er ging durch den dunklen Flur, dessen einzige Lichtquelle im Moment die Helligkeit des Tages war, die durch die geöffneten Türen zu den Nachbarräumen drang.
    Plötzlich klappten sämtliche Türen auf einmal zu, so als wäre irgendwo ein Fenster offen gelassen worden, das nun für Durchzug sorgte.
    Im nächsten Moment war es stockdunkel.
    Brad sah einen dünnen Strich aus Licht an der Unterkante der Haustür. Das Licht schien gleißender und heller zu werden, ehe es verlosch. Brad tastete sich bis zur Wand vor und an ihr entlang zur nächsten Zimmertür. Er öffnete sie und es wurde wieder etwas heller. Zugluft konnte Brad nicht feststellen. Es waren im Wohnzimmer auch keine Fenster geöffnet.
    Nacheinander öffnete er auch die anderen Türen wieder. Ein wimmerndes Geräusch ließ ihn aufhorchen. Er lief zur Haustür und trat einen Schritt ins Freie.
    Ein durchdringender Schrei ertönte nun. Etwas Dunkles sprang auf und huschte davon. Brad sah noch das schwarze, seidige Fell einer Katze im hohen Gras des Vorgartens verschwinden. Das Tier hatte sich offenbar vor die Tür gelegt. Deswegen war kein Licht mehr durch den Schlitz gefallen.
    Brad blickte auf.
    Der Wind fuhr ihm durch das Haar. Die Wolken zogen schnell dahin. Die Lichtverhältnisse änderten sich sehr schnell. Aber konnte dadurch das Aufleuchten erklärt werden? Du siehst schon Gespenster!, dachte Brad. Auf jeden Fall ist eine schwarze Katze alles andere als ein gutes Omen, was den Elektriker betrifft!
    *
    Brad ging hinauf in sein Zimmer. Er suchte sich sein Fernglas heraus. Dad hatte es ihm während des Florida-Urlaubs geschenkt. Er stellte sich ans geöffnete Fenster und beobachtete, was auf dem Friedhof so vor sich ging.
    Der bleiche Mann, den er in der Nacht gesehen hatte, war gerade damit beschäftigt, ein Grab auszuheben. Zuerst konnte Brad gar nicht glauben, denselben Mann vor sich zu haben, denn seine Bewegungen waren keineswegs die eines gebrechlichen Greises. Kraftvoll schaufelte er die Erde aus dem Loch.
    Brad benutzte das Fernglas.
    Der Totengräber trug wieder seine Sonnenbrille, obwohl das Wetter nun wirklich nicht dazu passte. Es musste mit seinen Augen zusammenhängen, die wohl besonders lichtempfindlich waren. Er trug auch wieder den Zylinder auf dem Kopf. Die Jacke hatte er ausgezogen, sodass man noch besser sehen konnte, wie dünn und an ein Skelett erinnernd seine Arme waren.
    „Brad!“
    Er drehte sich um und zuckte zusammen als er diesen Ruf hörte. Einen Moment lang war er sich nicht sicher, ob diese Stimme aus seinem eigenen Kopf gekommen war oder er sie tatsächlich gehört hatte.
    „Brad!“
    Das zweite Mal war sie deutlich leiser.
    Brad hatte das Gefühl, diese Stimme zu kennen und doch war es ihm unmöglich zu sagen, wo und wann er sie zum ersten Mal gehört hatte.
    Er hörte sie noch ein letztes Mal.
    Doch diesmal sprach sie kein einziges Wort, sondern ließ nur ein Stöhnen hören, das leise verklang.
    Dann war es vorbei.
    Brad wandte sich wieder dem Fenster zu und bemerkte, dass sich der Staub auf der Fensterbank zu einem Gesicht geformt hatte. Ein Windstoß wehte es auseinander.
    So etwas gibt es nicht! , dachte Brad.
    Er musste unwillkürlich schlucken. Eine Gänsehaut hatte seinen gesamten Körper überzogen.
    *
    Der Elektriker kam pünktlich um Elf. Gleich drei Kollegen brachte er mit. Und diesmal brauchte Brad ihm

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