Der Totenkopf - Scream Street; 5
die Hand und flohen.
Unglücklich starrte Luke aus dem Schaufenster von Immerguts Imperium. »Das ist alles meine Schuld«, seufzte er.
Die Gruppe hatte eine lange unruhige Nacht im Laden verbracht und auch bei Tagesanbruch schien es keine Hoffnung auf Flucht zu geben. Denn draußen hämmerte Ottostein mit seinen monströsen Fäusten gegen den Schutzzauber, den Eva um das Gebäude gelegt hatte. Im Laden tigerte Rocky nervös auf und ab.
»Wieso soll es deine Schuld sein?«, fragte Rhesus.
»Sir Otto hatte keine Ahnung, dass der Totenschädel zu den Relikten gehört«, antwortete Luke. »Das ist ihm erst dadurch klar geworden, dass wir bei ihm eingebrochen haben, um ihn uns zu holen.«
»Wenn überhaupt, wäre es dann aber ›unsere‹ Schuld«, sagte Rhesus. »Wir sitzen schließlich alle im selben Boot.«
Luke lächelte seinen Freund dankbar an, dann blickte er zu Eva hinüber, die im Schneidersitz auf der Ladentheke saß. Sie hatte die Augen geschlossen, um sich besser auf den Schutzzauber konzentrieren zu können. »Hältst du noch aus?«
»Wir sind sicher«, erwiderte die Hexe. »Zumindest im Moment noch.« Sie richtete einen Finger auf eine nahe Kerze, um deren Docht anzuzünden. »Aber bald werden wir eine dauerhaftere Lösung finden müssen.« Auf der anderen Seite des violett schimmernden Zauberbanns klatschte Dixon begeistert in die Hände, als Sir Otto den Dämon mithilfe der Fernbedienung dazu brachte, seinen Angriff zu verstärken.
»Armer Eddie«, seufzte Ripp, als sie aus dem Fenster auf die leuchtenden Augen des Reiters blickte. »Was machen sie nur mit dir?« Der Körper des Reiters saß steif hinter ihr auf einem Stuhl.
»Ich würde ja zu gern wissen«, meinte Cleo, »wo sie die anderen Körperteile herhaben. Ich weiß, dass der eine Arm von Doug ist, aber woher kommen die übrigen Teile?«
»Im Labor standen doch jede Menge Kisten mit der Aufschrift Körperteile und mehr an der Seite herum«, sagte Rhesus nachdenklich.
Abrupt hörte Rocky auf, hin und her zu gehen. » Körperteile und mehr ?«, sagte er. »Daher hat Eddie auch seine Zusatzteile: seine Hörner, Fangzähne und Tränenkanäle.«
»Man kann dort Körperteile kaufen ?«, fragte Luke.
Rocky nickte. »Qualitätsware. Welche Teile auch immer Feist benötigt hat, sie stammen von den stärksten und zähesten ihrer Spezies. Mich würde es nicht überraschen, wenn der Dämon praktisch unaufhaltsam ist.«
Sir Otto, den es nun anscheinend doch langsam ermüdete zuzusehen, wie Ottostein erfolglos gegen das magische Schutzschild rings um den Laden ankämpfte, drückte auf seiner Fernsteuerung eine Reihe von Knöpfen und lenkte damit die Aufmerksamkeit der Kreatur weg vom Imperium und hin zu einem der Häuser am Rand des Marktplatzes. Der bläulich sprühende Elektrizitätskragen um den Hals des Monsters zischelte wieder auf.
Aus dem Inneren des Ladens beobachteten die Freunde erschrocken, wie der Dämon den Gartenzaun ausriss und damit ein Loch in die Außenwand schmetterte. Eine Elfenfamilie kam herausgerannt und schrie vor Entsetzen, als Ottostein durch das Loch einstieg und ihr Wohnzimmer kurz und klein schlug. Sir Otto brüllte vor Lachen und Dixon vollführte Luftsprünge um ihn herum.
»So, jetzt ist es aber genug …«, verkündete Luke ärgerlich und marschierte zur Tür.
Rhesus hielt ihn zurück. »Was hast du vor? Willst du dich von dem Monster auf tausend Arten töten lassen, bis es zu müde ist, noch jemand anders anzufallen?«
»Ich … ich weiß nicht«, entgegnete Luke. »Aber ich muss etwas tun. Irgendjemand muss endlich etwas tun!«
»Dann lasst mich rausgehen«, sagte Ripp entschlossen. »Ich werde versuchen, vernünftig mit ihm zu reden.«
Rhesus sah schockiert aus. »Sie wollen rausgehen und versuchen, mit einer ferngesteuerten dämonischen Killermaschine zu reden?«
»Nicht mit dem Dämon«, sagte die Skelettfrau mit fester Stimme, »sondern mit Eddie. Er ist noch irgendwo in diesem Kopf, und ich glaube, ich kann ihn erreichen. Wenn ich das schaffe, kann der Kopf bestimmt die Signale, die an die restlichen Körperteile gehen, außer Kraft setzen.«
Luke, Rhesus und Cleo tauschten Blicke. »Einen Versuch ist es wert«, meinte die Mumie.
Ripp öffnete die Tür und trat hinaus. Eva ließ den Schutzzauber gerade so lang sinken, dass die zitternde Skelettfrau hindurchkonnte, und alle stellten sich ans Schaufenster, um zu beobachten, wie sie über den Platz ging.
Dixon erblickte die Skelettfrau als Erster.
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