Der Totenmeister: Thriller (German Edition)
dass es Zeit für drastische Maßnahmen war.
Er zog die Waffe und richtete sie auf Garcelle.
»Loslassen und zurücktreten, sofort!«
Sie tat es nicht. Er lud durch, um seinem Ansinnen Nachdruck zu verleihen.
Die Menge wich zurück.
Garcelle ließ die Tasche los, rührte sich aber nicht vom Fleck. Sie blieb stehen, wo sie war, die Hände an den Seiten, sie war ängstlich und fassungslos und vor allem wütend. Sie hatte Tränen in den Augen.
»Roro hat sein ganzes Leben lang für dieses Geld geschuftet«, sagte sie. »Und Sie … Sie nehmen es ihm einfach weg.«
Die beiden Polizisten bewegten sich auf ihren Wagen zu.
»Ihr solltet euch was schämen!«, schrie Garcelle ihnen nach. »Aber ich weiß, wie ihr heißt! Penabaz und Mandel. Ich werde euch anzeigen, ihr Scheißdiebe!«
Mandel blieb stehen.
»Scheiße«, flüsterte er.
»Was hast du vor?«, fragte Penabaz.
»Ich geb’s zurück.«
»Den Teufel wirst du tun!«
»Wir sind erledigt. Ich werd nicht in den Knast wandern für …«
Hinter sich hörten die beiden Polizisten ein gewaltiges Krachen. Sie drehten sich um und sahen, wie ihr Wagen mit Baseballschlägern, Knüppeln und Metallstangen zerlegt wurde. Die Heckscheibe war eingeschlagen, die Reifen aufgeschlitzt, ein paar Jugendliche sprangen auf dem Dach herum und traten die Signalleuchten aus.
Und es kam noch schlimmer: Aus der 54th Street kam eine gewaltige Menschenmenge auf sie zu.
Genau wie aus der Richtung, in der Garcelle stand.
Die beiden Polizisten tauschten Blicke. Sie wussten, sie hatten verloren.
Eine Flasche flog durch die Luft und traf Penabaz an der Schläfe. Er ging zu Boden, die Waffe fiel ihm aus der Hand.
Von beiden Seiten rannte die Menge auf sie zu.
Mandel wurde von einem Ziegelstein in den Rücken getroffen. Er ließ die Tasche fallen und griff nach seiner Waffe, wurde aber von einem Schlag gegen die Beine umgeworfen, und fast im gleichen Moment waren die Menschen um ihn herum und traten und schlugen auf ihn ein.
Er wurde ohnmächtig.
Derweil konnte sich Penabaz, halb benommen und heftig aus der Kopfwunde blutend, in dem Durcheinander der Gewalt davonschleichen.
Er stolperte die North East 2nd Avenue hinauf. Zuerst wusste er nicht, wo er war, als wäre er aus tiefem Schlaf erwacht und sofort wieder in einen Traum versunken. Doch als das schiere Entsetzen über seine Situation langsam zu ihm durchdrang, gewann sein Verstand die Oberhand über den Schmerz und die Benommenheit, und er nahm die Beine in die Hand und rannte.
Geschosse von hinten. Dann das Getrappel von Füßen. Er rannte schneller. Und schneller.
Er kam auf die 56th Street und betete, dort einen Streifenwagen zu sehen, aber die Straße war leer.
Er rannte weiter. Aber er war nicht schnell genug. Früher oder später würde einer zu ihm aufholen und ihn niederwerfen.
Er fing an zu beten. »Lieber Gott, lass nicht zu, dass sie mich töten. Lass nicht zu, dass sie mich töten. Bitte.«
Und dann das Wunder.
Ein vereinsamtes gelbes Taxi bog in die Straße ein und kam auf ihn zu.
Er rannte auf die Straße, auf das Taxi zu, er wedelte mit den Armen. Das Taxi wurde langsamer und blieb stehen.
»Danke, Gott!« Penabaz schaute auf zum Himmel, während er sich dem Taxi näherte.
»Bringen Sie mich hier raus, Mann!«, rief er dem schwarzen Fahrer zu und wollte die Beifahrertür aufreißen. Sie war abgeschlossen.
»Na los, Mann! Die wollen mich umbringen. Machen Sie die Scheißtür auf!«
Der Fahrer schaute sehr gelassen durch die Windschutzscheibe zu der Menge, die aus der North East 2nd Avenue strömte und auf sie zukam.
»Schnell! Bitte!«
Als der Fahrer sein Gesicht wieder Penabaz zuwandte, erkannte der ihn.
Er bewegte die Hand zum Holster, aber mitten in der Bewegung fiel ihm ein, dass er die Waffe auf der Straße hatte fallen lassen. Der Fahrer streckte die Hand zur Tür aus, und Penabaz glaubte, er wolle sie öffnen. Doch stattdessen hob er eine abgesägte Flinte vom Sitz und jagte dem Bullen eine Ladung Schrot ins Gesicht.
Max und Joe bogen auf die 56th Street ein und sahen, wie der Polizist von einem Taxifahrer niedergeschossen wurde. Das Taxi raste davon, bevor der Körper des Polizisten den Boden berührte, und fuhr mit heulendem Motor an ihnen vorbei.
»Beamter angeschossen! Beamter angeschossen! North East 56th Street! North East 56th Street!«, brüllte Max ins Funkgerät, während Joe auf die Bremse stieg und aus dem Wagen sprang, um den Kollegen zu untersuchen.
»Bitte teilen Sie
Weitere Kostenlose Bücher