Der Totenmeister: Thriller (German Edition)
Gegend getragen wurde.
Kopftuch verschwand hinter einem braunen, dreistöckigen Gebäude. Max bog gerade rechtzeitig um die Ecke, um zu sehen, wie er die Feuerleiter hinaufstürmte, immer drei Stufen auf einmal nehmend. Oben angekommen, schob er das Fenster auf, das der Treppe am nächsten war, und kletterte hinein.
Er zog es nicht hinter sich zu.
Max war schon auf der Feuerleiter, als Joe um die Ecke kam.
»Er ist oben im dritten Stock. Zweites Zimmer von rechts. Er hat das Fenster aufgelassen«, rief Max. »Geh du von vorn rein.«
Joe nickte und rannte nach vorn zur Haustür, während Max leise und schnell die Feuerleiter erklomm.
Er schaute durch das Fenster hinein. Er hatte erwartet, eine kleine, enge, billige Wohnung zu sehen, doch stattdessen schaute er in einen lang gezogenen, leeren Raum mit unbehandelten Holzdielen und weißen Wänden, auf die in Gelb und Schwarz Voodoo-Symbole gemalt waren: Schlangen, die sich um Kerzen wanden, mit Kreuzen versehene Särge, Hände, die einen gebrochenen Schädel hielten. Direkt ihm gegenüber prangte ein Wandbild von Baron Samedi, der durch ein Dorf lief und Knochen aufsammelte.
Der Typ mit dem Kopftuch saß mit dem Rücken zu Max auf dem Fußboden, die Flinte neben sich. Vor ihm ein großes, schwarz bemaltes Kreuz, um dessen Querbalken ein purpurfarbener Stoff drapiert war.
Er war allein.
Max kletterte lautlos ins Zimmer und ging auf Zehenspitzen auf ihn zu, die Waffe auf seinen Kopf gerichtet.
»Keine Bewegung, Arschloch! Polizei!«
Der Mann rührte sich nicht.
»Auf den Boden, mit dem Gesicht nach unten, die Arme hinter den Kopf!«
Der Mann bewegte sich noch immer nicht.
Max versetzte dem Schrotgewehr einen Tritt, dann stemmte er dem Mann den Fuß in den Rücken, sodass er nach vorn aufs Gesicht fiel.
Er wollte ihn gerade durchsuchen, als lautstark gegen die Tür gehämmert wurde, gefolgt von einem gewaltigen Krachen. Teile des Wandgemäldes fielen herab, als Joe ins Zimmer stürmte.
Max drehte Kopftuch um.
Er erkannte ihn nicht auf Anhieb. Allerweltsgesicht, der Prototyp des schwarzen Jedermanns.
Doch da war etwas in seinem Blick, und vor allem an der Andeutung eines Lächelns, dieser nicht ganz unterdrückten Heiterkeit auf den Lippen.
Boukman.
Der Schock traf ihn wie ein unsichtbarer Schlag, und er spürte, wie er benommen einen oder zwei Schritte zurückwich.
Boukman lag ruhig da, die Arme ausgebreitet, die Handflächen nach oben, seine Augen ruhten auf Max und verrieten ihm, dass er ihn erkannt hatte.
Max war sprachlos.
Genau wie Joe.
Sie zerrten ihn auf die Füße, stellten ihn an die Wand und durchsuchten ihn.
»Mund auf und Zunge raus«, befahl Joe.
Boukman tat, als müsse er gähnen, und streckte die Zunge heraus: Sie war gespalten und blassrosa, bis auf die Spitzen, die auseinanderliefen und scharf und rot waren.
Joe und Max stöhnten auf bei dem Anblick.
»Danke, das reicht«, sagte Max angewidert.
Das Gewehr auf Boukmans Kopf gerichtet, die Mündung dicht vor seinem Gesicht, musterte Max ihn von oben bis unten. Sie waren ungefähr gleich groß, aber Boukman war sehr viel schmaler gebaut, eine durch und durch unbedeutende Präsenz. Nur seine Augen – die unverwandt und ohne Unterbrechung in Max’ Augen sahen – verrieten eine angeborene Stärke, den Willen und die Fähigkeit zu tun, was andere nicht tun würden.
»Solomon Boukman, Sie sind festgenommen, Arschloch«, sagte Max. »Sie haben das Recht zu schweigen. Alles, was Sie sagen, kann und wird gegen Sie verwendet werden. Sie haben das Recht auf einen Anwalt. Sollten Sie sich keinen leisten können, wird der Staat Florida Ihnen einen stellen.«
Max schaute sich nach einem Stuhl um, auf den er Boukman setzen konnte, um ihn nach seinem hochgestellten Beschützer zu befragen. Keiner zu sehen. Ihm fiel auf, dass in dem Raum einst vier Wohnungen untergebracht gewesen waren, aber alle Wände waren herausgebrochen worden. Durch die Fenster sah er schwarze Rauchsäulen in den Himmel steigen und einen Polizeihubschrauber, der dicht über den Dächern seine Kreise zog. Sie konnten Boukman nicht aufs Revier bringen, solange die Unruhen nicht vorüber waren. Ihr Auto stand wahrscheinlich schon in Flammen.
»Und Sie haben das Recht …«
Max dachte daran, was er durchgemacht hatte, an die Nadel, die sie ihm durch die Lippen gestochen hatten, wie er um ein Haar Eldon und Joe getötet hätte. Dann musste er an Sandra denken. Und dass Boukman sie entführt hatte.
»… Beschwerde gegen
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