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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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und sie einem Fernsehsender geschickt, der unverzüglich ein Kamerateam zum Zoo entsandt hatte. Dank Bruce gelangte Primate Park in die Sechs-Uhr-Nachrichten und von jenem Moment an auch ins öffentliche Bewusstsein. Die Menschen strömten herbei, um ihn zu sehen, und die meisten brachten Zigarren, Zigaretten und Pfeifen mit, die sie ihm zuwarfen, weshalb sich sein ganzes Tun seither aufs Kettenrauchen und Husten beschränkte. Man hatte ihn in ein eigenes Gehege verlegen müssen, weil er wegen seiner Qualmerei dermaßen stank, dass die anderen Gorillas ihn nicht mehr in ihrer Nähe duldeten.
    Jenny fand es unmoralisch und grausam, einem Tier so etwas anzutun, doch als sie sich bei den Brüdern darüber beschwert hatte, hatten die ihr nur die Bilanz unter die Nase gehalten. Inzwischen schaute sie sich nach einer anderen Stelle um.
    Als sie den Kontrollraum betrat, stand der Wärter vor dem Fenster und starrte durch die dicke, bruchsichere Scheibe.
    »Sie sind die Tierärztin?«, fragte er, und seine Stimme überschlug sich fast vor Fassungslosigkeit.
    Jenny war eine zierliche, jugendlich wirkende Person, weshalb viele Menschen – meist notgeile Männer und ältere Damen – sie fälschlicherweise für minderjährig hielten. Sie war die einzige Sechsunddreißigjährige in ihrem gesamten Bekanntenkreis, die ständig ihren Ausweis vorzeigen musste, wenn sie in einer Kneipe bedient werden wollte.
    »Ja, ich bin die Tierärztin«, antwortete sie gereizt. Sie hatte ohnehin schon schlechte Laune wegen der Wahlen. Ronald Reagan, einst ein Star des B-Movie, war letzte Nacht ins Weiße Haus gewählt worden. Was angesichts von Carters katastrophalem Umgang mit der Geiselnahme von Teheran und seiner Wirtschaftspolitik, unter anderem, nicht weiter überraschen konnte. Aber nichtsdestotrotz hatte sie die Hoffnung bis zuletzt nicht aufgegeben, dass das amerikanische Volk nicht so blöd sein würde, für Ronnie zu stimmen.
    »Wo ist er?«, fragte sie.
    »Da.« Er zeigte durchs Fenster.
    Sie schaute aus dem ersten Stock auf den sanft abfallenden, breiten Rasenstreifen hinunter, der die Gebäude von dem weitläufigen, aus Menschenhand geschaffenen Dschungel trennte, in dem die Affen lebten. Draußen war es noch dunkel, aber der Himmel wurde schon heller, sodass sie das schwarze Etwas im Gras erkennen konnte. Es sah aus, als hätte da jemand ein großes T aus Benzin auf den Rasen gemalt und angezündet. Sie hätte nicht sagen können, was es war.
    »Wie ist er rausgekommen?«
    »Wahrscheinlich war kein Strom auf dem Zaun. Kommt öfter vor, als man denkt«, sagte der Wachmann und schaute auf sie herunter. Der Elektrozaun, der das Dschungelgehege einfasste, gab bei Berührung einen kleinen Stromschlag ab, der ausreichte, einen Affen zu verjagen, der darüberklettern wollte.
    »Gehen wir runter und schauen uns das an«, sagte sie.
    Beim Erste-Hilfe-Zimmer am Ende des Ganges machten sie Halt, Jenny holte ihren Arztkoffer und ein Gewehr, das sie mit einem Betäubungspfeil lud. Es war das größte, das sie hatten, ein Remington RJ5, das für gewöhnlich bei Löwen und Tigern zum Einsatz kam.
    »Gehen wir raus?« Der Wachmann klang besorgt.
    »Genau das meinte ich mit ›schauen wir uns das an‹. Wieso? Was spricht dagegen?« Sie schaute zu ihm auf, als sei sie wirklich nicht sehr angetan von ihm. Sie sahen sich in die Augen. Sie setzte ihren herablassenden Blick auf.
    Er schluckte den Köder. »Gar nichts«, sagte er mit tieferer, entschlossenerer Stimme und lächelte ein Lächeln, das er wohl für beruhigend hielt, das aber eher nervös und aufgesetzt wirkte.
    »Gut.« Sie reichte ihm das Gewehr. »Sie wissen, wie das funktioniert?«
    »Klar«, sagte er.
    »Wenn er aufwacht, schießen Sie, nur nicht auf den Kopf. Verstanden?« Der Wachmann nickte, weiterhin das exakt gleiche Lächeln im Gesicht. So langsam ging er ihr auf die Nerven. »Und wenn wirklich kein Strom auf dem Zaun ist, sind wir vielleicht nicht allein. Gut möglich, dass ein paar Affen dazukommen und sehen wollen, was wir da machen. Die meisten sind harmlos, aber Obacht bei den Pavianen, die beißen. Schlimmer als jeder Pitbull. Sauber durch bis auf den Knochen.«
    In seinen Augen sah sie die Angst, die in seinem Kopf rotierte, trotzdem lächelte er weiter wacker sein verdammtes Lächeln. Als wäre seine untere Gesichtshälfte erstarrt.
    Er bemerkte ihren Blick und fuhr sich hastig mit der Zunge über die Vorderzähne. Das Speed hatte ihn dermaßen dehydriert, dass ihm die

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