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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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verrammelt. Daneben, dicht neben einem schmalen Durchgang, der das Geschäft von einem Friseurladen trennte, prangte ein blutiger Handabdruck.
    Sie rannten zurück über die Straße und liefen gebückt in den Durchgang, Max voran.
    Die Hintertür des Ladens stand weit offen, sie hing leicht schief in den Angeln und war mit frischem Blut beschmiert.
    Dicht an die Wand gedrückt, schoben sie sich an die Tür heran.
    Max schaute hinein. Der Raum war leer und dunkel bis auf die schmalen Lichtstrahlen, die durch die Spalten in den Rollläden fielen.
    Mitten im Zimmer lag Boukman auf dem Fußboden, auf der Seite, er bewegte sich nicht.
    Vorsichtig ging Max zu ihm. Er stieß Boukman mit dem Fuß in den Rücken.
    Boukman rollte herum, und seine Gliedmaßen fielen schlaff auf den Boden wie leblose Tentakeln.
    Max überprüfte seinen Puls. Er war schwach, seine Haut hatte bereits die Kälte des Todes.
    Eine Sekunde lang starrte er Boukman an und sah zu, wie mit jedem schwächer werdenden Herzschlag das Leben aus seinem Körper entwich. Es war verführerisch, ihn dort sterben zu lassen, allein, nur von Feinden umgeben, in der Dunkelheit und im Dreck. Er hatte es nicht besser verdient. Es ergab sogar Sinn, aber richtig war es nicht. Und letztendlich war es nicht der Weg, Gerechtigkeit zu erlangen.
    Joe ahnte, was Max durch den Kopf ging.
    »Was willst du mit ihm machen, Max?«
    Max dachte kurz darüber nach. Er wusste, wie die Dinge liefen in dieser Stadt. Die Verantwortung für die Unruhen, die noch immer draußen tobten, würde der Polizei in die Schuhe geschoben werden – selbst wenn es nicht ihre Schuld war. Womöglich würde Boukman sogar davonkommen.
    »Er hat einen Polizisten getötet, Max, und wir haben es gesehen«, sagte Joe. »Er hat den Scheiß ausgelöst. Nicht wir.«
    »Buchten wir das Arschloch ein«, sagte Max.
    Er schnitt Boukman das Hosenbein auf, fand die Wunde – einen langen, tiefen Riss seitlich am Oberschenkel – und band sie mit seinem eigenen Gürtel ab, um die Blutung zu stoppen.
    Als er sich vorbeugte, um Boukman hochzuheben, bemerkte er ein Flackern in den geschwollenen Augen des Haitianers und sah, dass sein Blick auf ihm ruhte.
    Boukman flüsterte ihm ganz leise etwas zu, ein schwacher Hauch wie das Geräusch eines Messers, das an einem Schleifstein geschärft wird.
    Max beugte sich dichter zu ihm.
    Er verstand es nicht. Nur ein einziges Wort, aber das ganz deutlich.
    »Leben.«
    Er wartete, ob Boukman seinen Satz wiederholte oder noch etwas anderes sagte, aber das tat er nicht.
    Max warf ihn sich über die Schulter und trug ihn zurück auf die Straße.

79
     
    Am ersten Dienstag im Oktober unternahm Eldon Burns die Reise von Miami ins Raiford-Gefängnis in Union County, um Solomon Boukman zu besuchen. Laut Aussage des Wärters hatte Boukman – der inzwischen wieder ganz kuriert war, nachdem er am Tag seiner Festnahme fast zwei Liter Blut verloren hatte – seit seinem Eintreffen mit praktisch niemandem ein Wort gewechselt. Fragen beantwortete er einsilbig, mit zustimmenden oder ablehnenden Grunzern, Kopfnicken oder -schütteln. Nur nachts, wenn er schlief, hörte man ihn reden, aber in Worten, die niemand in dem Gefängnis verstand. Er sprach mit vielen verschiedenen Stimmen, aber niemals auf Englisch. Man hatte eine Wanze in seiner Zelle installiert und die Aufnahmen diversen Sprachwissenschaftlern zukommen lassen, die Französisch des 18. Jahrhunderts, haitianisches Kreolisch und zwei westafrikanische Dialekte identifiziert hatten. Die Übersetzungen lauteten in jeder Sprache gleich.
    »Du gibst mir Grund zu leben.«
     
    »Dein Anwalt wird nicht mehr kommen«, verkündete Eldon, nachdem der Wärter ihn im Verhörraum mit Boukman allein gelassen hatte. »Interessenskonflikt.«
    Eldon ließ sich Boukman gegenüber an dem Holztisch nieder und betrachtete ihn eingehend. Er hatte Gewicht verloren, so viel, dass er aussah wie ein magersüchtiger Teenager, der in klassischer Gefängniskleidung auf harten Kerl machte. Sein Gesicht war hager, er hatte Ringe unter den Augen, und seine Haut wies den kalten Ton abgebrannter Streichhölzer auf, gepaart mit der kränklichen Blässe jener Häftlinge, die nur selten in den Genuss von Tageslicht und frischer Luft kamen. Sehr bedrohlich sah er nicht aus, aber der Schein trog. Sämtliche Insassen in Raiford hatten Angst vor ihm.
    Boukman war über Eldons Besuch nicht vorab informiert worden, dennoch war er nicht im Mindesten überrascht, ihn zu sehen. Oder

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