Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
Vom Netzwerk:
Im Dezember zuvor war Arthur McDuffie, ein unbewaffneter Schwarzer, der in den frühen Morgenstunden ein paar Motorradkunststückchen hingelegt hatte, nach einer rasanten Verfolgungsjagd von vier weißen Polizisten ins Koma geprügelt worden. Die Polizisten hatten das mit der Behauptung zu vertuschen versucht, er habe einen Unfall gehabt. McDuffie starb an seinen Verletzungen, und die Polizisten kamen vor Gericht. Trotz ziemlich überzeugender Beweise ihrer Schuld waren sie von den ausschließlich weißen Geschworenen freigesprochen worden. Die Stadt war explodiert, als die schwarze Bevölkerung ihrer nach jahrelang erlittenem Unrecht und Gängelung durch die Polizei aufgestauten Wut Luft machte.
    Und dennoch hatte Joe erst im allerletzten Moment seine Stimme abgegeben. Er konnte Reagan nicht leiden, und er traute ihm nicht, und der seiner Ansicht nach einzige halbwegs vernünftige Film, in dem Reagan mitgespielt hatte, war Der Tod eines Killers , in dem Reagan nur eine kleine Nebenrolle als Opfer eines Auftragsmörders spielte.
    Max dagegen hatte keinerlei Bedenken gehabt, für Reagan zu stimmen. Er war seit jeher überzeugter Republikaner gewesen, schon damals vor zehn Jahren, als sie sich kennen gelernt hatten, Max noch ganz neu bei der Polizei gewesen war und sie zusammen auf Streife gefahren waren. Damals war er ein Anhänger Nixons gewesen und hatte noch immer einiges Gutes über ihn zu sagen, Watergate hin oder her.
    Max betrachtete das Eingangsportal von Primate Park.
    »Wer soll denn da mit seinen Kindern reingehen – außer zur Strafe?«
    »Genau das dachte ich auch.« Joe lachte. »Ich war mal mit meinem Neffen Curtis hier. Der Junge ist fünf. Wollte mal echte Affen sehen. Also habe ich ihm die Wahl gelassen: hier, was näher ist, oder Monkey Jungle drüben in South Dade. Als wir hier ankamen, hat Curtis angefangen zu flennen und meinte, er geht da nicht rein.«
    »Und was habt ihr gemacht?«
    »Sind zum Monkey Jungle gefahren.«
    »Und, hat’s ihm gefallen?«
    »Nein, die Affen haben ihm eine Heidenangst eingejagt.«
    Max lachte laut auf.
    Das Tor zu Primate Park war ein siebeneinhalb Meter großer, brüllender Gorillakopf. Um in den Park zu gelangen, musste man, verfolgt von seinen zornigen Augen, unter den gefletschten Zähnen hindurch in den offenen Schlund laufen. Die hohe Mauer zu beiden Seiten des Portals war ebenfalls mit Affenköpfen bemalt, die die im Park lebenden Arten darstellen sollten, aber es waren zornige Darstellungen, die die Primaten besonders bestialisch und einschüchternd zeigten, primitive Wesen, denen jede menschliche Mäßigung fremd war. Wie irgendjemand auf die Idee hatte kommen können, dass dieses Design die Massen anlocken würde, war ein Rätsel.
    Sie stiegen aus dem Wagen. Max streckte sich und gähnte, während Joe die Tatort-Utensilien aus dem Kofferraum holte: grüne gepuderte Latexhandschuhe, Zungenstäbchen aus Holz, durchsichtige Beweismittelbeutel und -hüllen, eine Polaroidkamera und Vicks Mentholsalbe, die sie sich auf die Oberlippe rieben, um den Gestank des Todes abzuwehren.
     
    Ein seltsames Paar, die zwei Detectives, dachte Jenny, als sie den beiden bei der Arbeit zusah, wie sie Zeugen befragten und die Leiche auf dem Rasen in Augenschein nahmen. Unterschiedlicher hätten sie nicht sein können. Mingus, der Weiße, war barsch, beinah unverfroren. Als er sich und seinen Partner, Detective Liston, vorgestellt hatte, hatte sie seine Alkoholfahne und Zigarettenrauch gerochen. Er sah aus, als hätte er im Auto geschlafen, wenn überhaupt. Seine Kleider – schwarze Hose, graues Sportsakko, weißes Hemd mit offenem Kragen – waren zerknittert und hingen an ihm herunter, als wären sie lieber woanders. Er war unrasiert, und sein kurzes, dunkelbraunes Haar schrie nach einem Kamm. Er hatte einen massiven Körperbau, stämmig, breite Schultern und wenig bis gar keinen Hals. Ein gut aussehender Mann – von den Stoppeln und den blutunterlaufenen blauen Augen abgesehen -, aber er hatte etwas entschieden Gereiztes an sich, als steckte da eine sorgfältig verstaute Bösartigkeit in ihm, die nur darauf wartete, aufzuspringen und um sich zu beißen. Jenny war überzeugt, dass er zu dem Typus Polizist gehörte, der die Geständnisse zur Not auch aus den Verdächtigen herausprügelte und seiner Freundin – er trug keinen Ehering – zu Hause die Hölle heiß machte.
    Detective Liston dagegen war ein gepflegt daherkommender Schwarzer im marineblauen Anzug mit hellblauem

Weitere Kostenlose Bücher