Der Toyota Weg
untersuchen, seine Praktiken auf die amerikanischen Niederlassungen des Konzerns zu übertragen sowie die Bemühungen der amerikanischen Unternehmen zu untersuchen, von Toyota zu lernen.
Anfang der 1990er Jahre waren die Big Three aufgewacht und hatten die Qualität der japanischen Autos erkannt. Man war sich einig, dass Toyota der Erzrivale war, den es zu schlagen galt. Alle drei großen amerikanischen Autobauer machten sich eifrig daran, Toyota zu studieren und ihre eigenen Versionen des Toyota-Systems zu kreieren. Sie führten Benchmark-Studien über Toyotas Produktionssystem, die Produktentwicklung und das Management der Zulieferbeziehungen durch. Ihr ausgeprägtes Interesse an Toyotas Systemen bot mir die Gelegenheit, den amerikanischen Autobauern Wissen über TPS und Toyotas Produktentwicklung zu vermitteln und die praktische Umsetzung zu begleiten. Ich habe in den USA, in England und Mexiko gearbeitet und bin dabei in Branchen wie der Automobilindustrie, der Farbenherstellung, der Herstellung von Kernbrennstäben, im Schiffsbau, in der Schiffsreparatur, einem Ingenieursverband und im Bereich Gartengeräte tätig gewesen. Ich habe so genannten Lean Change Agents – den Multiplikatoren einer schlanken Transformation – von mehr als tausend Unternehmen weltweit mein Wissen vermittelt. Durch meine aktive Teilnahme an der Ausrichtung von Unternehmen auf Lean Management konnte ich ein profundes Wissen über alle Faktoren aufbauen, die einen Kulturwandel und den Lernprozess der Adaptierung des Toyota-Systems ausmachen. Meine Studien über US-Unternehmen, die daran arbeiteten, eigene Versionen des TPS umzusetzen, führte schließlich zu der Herausgabe eines Buches mit dem Titel
Becoming Lean: Experiences of U.S. Manufacturers
(Liker, 1997), das 1999 mit dem Shingo-Preis (zu Ehren von Shigeo Shingo, der an der Entwicklung des TPS maßgeblich beteiligt war) ausgezeichnet wurde. Artikel, die ich als Co-Autor über Toyotas Produktentwicklungsprozess und Zuliefermanagement mitverfasst habe und die im
Sloan Management Review
und
Harvard Business Review
erschienen sind, wurden ebenfalls mit dem Shingo-Preis ausgezeichnet. Aber erst, als ich gebeten wurde, das Buch
Der Toyota-Weg
zu schreiben, bot sich die Gelegenheit, die gesamten 20 Jahre, während derer ich Toyota beobachten und Unternehmen dabei begleiten konnte, von Toyota zu lernen, in einem Band zusammenzutragen.
Die Lektüre dieses Buches könnte Ihnen den Eindruck vermitteln, ich würde intensive Werbung für Toyota betreiben. Als Professor und Sozialwissenschaftler bin ich der Objektivität verpflichtet. Aber ich gebe gerne zu, dass ich ein ausgesprochener Anhänger des Toyota-Wegs bin. Nach meiner Überzeugung ist Toyota in seiner konsequenten Umsetzung der Mitarbeiterinvolvierung einzigartig und bietet damit eines der wenigen Beispiele für ein wahrhaft lernendes Unternehmen in der Geschichte der Menschheit – das ist wahrlich keine geringe Leistung.
Ein großer Teil der Recherchen, auf denen dieses Buch basiert, stammen aus 20 Jahren, in denen ich oft nach Japan gereist bin, sowie aus Interviews,die ich teils in Produktionsstätten von Toyota in Japan, teils in den USA geführt habe. Als man sich mit dem Anliegen an mich wandte, dieses Buch zu schreiben, bat ich Toyota unverzüglich um Unterstützung in Form von weiteren Gesprächen, die sich vor allem auf den Toyota-Weg konzentrierten. Diese Unterstützung wurde mir mit großer Bereitwilligkeit gewährt. Wie sich herausstellte, hatte Toyota gerade seine eigene interne Version des Toyota-Wegs erstellt, um zu gewährleisten, dass die DNA des Unternehmens bei der Globalisierung und der Übertragung der Führungsverantwortung für ausländische Niederlassungen auf internationale Teammitglieder intakt bleibt. Dabei handelte es sich um ein Projekt, das Fujio Cho, damaliger President und seit 2005 Chairman of the Board der Toyota Motor Corporation, besonders am Herzen lag. Cho hatte den Toyota-Weg von einem seiner Begründer, Taiichi Ohno, gelernt. Er gewährte mir eines der äußerst seltenen Inverviews, die er überhaupt gibt. Ich fragte ihn, was an dem beeindruckenden Erfolg von Toyota einzigartig sei. Seine Antwort fiel ziemlich schlicht aus:
Der Schlüssel zum Toyota-Weg und zur herausragenden Stellung des Unternehmens besteht nicht in irgendeinem seiner einzelnen Elemente... Wichtig ist, dass alle Elemente zusammen als System funktionieren. Das muss jeden Tag kontinuierlich praktiziert werden, und nicht
Weitere Kostenlose Bücher