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Der träumende Diamant 1 - Feuermagie

Titel: Der träumende Diamant 1 - Feuermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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geben. Selbst viele der Oberschicht strömten dorthin.
    Vor Jahren hatte der Park sich für Rue als einträgliches Übungsgelände erwiesen, wo sie ihre Geschicklichkeit beim Auskundschaften, bei der Verfolgung und beim geschickten Griff in eine Tasche oder an ein Handgelenk vervollkommnen konnte. Das Getöse eines Feuerwerks bot einen höchst effektiven Schutz gegen das Geräusch auf den Kieswegen.
    Vielleicht gefiel dem anderen Läufer das Gelände aus denselben Gründen.
    Sie näherten sich dem äußeren Ring der Gärten. Kamelien und Robinien glänzten im Schein der Fackeln, und ein Baldachin aus lachsfarbenen japanischen Sakurablüten, noch feucht von Regentropfen, hing wunderschön über ihren Köpfen.

    »Das Kinn hoch«, flüsterte der Marquis lächelnd und nickte einem vorübergehenden Pärchen zu. »Zeig dich den Leuten!«
    »Ich weiß nicht, warum du glaubst, dass das funktionieren wird«, erwiderte sie mit ebenso gedämpfter Stimme. Der geharkte Kiesweg war übersät mit Kirschblüten, deren Duft bei jedem ihrer Schritte aufwirbelte. »Es wäre viel besser gewesen, vorsichtiger zu sein. Er wird uns auf der Stelle entdecken.«
    »Gewiss! Uns. Aber nicht die anderen.«
    Er vertraute fest darauf. Christoffs einziges Zusammentreffen mit dem Läufer legte den Schluss nahe, dass seine Fähigkeiten als Drákon sehr begrenzt waren. Rue hatte gesagt, dass er sie als Bedienstete im Tanzsaal nicht entdeckt hatte. Am Abend des Maskenballs hatte Kit selbst einen deutlichen Mangel an Energie um den Läufer herum festgestellt, vor allem im Vergleich zu der ungewöhnlichen, summenden Aura, welche die neben ihm stehende Rue umgab. Sie würden also dem Läufer zeigen, was er nicht fühlen konnte, nämlich, dass Christoff und seine Gefährtin zwar ganz augenscheinlich auf der Jagd waren, dass dies aber nur eine aufsehenerregende Ablenkung war, während die anderen den Kreis enger zogen.
    Jetzt wusste er auch den Namen des Mannes: Tamlane Williams. Kits Vater hatte ihn zweimal als Jugendlichen festgenommen, ehe er im Fier-Fluss ertrunken war.
    Genauso wie Rue.
    Sie wusste das, zusätzlich zu den verzwickten Einzelheiten des Plans an diesem Abend. Allerdings hatte Christoff ihr nicht alles gesagt - dass er sich nämlich ganz einfach mit ihr hier in der Öffentlichkeit sehen lassen wollte. Und dass niemand, wenn sie in diesem hellen, schmeichelnden
Licht der Fackeln an seiner Seite bliebe, ihr Gesicht je vergessen würde, ebenso wenig wie die Tatsache, dass jeder ihrer Schritte an seine gebunden war. Das war seine zweite, unausgesprochene Botschaft an Williams und alle anderen Mitglieder der Drákon, die in diesen Gärten herumliefen: Sie war vergeben.
    Nebenbei würde er ihr so auf keinen Fall Gelegenheit lassen, auf eigene Faust zu handeln. Zumindest war sie hier von den Besten ihres Stammes umgeben und beschützt.
    »Es ist ein törichtes Vorhaben«, flüsterte seine Geliebte.
    »Bei dir hat es funktioniert, meine Liebe.«
    »Tatsächlich?« Sie warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. »Irgendwie erinnere ich mich daran, dass ich bei Stewarts ziemlich leicht entkommen bin.«
    »Nur, weil ich zu sehr ein Gentleman war, um dich zu verfolgen.«
    Sie hob ihre Augenbrauen und schmunzelte. »Oh, das war es also?«
    »Nun ja, mehr oder weniger.« Kits Stimme wurde unbekümmerter. »Das war es, und außerdem war ich von deiner Schönheit überwältigt.«
    »Wahrscheinlich wohl eher von den vielen Leuten, die kopflos über dich hinweggestürzt sind.«
    »Sie waren mir eine Spur … nun … lästig.«
    »Mylord, du hast ausgesehen wie ein Lachs, der einsam stromaufwärts schwimmt.«
    »Das hast du gesehen?«
    »Ich war schließlich dabei.«
    Sie blieben vor einem Springbrunnen mit Wassernixen und Delfinen aus Marmor stehen. Das Wasser sprudelte aus einem beeindruckenden, gemeißelten Nautilus, der die Spitze des Brunnens bildete. Wassertropfen fingen das Fackellicht ein,
spiegelten es wider und warfen ihr flüssiges Feuer auf die Gesichter und Schwänze aus Stein. Kit beobachtete Rue, wie sie alles betrachtete, ihren Kopf nachdenklich schräg gelegt, als ob die Meerjungfrauen ein dunkles Geheimnis in sich trügen, das sie unbedingt ergründen müsste. Das Licht zeichnete die Umrisse ihres Profils in Silber und Gold nach. Ihr Gesicht selbst war blass wie das einer Sirene, nur viel, viel lieblicher. Er bemerkte, wie sein Blick nach unten wanderte, in das unverhüllte Dekolleté ihres Kleides, das von Kreppseide mit einem schmalen

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