Der träumende Diamant 1 - Feuermagie
Spitzensaum umrahmt war.
An diesem Abend trug sie kein schickliches Halstuch; die Bänder ihres Umhangs waren am Halsansatz zugeschnürt, und deren Enden baumelten in schimmernder Verlockung über ihren Brüsten. Eine zarte rosarote Blüte steckte in den Falten des Kreppstoffes. Sie hob und senkte sich im gleichen Rhythmus ihres Atems. Christoff bemerkte, wie er selbst seine Atemzüge verlangsamte, um sich ihren anzupassen.
Die Grillen zirpten, und in weiter Ferne lachte jemand. Der Brunnen ergänzte das durch eine friedliche, leise plätschernde Musik, die seine Ohren erfüllte.
»Und wirst du heute Abend genauso ein Gentleman sein?«, fragte Rue ruhig und gelassen.
»Nein«, antwortete Kit, nahm die Kirschblüte von ihrem Kleid und zerrieb die Blütenblätter zwischen seinen Fingern, sodass sie dufteten. »Heute bin ich jemand anders.«
Sie lehnte ihr Gesicht gegen seins. Dann blickte sie von der Blüte zu ihm hoch, und ihre Lippen öffneten sich. Als sie gerade etwas sagen wollte, unterbrach eine fröhliche, fremde Stimme sie über Kits Schulter hinweg.
»Langford! Gütiger Himmel, sind Sie das wirklich? Man sagte mir, Sie hätten sich längst auf Ihre feuchten Nordhügel zurückgezogen.«
Kit ließ die Blume auf den Weg fallen und zog Rue an seine Seite, als er sich der Gruppe zuwandte, die auf sie zukam. Er erkannte sofort die Sprecherin und ihr Gefolge aus Dandys und Schönlingen. Der Gemahl der Herzogin von Monfield war allerdings nirgends zu sehen.
Er kannte sie kaum mehr, als es in der Welt der feinen Gesellschaft möglich gewesen war. Zuerst war sie faszinierend gewesen - faszinierend wie ein feiner, neuer Wein, prickelnd auf der Zunge, aber nichts darüber hinaus. Sie hatte ihm ein paar geraubte Küsse gestattet, aber nicht mehr. Bei ihrem dritten Treffen hatte er allerdings ohnehin nicht mehr gewollt; ihr ständiges Geplapper von Kleidern, Adligen und Bällen hatte ihn gelangweilt. Beim vierten Treffen hatte er die ganze Sache entschlossen beendet. Dann - ein halbes oder ganzes Jahr später - hatte er gehört, dass sie endlich ihren Fisch am Haken hatte und verlobt war. Der arme Monfield; Christoff kannte ihn zwar nicht, aber er musste einfach mit jedem Mann Mitleid haben, der an eine Frau gefesselt war, deren Leben nur aus Quadrille und Haute Couture bestand.
»Hoheit«, begrüßte er sie und ließ Rues Hand los, um sich über Lettys zu beugen. »Sie wissen sicherlich, dass es sich selten lohnt, auf Gerüchte zu hören.«
»In der Tat«, lachte Letty. »Aber wer liebt nicht eine gute Anekdote? Ich habe eine höchst erstaunliche über Sie von Cynthia Meir gehört.« Ihr Blick schweifte zu Rue, strahlend und zugleich abschätzend, ihre Lippen waren erwartungsvoll gespitzt. Sie war mit Juwelen und Flitterkram behängt und ertrank fast in diesem süßlichen französischen Parfüm, das sie immer trug. Kit bemerkte den Augenblick, als sich etwas in ihrer Erinnerung rührte. Eine winzig kleine Falte erschien auf ihrer makellosen Stirn.
»Hoheit«, sagte Christoff wieder förmlich und verbeugte
sich ein weiteres Mal. »Darf ich Ihnen Clarissa vorstellen, die Marquise von Langford.«
Die Schönlinge in der Begleitung der Herzogin verstanden Kit, bevor es ihr dämmerte. Aufgeregt tuschelten sie untereinander, während Letty lange Zeit nur dastand und Rue anstarrte. Rue erwiderte den Blick, ohne zu lächeln, und machte schließlich einen anmutigen Knicks. Der Springbrunnen plätscherte und gurgelte.
»Oh,« sagte Letitia schließlich eine Spur zu salbungsvoll. »Meine Liebe! Wie entzückend. Ich hatte ja gar keine Ahnung, Kit, Sie schlauer Fuchs! Haben Sie auf dem Land geheiratet?«
»Das könnte man so sagen«, erwiderte Christoff und ließ seinen Blick auf seiner neuen Frau ruhen, die verdächtig schweigsam war.
»Das ist ja faszinierend«, zwitscherte Letty. Sie bedachte Rue mit einem frostigen Lächeln. »Und Sie waren sicherlich eine bezaubernde kleine Landbraut.«
»Was für einen prächtigen Halsschmuck Sie tragen, Hoheit«, antwortete Rue und erwiderte ihr Lächeln mit einer plötzlichen, geradezu mordlustigen Wildheit. »Ich habe selten Rubine gesehen, die so gut aufeinander abgestimmt sind. Und wie wunderbar sie Ihr Kleid zur Geltung bringen.«
Letty hob eine behandschuhte Hand an ihren Hals. »Nun, ich …«
»Sie verleihen diesem faden Garten echten Glanz.« Rue wandte sich an Kit.
»Langford«, verkündete seine Braut in ebenso zwitscherndem Tonfall wie zuvor Letty, »ich muss
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