Der träumende Diamant 1 - Feuermagie
Käfig fand, in dessen Ecken noch modriges, fahles Heu aufgeschichtet war.
Wieselkatze, ein kleiner, aber besonders grausamer Jäger.
Sie erinnerte sich an den kräftigen, rotbraunen Kater in ihrem Garten und warf dem Jungen hinter sich einen abschätzenden Blick zu. Er erwiderte ihn mürrisch.
»Du hast etwas sehr Dummes getan«, begann Rue. »Ich glaube, du ahnst gar nicht, wie dumm es war.«
»Warum? Weil er das sagt?«
»Nein. Weil ich es sage. Du hast in ein Hornissennest gestochen, ganz zu schweigen davon, dass wir beide deswegen offiziell befragt wurden und ein gewisser Bestandteil meiner Vergangenheit auf den Plan gerufen wurde, und das, obwohl ich hart daran gearbeitet habe, das zu vermeiden.«
»Langford«, schnaubte Zane.
»Lord Langford ist die geringste deiner Sorgen.« Sie beobachtete eine Mutter und ihren Sohn, die vorbeispazierten. Der Junge berichtete mit hoher, aufgeregter Stimme von Löwen und Bären. Das Kind war in grünen Samt gekleidet und hatte einen Lockenschopf. Seine Mutter lächelte liebevoll zu ihm hinunter. Rue wartete, bis sie vorüber waren. »Niemand von uns ist ohne Familie, Zane, oder ohne Vorgeschichte. Die, die mich eingeholt hat, hat mit Rache zu tun. Es gibt eine Menge ruchlose alte Bastarde, die in den Diamanten vernarrt sind, den du gestohlen hast.«
Zane senkte den Kopf. Er machte sich gar nicht erst die Mühe, den Vorwurf abzustreiten, und sagte lediglich: »Ich habe ihn nicht mehr.«
»Ich weiß«, antwortete sie sanft. »Aber wo ist der Mann, zu dem du ihn gebracht hast? Der, der so ist wie ich?«
Seine Finger verharrten in der Bewegung.
»Du kannst es mir sagen«, murmelte sie, noch immer sanft. »Ich bin nicht böse.«
»Er hat ihn auch nicht.«
Sie lächelte. »Ich weiß, Zane. Ich habe ihn. Oder besser: Ich hatte ihn. Der Diamant ist wieder da, wo er hingehört.«
»Sie … haben ihn gefunden?«
Sie warf einen vielsagenden Blick den Weg hinunter zum Ende des Parks, wo sich die Krokodile befanden. Der Junge schluckte. Seine gelben Wolfsaugen huschten einmal von oben nach unten über ihre Gestalt, bevor er wieder auf die Erde starrte.
»Ich dachte, es würde Sie glücklich machen«, flüsterte er, und zum ersten Mal, seitdem sie ihn kannte, klang er annähernd so alt, wie er auch war.
»Ein achtundneunzigkarätiger Diamant! Natürlich hätte er das. Du wirst eines Tages einen wunderbaren Ehemann abgeben, mein Lieber. Es war einfach nur Pech, dass dieser besondere Edelstein mit meiner Vergangenheit verwoben ist.«
Sein Blick suchte noch einmal ihre Augen.
»Wo ist der Mann?«, beharrte Rue. »Ich muss es wirklich wissen.«
Zane trat von einem Fuß auf den anderen. »Er wird Sie wegbringen, nicht wahr? Langford. Er will, dass Sie bei ihm bleiben. Er wird Sie zurück an diesen Ort mit all den alten Bastarden bringen.«
»Ja«, bekräftigte sie.
»Bin ich schuld daran?«, fragte er mit gepresster Stimme.
»Nein. Früher oder später wäre es sowieso passiert.«
Sie blickte auf den leeren Käfig hinunter und sah an seiner
Stelle Wald, Chasen Manor und smaragdgrüne Hügel. »Es war nur eine Frage der Zeit.«
»Das tut mir leid«, sagte Zane.
Sie rang sich erneut ein Lächeln ab, ging zu ihm und zog seinen mageren, warmen Körper an sich. Er fühlte sich zart wie ein Vogel an, und die Knochen seiner Schulterblätter waren schmerzhaft spitz. »Es ist nicht deine Schuld, mein Kind. Du hast die Dinge nur zum Laufen gebracht. Wenn du es nicht gewesen wärst, vertrau mir, dann wäre es ein anderer gewesen.«
»Ich bin kein Kind«, sagte er hitzig und wand sich aus der Umarmung. Mit brennenden Wangen starrte er sie an.
»Es ist nicht deine Schuld«, wiederholte Rue, ohne sich zu bewegen. »Sag mir, wo der Mann ist.«
Er atmete zu rasch und blickte finster den Weg hinunter. Seine lohfarbenen Haare waren ungekämmt, und seine Arme hingen steif neben seinem Körper.
»Zane.«
»Lambeth. Das Amphitheater.«
Collins Amphitheater. Die Lustgärten, Springbrunnen, Spiegel, ein Feuerwerkspektakel an jedem dritten Wochenende eines Monats. Einer der bekanntesten und beliebtesten Orte der Stadt. Rue machte einen Schritt zurück und starrte Zane an. Dieser ließ die Schultern sinken und verzog finster das Gesicht. »Es stimmt. Er sagt, er mag das Feuerwerk.«
»In Ordnung. Geh jetzt nach Hause. Du siehst schrecklich aus. Und was immer du auch tust, halte dich von Far Perch fern. Ich werde zurückkommen, sobald es sicher ist.«
»Mit ihm.«
Zane wandte den Kopf
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