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Der träumende Diamant 2 - Erdmagie

Titel: Der träumende Diamant 2 - Erdmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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Earl inzwischen den Diamanten gefunden hat, wird ihn Imre sofort danach getötet haben.«

    »O mein Gott.«
    Maris Augen wurden schmaler; sie warf Amalia einen nachdenklichen Blick zu. »Dann bist du eine Witwe.«
    Lia sprang aus dem Bett, nackt, was sie aber nicht weiter kümmerte, und machte einen Satz auf Mari zu, um sie vom Stuhl zu reißen. »Bring mich sofort zu ihnen!«
    Mari runzelte die Stirn und drehte ihr Gesicht weg. »Es tut mir leid, aber es ist mir verboten worden.«
    Lia knirschte mit den Zähnen. » Wie bitte ?«
    »Glaubst du, ich bin hier, weil ich den Prinzen liebe?«
    Maricara riss sich los, und ihre Stimme bebte. »Glaubst du, ich genieße seine Gesellschaft? Er hat meine Familie in der Hand. Er ist der Herr dieses Landes, ob mit den Gaben oder ohne sie, und er hat eine Armee von Anderen hinter sich versammelt. Die meisten in meinem Dorf können die Wandlung überhaupt nicht vollziehen, weder zum Drachen noch zu Rauch. Er hat Geld für mich bezahlt, und meinen Eltern hat das viel genützt, aber der wahre Grund, warum ich bleibe, ist ein anderer: Ich habe einen jüngeren Bruder. Ich habe noch immer einen Vater und eine Mutter. Und Imre herrscht über uns alle. Er sagte, ich dürfe dir die Kupfermine nicht zeigen. Das letzte Mal, als ich mich ihm offen widersetzte, ließ er meine Mutter auspeitschen. Das will ich nicht noch einmal.«
    Sie stand in einem einfallenden Lichtstrahl, der einen ockerbraunen Streifen auf ihr Kleid malte, und atmete schwer. Der Puder in ihrem Haar verblasste bereits. Trotz der Schminke sah sie ihrem Alter entsprechend aus, klein und dünn, und ihre Lippen zitterten. Sie trug eine Halskette aus prachtvoll verschlungenem Gold, die zu schwer für ihre Brust wirkte.

    Sie ist nur ein Kind , begriff Lia. Sie war knochig und verängstigt, genau wie Lia es früher gewesen war.
    »Ich sollte mich um dich kümmern, wenn du aufwachst.« Maricara deutet auf den Krug mit heißer Schokolade. »Da ist etwas beigemischt. Du sollst schlafen, bis sie wieder zurückgekehrt sind.« Sie warf Lia einen flehentlichen Blick zu. »Vielleicht willst du heute Morgen keinen Kakao, aber ich kann diese Burg nicht verlassen. Mehr kann ich nicht für dich tun. Verstehst du?«
    »Ich verstehe.« Lia ging zu dem Mädchen und presste ihm eine Hand auf die Schulter. »Bleib hier. Ich schaffe das auch allein.«
    Mari packte sie am Arm. »Lass nicht zu, dass er dich tötet.«
    »Das werde ich nicht.«
    Das Fenster war alt, aber der Riegel war es nicht. Sie drehte ihn und drückte die Flügel auf. Sie war in Sonnenlicht getaucht und atmete die Bergluft ein.
    »Flieg nach Osten«, sagte die Prinzessin hinter ihr.
    »Ja«, erwiderte Lia. »Ich weiß.«
    Sie vollzog die Wandlung und wurde zu Rauch. Dann glitt sie aus dem Fenster, hinauf in den offenen Himmel.

20
    Zum ersten Mal in ihrem Leben flüsterte Draumr ihr zu: Ich bin bereit .
    Und mit dieser Botschaft kam die Musik, unablässige Musik, schwer und berauschend, die sie geradewegs zu
zwei einsamen Bergspitzen lockte, und dann hinab, hinab in einen spitz zulaufenden Spalt, durch den unten, wo er wieder breiter wurde, ein Fluss voll grünem Eis mit winterlicher Trägheit um Felsen und verrottende Baumstämme spülte.
    Die Berge waren ausgehöhlt. Lia konnte sie fühlen, die rauen Tunnel, die sich durch das Gestein gruben, in Kammern voller Wasser und Erz zusammentrafen und sich dann wieder teilten.
    Draumr rief: Ja! Hier!
    Aber sie brauchte die Führung des Steines nicht mehr. Nur sehr wenige Wege durchschnitten den Tannenwald und das nüchterne Weideland; auf einem standen einige Männer vor einem klaffenden, quadratischen Loch in der Felswand.
    Lia schoss darauf zu. Manche blickten auf und wiesen empor, aber sie war zu hoch und zu schnell. Wie ein grauer Pfeil sauste sie an ihnen vorbei, geradewegs in den Tunnel hinein.
    Laternen standen auf dem Boden und erhellten die Umrisse alter Eisenschienen. Sie zeigten ihr das geringe Ausmaß der Mine, den unebenen Felsen und die tintenschwarzen Tiefen. Ein Seil führte an der Wand entlang und verschwand im Ungewissen. Lia folgte ihm.
    Die Luft um sie herum wurde abgestandener und feucht, und sie war kalt genug, Kristalle an den Holzbalken und den behauenen Wänden erstarren zu lassen, und der Lichtschein enthüllte glitzernde Spalten. In ihrer Rauchgestalt machte Lia die Kälte beinahe überhaupt nichts aus; sie konnte weiterhin gleiten, sich in alle Richtungen wenden, sich ducken, umkehren. Aber sie begann sich

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