Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der träumende Diamant 2 - Erdmagie

Titel: Der träumende Diamant 2 - Erdmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
Vom Netzwerk:
Rat dazu zu bringen, sie gehen zu lassen. Aber sie wollte es doch so sehr. Sie besucht jetzt die Wallence-Schule für junge Damen in Edinburgh. Eine höchst angesehene Schule. Wir fahren jeden Monat dorthin, um sie zu besuchen.«
    Er stellte seine Teetasse beiseite. »Nach allem, was der Rat dir dafür angetan hat, dass du fortgelaufen bist …«
    »Ja«, unterbrach sie ihn scharf. »Nach all dem kannst du ganz sicher sein, dass ich darauf achte, meine Tochter gut vor ihnen zu beschützen.« Ihre Fingernägel trommelten ruhelos gegen die Porzellantasse. »Aber sie verfügt über keinerlei
Gaben, weshalb sie dem Rat weniger wichtig ist. Ich nehme an, die Chancen waren groß, dass das bei wenigstens einem meiner Kinder der Fall sein würde. Meine eigenen Gaben zeigten sich erst spät, aber Lia hat noch nicht einmal die elementarsten Züge der Drákon entwickelt, nicht ihre Körperkraft, ihre geschärften Sinne, ihre Verstohlenheit oder irgendeinen Hinweis darauf, dass sie die Wandlung vollziehen könnte …« Sie brach ab und atmete wieder langsamer. »Es ist nicht so ungewöhnlich, dass eine Frau im Stamm ohne die Gaben geboren wird. In diesen Tagen ist es sogar wahrscheinlicher, dass sie ohne Gaben auf die Welt kommt, als andersherum.«
    Sie veränderte ihre Sitzposition auf dem Sofa, und ihr Rock raschelte. Zane bemerkte, dass sie nicht annähernd so gelassen war, wie es zunächst den Anschein gehabt hatte.
    »Wir hielten es für das Beste, wenn sie sich den Duft der Welt um die Nase wehen lässt, ehe wir sie hier an diesen Ort binden. Schließlich wird sie hier in jedem Fall den Rest ihrer Tage verbringen.«
    »Ich nehme an, dass sie viel Freude an dieser Schule hat«, antwortete Zane nach einem Moment des Nachdenkens.
    »Ja«, bestätigte Rue, die sich wieder gefasst hatte. »Französisch, Latein und Etikette. Ich bin sicher, es gefällt ihr.«
    Zane hörte nicht, wie sich hinter ihm die Flügeltür öffnete - die Lakaien waren ebenso lautlos wie der Rest der Drákon -, aber es wurde kühler im Raum, und die Kerzen im Leuchter sprühten einen regenbogenfarbenen Funkennebel.
    Der goldhaarige Marquis trat ein; ohne ein Lächeln kam er zu seiner Frau und beugte sich über ihre Hand. Zane bedachte er lediglich mit einem kurzen Seitenblick.

    »Langford«, begrüßte ihn Zane, machte sich jedoch nicht die Mühe, aufzustehen. Christoff Langford nickte ihm zu. Falls Zane einen Nachnamen hatte, hätte ihn der andere Mann sicherlich mit Vergnügen zwischen den Zähnen hindurchgepresst, doch so, wie die Dinge lagen, begnügte er sich mit einer Kopfbewegung.
    »Hast du es ihm schon gesagt?«, fragte er seine Frau.
    »Nein, noch nicht. Ich habe auf dich gewartet.«
    Der Marquis setzte sich neben Rue, legte ihr den Arm um die Schultern und musterte Zane mit abschätziger Feindseligkeit in den grünen Augen.
    »In letzter Zeit etwas mitgehen lassen?«, fragte seine Lordschaft mit eisiger Höflichkeit.
    »Ja. Irgendjemanden entführt?«
    »Wir wollen, dass du eine Reise unternimmst«, sagte Rue, als keiner der beiden mehr etwas sagte. »Eine recht lange.«
    »Wohin?«
    »In östliche Richtung.«
    »Östlich wovon?«, fragte er.
    Rue erhob sich vom Sofa, ging um das Möbelstück herum und blieb vor den großen Fenstern stehen. Sie trug ein Kleid im Ton von rosafarbenen Blüten, das mit Perlen bestickt war, und eine französische Schleppe wischte kaum hörbar über den Ahornfußboden. Vor den strahlend erleuchteten, großen Fensterscheiben schien sie sehr klein und schmal.
    »Irgendwo da draußen«, sagte sie und hob eine Hand zur Geste, »im Osten von England, im Osten von Frankreich, irgendwo dort, so weit im Osten, wie du es dir nur vorstellen kannst, gibt es einen Stein. Einen Diamanten, wie wir glauben. Einen sehr mächtigen.« Rue wandte Zane wieder ihr Gesicht zu; das Licht in ihrem Rücken ließ ihren Gesichtsausdruck
verschwimmen. »Wir wollen, dass du aufbrichst, um ihn zu holen.«
    »Einen einzigen Diamanten«, fragte Zane ungläubig.
    »Ja.«
    »Wie groß ist er?«
    »Wissen wir nicht.«
    »Wo befindet er sich?«
    »Wissen wir nicht.«
    »Wem gehört er?«
    Rue lächelte entschuldigend. »Wissen wir nicht.«
    »Nun«, bemerkte Zane, »das kann ja ein Spaß werden.«
    Rue trat aus den Schatten heraus, sodass die ursprünglichen Farben Rosa und Weiß wieder in ihr Gesicht zurückkehrten. »Vor ungefähr zwei Jahren haben die Ersten von uns angefangen, ihn zu hören. Nur einige von uns. Es klang damals wie der Nachhall

Weitere Kostenlose Bücher