Der träumende Diamant 2 - Erdmagie
eines Tagtraums, weich und lieblich. Kaum merklich wahrzunehmen. Wenn man versuchte, genauer zu lauschen, verschwand der Laut gänzlich.«
»Damals?« Er hob eine Augenbraue.
»Ja. Der Klang hat sich verändert. Ist stärker geworden. Drängender. Inzwischen hören ihn mehr von uns, beinahe jedes Mitglied des Stammes.« Erneut hob sie die Hand und machte eine kleine, hilflose Geste. »Es ist schwer zu erklären. Du weißt, dass wir eine Verbindung zu Steinen haben. Du weißt, was wir sind. Dieser eine Stein - ruft uns. Er ist hartnäckig und sehr deutlich. Wir brauchen ihn.«
»Warum holt ihr ihn dann nicht selbst? Warum schickt ihr nicht einen eurer prahlerischen Jäger in die Wildnis? Das würde die Angelegenheit doch sicherlich beschleunigen.«
Der Marquis und die Marquise tauschten einen raschen, bedrückten Blick.
»Das ist unmöglich«, sagte Rue schließlich. »Der Rat würde es nicht erlauben.«
Sie log. Geschickt, ohne Zögern, kühl und ohne den geringsten Hinweis auf Scham, aber er kannte sie gut genug, um zu bemerken, wie ihre Stimme eine winzige Spur lauter wurde. Und zugleich fiel ihm auf, dass sich Langfords Haltung kaum merklich veränderte. Zwar blieb er sitzen, aber er wirkte angespannter und noch feindseliger, falls das überhaupt möglich war.
Interessant.
Zane glaubte sofort, dass der Rat aus alten Männern, der dabei behilflich war, über ihren sogenannten Stamm zu herrschen, jede Reise verbieten würde, die über den Kanal hinausführte. Das tiefe Misstrauen der Drákon gegenüber jedem, der nicht ihrem Stamm angehörte, hielt diesen Ort so fest im Griff wie eine Python. Was er hingegen nicht glaubte, war, dass Rue Langford - oder ihr grimmiger Ehemann - sich davon abhalten lassen würden, wenn die Angelegenheit nur wichtig genug wäre. Sie hatte jahrelang alle ihre Regeln gebrochen, jede einzelne von ihnen, einfach nur aus dem schlichten Grund, dass sie dazu in der Lage war.
Aber sie würde nicht reisen, obwohl sie es gerne wollte. Dieser Wunsch war ihr deutlich ins Gesicht geschrieben.
Zane blickte an ihr vorbei. Durch die Fenster betrachtete er wieder den blauen Himmel, die leuchtenden Wolken und die Wälder, die in scharlachroter, kürbisfarbener und goldener Pracht vergingen.
»Ihr wollt, dass ich an einen unbekannten Ort reise, um einen unbekannten Diamanten zu finden und aus den Fängen einer unbekannten Person - oder auch mehrerer Personen
- in Sicherheit bringe, und das kurz vor Wintereinbruch.« Sein Blick wanderte zurück zu Rue. »Und was ist, wenn dieser Jemand nicht willens ist, mir seinen ruhelosen Stein zu verkaufen?«
Rue musterte ihn schweigend, ihre Mundwinkel sanft gehoben.
»Ich verstehe.« Er erwiderte ihr Lächeln. »Habe es also nicht missverstanden. Wir hatten in der vergangenen Zeit einige angenehme Abmachungen, die sich als höchst profitabel erwiesen haben, wie ich gestehen muss. Aber ich bin überrascht. In all diesen Jahren hast du mich noch nie gebeten, etwas für dich zu stehlen.«
Nun ergriff der Marquis das Wort. »Du wirst sechzigtausend Pfund Sterling dafür erhalten.«
Zane stieß die Luft aus. Er spürte, wie seine Hände kalt wurden. Einem Instinkt folgend und um zu überleben, harrte er vollkommen reglos aus, bis sich seine Sinne wieder beruhigt hatten.
Sechzigtausend …
Das war ein Vermögen - mehr als das. Es war, verdammt noch mal, beinahe undenkbar, und er hatte eine sehr lebhafte Vorstellungskraft. Wenn irgendjemand sonst auf der Welt, irgendjemand, etwas Derartiges zu ihm gesagt hätte, hätte er sich mit einer höhnischen Bemerkung abgewandt, denn es gab wenig Gefährlicheres, als mit Verrückten Geschäfte zu machen.
»In Ordnung«, sagte der Dieb und stand auf, um Rue die Hand zu schütteln.
»Hat er Verdacht geschöpft?«, fragte Kit Langford seine Frau, während sie durch das Schlafzimmerfenster zusahen,
wie die Kutsche mit ihrem menschlichen Gast die Auffahrt zu Chasen Manor hinunterfuhr.
Rue stand hinter ihm; er hörte das Schulterzucken in ihrer Stimme. »Er ist Zane. Er hat immer irgendeine Vermutung.«
»Aber er wird sich auf die Reise machen?«
»Ja.« Sie ging zu ihm hinüber und strich ihm mit den Fingerspitzen über den Handrücken - eine weiche, flüchtige Zärtlichkeit, die ihn erwärmte, wie es jede ihrer Berührungen tat. Er drehte sich zu ihr um und griff nach ihren beiden Händen.
Sie war schön. Kühl und dunkel, wie eine Nacht für die Sterne. Sie war immer so wunderschön. Ein Lächeln umspielte
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