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Der träumende Diamant 2 - Erdmagie

Titel: Der träumende Diamant 2 - Erdmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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Gesicht hatte.
    Der Wortschwall der Matrone verstummte, und stattdessen breitete sich ein leichtes, säuerliches Lächeln aus.
    Sie schob sich zu den beiden Mädchen und zog diese näher an sich heran, während die livrierten Kellner den Tisch wie grüngekleidete Bienen umschwärmten. In der Mitte der Aufregung stand Zane, verbeugte sich erneut und führte die Hand der älteren Frau an seine Lippen.
    Lia sah, wie ein anderer Ausdruck über ihr Gesicht huschte. Sie sah den raschen, durchdringenden Blick, den sie den beiden jüngeren Mädchen zuwarf, eine schweigende Botschaft, die sie ihnen über Zanes gebeugten Kopf hinweg mitteilte.
    Das Geschirr wurde gesäubert, die verschmutzte Tischdecke entfernt. Frisch gebleichtes Leinen wurde über den Tisch ausgebreitet, frischer Wein wurde eingeschenkt - weithin sichtbar hatte Zane dem Maître d’hôtel eine Goldmünze in die Hand gedrückt -, und schließlich verbeugte er sich ein drittes Mal, offensichtlich gewillt, sich zurückzuziehen. Als er sich wieder aufrichtete, legte die alte Frau ihre Hand auf seinen Arm und sagte etwas zu ihm. Zane hatte Lia den Rücken zugedreht und beugte sich nun zu der Frau, um ihr seinerseits etwas ins Ohr zu flüstern.

    Was Lia in diesem Augenblick am besten sehen konnte, war die Hand mit den deutlich hervortretenden Adern auf seinem Arm. Sie sah, wie sich die Finger der Matrone mit einem Mal verkrampften, so sehr, dass sie die Wolle in Falten zogen. Die Frau ließ ihn sehr rasch los, als habe sie sich verbrannt, und spreizte ihre Finger.
    Zane richtete sich auf. Er nickte den anderen beiden Frauen zu und ging zum Ausgang, ohne sich umzudrehen.
    Die Frau ließ den Blick langsam durch den Raum gleiten. Lia senkte das Kinn und betrachtete eingehend die Überreste ihres Fisches, während sie langsam bis zehn zählte, ehe sie wieder aufsah.
    Niemand beachtete sie. Die Matrone hatte die beiden Mädchen zu sich gewinkt, und gemeinsam eilten sie aus dem Raum; ihre Schultertücher wehten hinter ihnen her, ihre Gläser waren noch immer randvoll. Die Landjunker sahen ihnen enttäuscht hinterher.
     
    Fünf Minuten später kam Zane zurück. Sein Gang war keineswegs mehr unsicher, sondern er bewegte sich geschmeidig wie eine Katze zwischen den Tischen hindurch.
    »Nachtisch?«, fragte er und warf seine Rockschöße zurück, als er sich setzte.
    »Was hast du zu ihr gesagt?«
    »Nur, dass sie ihr Geschäft besser anderswo erledigen solle.« Er hob die Hand, um einen Kellner heranzuwinken. »Zum Beispiel bei den Witwen am Tisch beim Feuer. Sie scheinen echte Perlen am Hals zu tragen.
    Lias Mund stand offen. »Du hast sie fortgeschickt, damit sie stattdessen jemand anderen ausrauben?«
    »Nun ja, du kannst wohl kaum von mir erwarten, dass
ich sie warne, ohne ihnen ein nettes anderes Angebot zu machen. Sie sah zerbrechlich aus, aber sie war eine zähe alte Mähre, glaub mir. Ich habe ohne Zweifel blaue Flecken am Arm von ihrem Griff.«
    Schweigend und unter Verbeugungen kamen die Kellner, um Fisch und Käse abzuräumen und stattdessen Pfefferminzlikör, Kaffee und ein Tablett mit kleinen, gezuckerten Keksen aufzutragen. Lia wartete, bis sie wieder außer Hörweite waren.
    »Wie kannst du so etwas nur übers Herz bringen?«
    »Es ist ganz leicht. Ich kann mir nicht vorstellen, warum jemand in diesem schäbigen Teil der Stadt Perlen tragen sollte, außer, weil er sich nach Aufmerksamkeit sehnt.«
    »Zane«, zischte sie.
    »Meine liebste Ehefrau, hast du nicht die vier gut aussehenden Männer an der Seitentür bemerkt? Nur zu, sieh sie dir an. Sie bewachen die Witwen und ihre Perlen. Sie sind mir gleich bei unserer Ankunft aufgefallen, denn wir standen gemeinsam in der Vorhalle. Es besteht nicht die geringste Gefahr, zum Teufel noch mal, dass unsere kleine Bande von Taschendiebinnen heute Nacht - oder in irgendeiner anderen Nacht - einen einzigen Schritt in die Nähe dieser Frauen macht. Vertrau mir.«
    Er griff nach einem der Kekse, die mit pastellfarbenem Zucker überzogen waren, und klopfte mit ihm auf den Teller, bis die Zuckerkrümel hinunterfielen.
    »Und, sind sie es?«
    »Sind sie was?«
    »Sind die Perlen echt?«, fragte er. »Ich würde meine Seele verwetten, dass du das aus dieser Entfernung sagen kannst.«

    Sie antwortete nicht. Seine Stimme wurde weicher, hartnäckiger.
    »Sind sie es, Amalia?«
    Sie schloss die Augen. Plötzlich spürte sie den Geruch des Kaffees heiß in ihrem Kopf.
    »Ja«, flüsterte sie.
    Er schwieg. Als sie ihn wieder

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