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Der Trakt

Der Trakt

Titel: Der Trakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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gespannt.«
    Noch immer regte Rössler sich nicht, und langsam wurde ihr sein Blick unangenehm. Sie fühlte sich schutzlos und verletzbar, fragte sich aber im gleichen Moment, womit man sie noch verletzen könnte. Als sie aufstehen wollte, um diesem Blick zu entgehen, sagte er: »Sie sind mit ziemlicher Sicherheit genau wie Isabelle einer Gruppe von Leuten in die Hände gefallen, die … Versuche an Ihnen durchgeführt haben. Gefährliche Versuche, bei denen sie an Ihrem Gehirn herummanipuliert haben.«
    Mit einem Schlag zog eine heiße Welle über Sibylles Gesicht.
Versuche?
Sie sah den Kellerraum vor sich, in dem sie gelegen hatte.
Da waren diese Monitore, die Kabel. Der falsche Dr. Muhlhaus. Der Bluterguss …
    Mit einem Ruck hob sie die Hand und betrachtete die noch immer gut sichtbare blaue Stelle auf dem Handrücken. Als sie aufsah, nickte Rössler. »Das ist von der Infusionsnadel. Man hat Ihnen Chemikalien eingeflößt, die die Experimente unterstützen.«
    »Experimente? Am Gehirn??« Sibylle spürte, dass ihre Hände zitterten, und drückte die Handflächen fest zusammen. »Wie meinen Sie das? Woher wissen Sie das überhaupt? Was genau haben die mit mir gemacht, und wie kann es sein, dass –«
    »Moment.« Rössler hob eine Hand. »Bitte, eins nach dem andern.«
    Sibylle konnte keine Sekunde länger sitzen bleiben. Sie sprang auf und lief einige Male in dem Zimmer auf und ab, bevor sie sich wieder an die gleiche Stelle setzte. »Woher wissen Sie das alles?«
    »Isabelle konnte denen entkommen, weil ihr jemand geholfen hat. Eine Krankenschwester, die anfangs mitgemacht hat, weil man ihr eine Menge Geld in Aussicht gestellt hatte. Aber als sie gesehen hat, was diese Leute Isabelle antun, hat sie ihr geholfen zu fliehen. Einen Tag später ist sie bei mir zu Hause aufgetaucht und hat mir alles erzählt, was sie selbst wusste.«
    Wieder beschleunigte sich Sibylles Puls. »Wo ist diese Frau? Ich muss sie sehen.«
    »Ich weiß es nicht«. Rössler schüttelte langsam den Kopf. »Ich habe sie danach nicht wieder gesehen.«
    Was auch sonst.
Langsam verlor sie den Glauben daran, dass irgendwer ihr wirklich würde helfen können.
Manipulationen am Gehirn …
    »Nach dem, was diese Krankenschwester erzählt hat, setzen diese Leute einen neuen chemischen Stoff ein, der Isabelle intravenös verabreicht worden ist und sie in einen Zustand versetzt hat, in dem das Gehirn alles ungefiltert aufnimmt, was es vorgesetzt bekommt. Dann wurde ihr das komplette Leben eines Kindes regelrecht implantiert. Ich glaube, das Verfahren heißt audiovisuelles Irgendwas. Die haben Isabelle auf einer Trage festgeschnallt …« Er stockte, zitternd. Für einen kurzen Moment vergaß Sibylle ihre eigene Situation. Sie lehnte sich nach vorne und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Schon gut, danke.« Er atmete tief durch und erzählte weiter, ohne Sibylle dabei direkt anzusehen. »Sie haben Isabelle also festgeschnallt und ihr dann in einer wochenlangen Prozedur Tag und Nacht ununterbrochen immer wieder die gleichen Bilder vorgesetzt, Tausende Bilder, die das Leben eines Kindes Tag für Tag von der Geburt bis zum Alter von fünf Jahren in ihr Gehirn hämmern sollten. Gleichzeitig haben sie ihr dazu passend die Kinderstimme vorgespielt. Geschlafen hat Isabelle während der ganzen Zeit angeblich nicht, weil das Gehirn in diesem Zustand keinen Schlaf braucht.«
    Sibylle erinnerte sich an die Situation im Keller des Krankenhauses und sagte: »Das können die bei mir nicht so gemacht haben, ich konnte auf Anhieb problemlos laufen, als ich aufgestanden bin. Das wäre nach zwei Monaten liegen unmöglich.«
    Rössler nickte. »Isabelle durfte alle paar Stunden aufstehen, damit sie zur Toilette gehen und ein paar Runden laufen konnte. Dieses chemische Zeugs lief dabei die ganze Zeit in ihre Adern, sie konnte sich nicht dagegen wehren und hat alles gemacht, was die von ihr verlangten. Diese Frau meinte, man kann sich diesen Zustand grob vorstellen wie Schlafwandeln.«
    »Aber warum hat die Krankenschwester bis zum Ende zugesehen, wenn sie … – Warum hat sie ihr nicht schon vorher geholfen?«
    »Hat sie – angeblich. Sie war für die nächtliche Überwachung zuständig und hat Isabelle nach drei Wochen abends die Nadel aus der Vene gezogen und die Apparate abgestellt, die auf sie einhämmerten. Nach einigen Stunden war Isabelle dann wohl so weit, dass sie selbst laufen konnte. Sie hat ihr geholfen, aus dem Keller zu flüchten, den Sie ja

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