Der Trakt
ihrem Kopf befestigt gewesen waren.
Sein Gesicht, als sie sich davonmachte. Deshalb also hatte er sie absichtlich entkommen lassen.
»Wittschorek glaubt dir, dass du nichts mit der Sache zu tun hast. Aber das nützt ihm und auch dir reichlich wenig, Grohe hält dich nämlich für eine pathologische Lügnerin. Er weiß nichts davon, dass ich bei dir bin, und er darf es auch nicht erfahren, sonst wirft er Martin aus der SoKo raus und dich steckt er in die Geschlossene. Grohe ist eine Flasche, und wenn Martin nicht mehr dabei ist, sind die Chancen, diese Sache aufzuklären, gleich null. Ich habe Urlaub, und im Grunde genommen ist das, was ich hier tue, nicht nur inoffiziell, sondern sogar kriminell, verstehst du? Ich nehme eine dringend Tatverdächtige nicht fest, obwohl ich die Möglichkeit dazu hätte. Wenn das rauskommt, kann es sowohl Martin als auch mich den Job kosten. Deswegen die ganze Geheimniskrämerei.«
»Eine dringend Tatverdächtige? Ihr hofft, dass die versuchen werden, mich wieder aufzugreifen? Du … Ihr … ihr benutzt mich als Lockvogel?«
»Ja.«
Als ob das alles nicht schon wahnsinnig genug wäre!
»Warum soll ich dir diese Geschichte jetzt glauben, Christian Rössler?«
»Weil es die Wahrheit ist. Du kannst Martin Wittschorek nachher anrufen, er wird bestätigen, was ich dir gerade gesagt habe.«
»Und wieso sagst du mir das alles erst jetzt?«
»Das hab ich dir doch gerade versucht zu erklären. Wir wussten nicht, wie du reagieren würdest, wenn wir dir sagen, dass wir inoffiziell und hinter dem Rücken des SoKo-Chefs handeln. Wie gesagt – es kann nicht nur mich den Job kosten.«
Die jähe Verzweiflung, die sie gerade noch lähmen wollte, fiel immer mehr von ihr ab, und je mehr Christian ihr erklärte, umso einleuchtender wurde alles für sie.
Zwei Dinge fielen ihr gleichzeitig ein. »Ich hab dich schon in diesem Krankenhaus gesehen, woher konntest du vorher wissen, dass wir dort hinfahren würden?«
»Das konnte ich nicht«, antwortete Christian ruhig. »Ich bin hinter euch her gefahren. Schon als dein Mann angerufen hat, bin ich Martin und seinem Kollegen von der Dienststelle aus nachgefahren. Martin hat mich die ganze Zeit im Rückspiegel gehabt.«
»Und was ist mit Rosemarie Wengler?«
»Wir wollten sie raushaben, damit ich den Platz an deiner Seite einnehmen kann.«
»Hat sie angerufen, als sie mich zu Elke gebracht hat?«
»Nein.«
Sie nicht, nicht Rosie. Gott sei Dank.
Sie musste sich eingestehen, dass nun einige Dinge zusammenpassten, die ihr vorher seltsam vorgekommen waren. Aber noch nicht alles.
»Aber wenn es nicht Rosie war, die die Polizei gerufen hat, wer war es denn dann?«
»Ich. Ich war immer in deiner Nähe und bin euch natürlich auch zur Wohnung deiner Freundin gefolgt. Ich hab Martin angerufen und ihm gesagt, wo du bist. Der hat Grohe dann die Geschichte von der anonymen Anruferin erzählt, und so konnte ich dafür sorgen, dass du diese Rosemarie fallenlässt und mich als deinen Helfer akzeptierst. Es war klar, dass du entkommen würdest, denn wo auch immer Martin gestanden hätte, es wäre unser Fluchtweg gewesen.«
»Also war das ganze Gerede davon, dass Rosie mit diesen Verbrechern gemeinsame Sache macht, auch nichts als Lüge?«
Er wiegte den Kopf hin und her. »Wir finden es schon sehr seltsam, dass sie immer sofort zur Stelle war, als du Hilfe brauchtest. Und auch sonst gibt es einige Anzeichen dafür, dass sie mit der ganzen Sache irgendwie zu tun hat.«
»Aber sie war doch die ganze Zeit über die Einzige, die mir geglaubt hat! Sie hat nie daran gezweifelt, dass ich einen Sohn habe. Sie wollte mir helfen, nach ihm zu suchen und … –«
Christians Gesicht hatte sich verändert. »Du meinst, genau das spricht dafür, dass sie mit denen unter einer Decke steckt, oder was?«
»Sei doch ehrlich zu dir selbst, Sibylle! Restlos alles hat von Anfang an gegen deine Geschichte und gegen dieses angebliche Kind gesprochen. Und dann kommt eine Frau daher, die du gerade einmal ein paar Stunden kennst, und glaubt dir nicht nur einfach so, nein, sie möchte dir sogar helfen, dieses Kind zu suchen?«
Sibylle dachte darüber nach. Aus seiner Sicht, aus der Sicht eines Polizisten, der unter allen Umständen diese Verbrecher erwischen wollte, hatte er wahrscheinlich sogar recht. Aber sie wollte trotzdem mit ihm nicht weiter über Rosie reden. »Und was ist mit Hannes? Und Elke? Was denkt ihr über sie?«
»Es steht außer Zweifel, dass du anders
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