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Der Trakt

Der Trakt

Titel: Der Trakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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versuchte, eine Rechtfertigung für sie zu finden, obwohl Rosie sie wahrscheinlich noch mehr belogen hatte als alle anderen.
Ihr Wohnzimmer, die fehlenden Fotos, ihre seltsamen Reaktionen, wenn es um ihren Mann oder um Kinder ging … Und welche Frau, die es gut mit einem meint, spioniert hinter einem her? Stellt sich hinter eine Hecke und …
Und sie musste sich eingestehen, dass sie diese Frau sehr gemocht hatte.
    Sibylle schüttelte den Kopf und stand auf. Sie wusch sich die Hände über dem winzigen Waschbecken und rieb sie sich an der Jeans trocken, weil es keine Papierhandtücher mehr gab. Dann verließ sie die Toilette.
    Christian sah nach draußen, und als Sibylle neben ihm stand, zuckte er zusammen. »Hallo«, sagte er lächelnd.
    Sie setzte sich. »Christian, darf ich bitte noch mal dein Telefon haben?«
    »Aber ja. Wen möchtest du anrufen? Martin Wittschorek?« Sie nahm das Telefon, das er ihr entgegenhielt. »Du musst nur die Wahlwiederholung drücken«, sagte er ruhig.
    Sibylle drückte die grüne Taste und warf einen Blick auf das Display, wo eine Liste der zuletzt gewählten Nummern erschien. Die oberste der Nummern war dunkel hinterlegt. Dahinter stand:
    Heute, 17:04 Uhr
    Sie stutzte.
    »Wie spät ist es jetzt?«, fragte sie Christian, ohne vom Display des Telefons aufzusehen.
    »Gleich 17 Uhr zehn«, antwortete er und lachte dabei. »Ja, ich habe Martin gerade noch mal angerufen, während du auf der Toilette warst. Ich habe ihm erzählt, dass ich dir die Wahrheit gesagt habe. Du verstehst hoffentlich, dass er das wissen muss.«
    »Ja, doch«, antwortete sie verlegen. »Entschuldige bitte.«
    Er winkte mit einem schiefen Grinsen ab.
    Wittschorek meldete sich nach zweimaligem Klingeln.
    »Hallo«, sagte sie und empfand ihre eigene Stimme als dünn. »Sibylle Aurich hier.«
    »Hallo, Frau Aurich. Christian hat mich schon darüber informiert, dass Sie sich wahrscheinlich bei mir melden werden. Es stimmt, was er Ihnen gesagt hat. Er ist auf meine persönliche Bitte hin bei Ihnen.«
    »Eigentlich habe ich ihm schon geglaubt, aber … –«
    »Wer einmal lügt – ich weiß. Allerdings muss ich Sie bitten, zu absolut niemandem ein Wort zu verlieren, die Sache ist höchst inoffiziell, und es könnte für ihn und für mich ernsthafte Konsequenzen haben, wenn das an entsprechender Stelle bekannt würde.«
    »Ich verstehe«, sagte sie. »Aber … ich denke, Sie müssen sich keine Sorgen deswegen machen, mit wem sollte ich darüber reden?«
    Wittschorek antwortete nichts darauf, und da auch Sibylle nicht wusste, was sie noch sagen sollte, entstand eine peinliche Stille.
    »Ich lege dann mal auf«, sagte sie schließlich.
    »Wiederhören, Frau Aurich.« Er legte auf.
    Sibylle gab das Telefon wortlos an Christian zurück und schloss die Augen.
    Ich möchte wissen, ob du Mut hast, der Angst in ihr Gesicht zu sehn;
    Und wenn du hinfällst, wirst du aufsteh’n und einfach weitergeh’n;
    Das Konzert im Circus Krone. Was will ich nur … in einer fremden Stadt einem Hirngespinst nachlaufen und nach etwas suchen, von dem ich nicht einmal weiß, was es ist. Wie soll ich bloß …? Alles ist dunkel … und – Schneerauschen.
    Mit einem Mal veränderte sich ihre Wahrnehmung. Hatte sie gerade noch durch die geschlossenen Lider bestenfalls eine Ahnung vom Tageslicht gehabt, das in dem Abteil herrschte, so schien es nun, als wolle das Licht sich durch die dünne Haut hindurchbrennen. Erschrocken riss sie die Augen auf, um sie aber sofort wieder geblendet zu schließen, weil gleißende Helligkeit ihr schmerzhaft in den Augen brannte.
    »Ist sie weggetreten?«, hörte sie eine dumpfe Männerstimme fragen.
    »Warten Sie noch ein paar Minuten, dann können wir anfangen.« Eine andere Stimme, aber nicht minder dumpf.
    Erneut versuchte sie, vorsichtig die Augen zu öffnen, und dieses Mal gelang es ihr, sie offen zu halten. Entweder, sie hatte sich an das Licht gewöhnt, oder aber es war nicht mehr so hell wie gerade noch. Sie schien schräg zu liegen, wie in einem zurückgeklappten Gartenstuhl. Unzählige Köpfe bildeten über ihr einen Kreis, und alle Augen in diesen Köpfen schauten auf sie herab. Die Münder grinsten sie diabolisch an, und aus einem der Münder troff ein Speichelfaden herab und verfehlte sie nur ganz knapp. Alle diese Köpfe hatten grüne Hauben auf, und als sie nun genauer hinsah, erkannte sie, dass sie alle auch einen grünen Mundschutz trugen wie Operateure im Krankenhaus. Aber wie hatte sie das

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