Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Trakt

Der Trakt

Titel: Der Trakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
Vom Netzwerk:
Fernsehbericht! Aber … da werden doch keine Adressen … – egal, ich muss dahin!
    Sie setzte seufzend den Stift an und schrieb:
    Christian, ich bin auf dem Weg zur Firma CerebMed Microsystems in Aubing. Dort habe ich diesen Kerl gesehen. Ich versuche später, Wittschorek zu erreichen. Bitte komm schnell nach.
    Sibylle
    Sie steckte das gefaltete Blatt in den Umschlag, klebte ihn zu und schrieb in großen Buchstaben
Christian Rössler
darauf. Als sie ihn der Hotelangestellten reichte, lächelte die und sagte: »Das Taxi wird in zwei Minuten hier sein. Und Sie haben recht: CerebMed ist in Aubing.«
    Es dauerte sechs Minuten, und sie erschienen Sibylle wie eine kleine Ewigkeit.
    Die Minuten verrinnen langsam, wenn sie vielleicht die letzte Barriere vor der Wahrheit sind.

35
    Hans war froh, als er wieder alleine war. Er mochte dieses Zusammenhocken und
Besprechen
nicht, und schon gar nicht mit Kerlen, die glaubten, ihm sagen zu müssen, was er zu tun hatte. Aber der Doktor hatte gesagt, er müsse mit Rob zusammenarbeiten, also tat er es, auch wenn er diesen Kerl nicht ausstehen konnte, der Robert hieß, von allen aber nur Rob genannt wurde.
    Um sieben Uhr hatte er schon vor seiner Zimmertür gestanden, um Dinge zu berichten, die Hans entweder schon wusste oder nicht zu wissen brauchte.
    Hans wollte ihn fragen, ob er Jane angefasst hatte, hatte es aber doch nicht getan. Was, wenn er mit
Ja
geantwortet hätte?
    Jetzt würde Rob in seinem Zimmer sitzen und mit dem Doktor telefonieren. Hans konnte nicht verstehen, dass der Doktor dem Kerl vertraute. Sicher, er wusste,
warum
 – aber verstehen konnte er es trotzdem nicht.
    Er sah auf seine Armbanduhr mit der LED -Anzeige. Achtzehn Minuten vor acht. Um acht Uhr wollte der Doktor ihn anrufen.
    Erneut klopfte jemand an die Tür, dieses Mal aber gleich mehrmals hintereinander, laut und ungeduldig.
    Als Hans öffnete, stand Rob schon wieder vor ihm. Er hielt ihm einen Zettel entgegen, und sein Gesicht verhieß dabei nichts Gutes.
    »Sie war in meinem Zimmer. Weiß der Teufel, wie sie da reingekommen ist. Lies das.«
    Hans nahm den Zettel und sah sich die handgeschriebenen Worte an.
    Komm bitte sofort zu mir. Ich habe den Mann im Fernsehen gesehen, der mich eingesperrt hat. Firma CerebMed Microsystems.
    Sibylle
    Als Hans wieder aufsah, sagte Rob: »Sie ist nicht in ihrem Zimmer. Ich kann mir schon denken, was sie jetzt vorhat.«
    Hans gab ihm den Zettel zurück und fragte ruhig: »Hast du den Doktor informiert?«
    »Ja. Ich hab ihn gleich angerufen, als ich gemerkt hab, dass sie nicht mehr in ihrem Zimmer ist.« Er fuhr sich mit den Fingern durch die langen Haare, und Hans stellte fest, dass der sonst so abgebrühte Rob sehr nervös war. Aber er hatte auch allen Grund dazu. Während er hier oben gehockt und sich mit ihm
besprochen
hatte, war Jane Doe ausgeflogen.
    »Wenn sie irgendwo erkannt wird, gibt es Probleme, Rob. Was sagt der Doktor?«
    »Wir sollen kommen und sie aufhalten.
Du
sollst sie aufhalten.«
    Hans nickte. Es war an der Zeit.

36
    Sie mussten quer durch die Münchener Innenstadt, im dichten Berufsverkehr eine zeitraubende Angelegenheit. Immer wieder standen sie minutenlang auf der Stelle, um dann nach fünfzig oder hundert Metern im Schritttempo schon wieder anhalten zu müssen. Mit jeder Minute stieg Sibylles Nervosität. Sie hatte nicht einmal ein Handy, mit dem sie hätte versuchen können, Wittschorek zu erreichen. Es blieb nur die Hoffnung, dass Christian mittlerweile ihre Nachricht gefunden hatte.
Es sei denn –
    »Entschuldigung«, sprach sie den Fahrer an, »ich habe eine Bitte. Ich müsste dringend einen Freund anrufen, hab aber leider mein Telefon vergessen. Würden Sie mir Ihres vielleicht für einen Anruf zur Verfügung stellen, wenn ich Ihnen zehn Euro dafür geben würde?«
    Der Fahrer sah sie erst überrascht im Rückspiegel an, aber die zehn Euro schienen ihm wohl ein überzeugendes Argument zu sein.
    »Freilich«, sagte er, »wenn es ein Gespräch in Deutschland ist und nicht zu lange dauert.« Er nahm sein Telefon aus der Mittelkonsole und reichte es ihr über die Schulter nach hinten. Sibylle bedankte sich und wand sich auf der Sitzbank, um den Zettel mit der Telefonnummer aus der Gesäßtasche fischen zu können.
    Zwei Minuten später reichte sie das Telefon mitsamt einem zerknitterten Zehneuroschein frustriert wieder nach vorne, nachdem sie erfahren hatte, dass der Kommissar noch immer nicht auf der Dienststelle war.
    Nach fast einer

Weitere Kostenlose Bücher