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Der Trakt

Der Trakt

Titel: Der Trakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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halben Stunde Fahrt bog das Taxi schließlich vor einem dunkelblauen Schild mit der Aufschrift
CerebMed Microsystems
in die Einfahrt zum Firmenparkplatz. Sibylle zahlte und stieg mit klopfendem Herzen aus.
    Das Gebäude war ein länglicher, dreigeschossiger Bau, dessen Front bis auf wenige geschlossene Wandflächen komplett verglast war. Es war noch immer sehr bewölkt, so dass hinter den Scheiben nur einige wenige farbige Jalousien in Orange und Blau teilweise heruntergelassen waren.
    Der Bau bot einen imposanten, auf subtile Art aber auch beängstigenden Anblick. Den Eingang bildete eine breite, automatisch öffnende Glastür, die Sibylle schon aus dem Fernsehbericht kannte. Sie schob sich in diesem Moment gerade in der Mitte wie zu einem breiten Lachen auseinander und ließ zwei Frauen heraus, die sich angeregt unterhielten.
    Ein seltsames Gefühl machte sich in Sibylle breit, etwas Verwirrendes schwebte wie ein dünner Nebelfetzen durch ihre Empfindungen.
Wie gestern … wie – nach-Hause-Kommen.
    Sie rechnete fast damit, dass jeden Moment jemand aus der Tür kam, den sie gut kannte.
Elke vielleicht? Oder sogar Hannes? Gibt es vielleicht eine Verbindung zwischen Hannes und CerebMed?
    Blödsinn! Jetzt dreh nicht völlig durch.
    Sie wandte sich um und sah über den Parkplatz hinweg gerade noch, wie das Heck des Taxis aus der Einfahrt verschwand. Sie hatte die irrsinnige Hoffnung, ein weiteres Taxi würde dort auftauchen, in dem Christian säße. Sollte sie auf ihn warten?
    Aber woher wollte sie wissen, dass er überhaupt kam?
Was, wenn es noch Stunden dauert, bis er überhaupt wieder im Hotel ist und meine Nachricht findet? Nein. Nein, so lange kann ich nicht warten. Ich geh da jetzt ohne dich rein, Christian Rössler.
    Das Foyer wirkte groß, aber nicht überraschend für sie. Obwohl es von außen nicht zu sehen gewesen war, dass dieser mindestens 200 Quadratmeter große, mit goldgelbem Marmor ausgelegte Bereich sich bis unter das Dach ausdehnte, nahm sie es als selbstverständlich hin. Die beiden oberen Stockwerke endeten jeweils mit einer Galerie am Foyer. An den holzverkleideten Seiten dieser Galerien waren in einer verwirrenden Anordnung unzählige große Spiegelplatten angebracht, die das von oben einfallende Tageslicht mehrfach umlenkten und den großen Raum trotz des bewölkten Himmels in angenehmes Licht tauchten. Diese Holzverkleidung setzte sich unterhalb der unteren Galerie nahtlos als Wandverkleidung des Erdgeschosses fort, in die zwei Türen eingelassen waren.
    Fünf-drei-sieben-neun-acht,
dachte sie und fragte sich im nächsten Moment, ob ihr Verstand nun endgültig zu bröckeln begann.
Fünf-drei-sieben-neun-acht?
    Sie wandte sich ab und bemerkte, dass der Mann, der hinter der sehr großzügigen Empfangstheke saß, sie beobachtete, während er telefonierte. Er mochte Mitte oder Ende vierzig sein und trug ein weißes Hemd mit einer Krawatte im gleichen Blauton, wie Sibylle ihn schon auf den Firmenschildern von CerebMed gesehen hatte. Die gelblich-blonden Haare standen ihm wie kurze Igelstacheln vom schmalen Kopf ab.
Schlecht gefärbt.
    Die Art, wie er sie musterte, hatte nichts mit dem typisch freundlichen Was-kann-ich-für-Sie-tun?-Blick gemein, es war eher ein Taxieren, von dem Sibylle sich unangenehm berührt fühlte. Entschlossen ging sie dennoch auf den Mann zu und versuchte, ihn dabei freundlich anzulächeln. Kurz bevor sie ihn erreicht hatte, beendete er sein Telefonat. Als sie direkt vor ihm stand und die Einzelheiten seines Gesichtes genau sehen konnte, schaute er sie abwartend an.
Oder als ob er nicht sicher ist, ob er mich kennt – und abwartet, ob ich ihn kenne.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte er in diesem Moment zurückhaltend freundlich.
    »Vielleicht.« Sie hoffte, dass er nichts von ihrer Anspannung merkte.
    »Ich habe zufällig in einem Fernsehbericht über CerebMed jemanden wiedergesehen, der mir vor einiger Zeit in einer dummen Situation sehr geholfen hat. Ich hatte nie die Möglichkeit, ihm zu danken, und würde das wahnsinnig gern nachholen. Ich weiß blöderweise seinen Namen nicht. Er ist um die fünfzig, hat schwarze Haare und ist wahrscheinlich ein Mitarbeiter von Ihnen.« Sie überlegte, was ihr noch zu dem Kerl einfiel. »Ach ja, und er ist sehr … zierlich.«
    »Hm«, machte der Blonde. »Das ist nicht einfach. Hier arbeiten sehr viele Leute, und es könnte ja auch ein Besu… –«
    Er stockte und sah an ihr vorbei in Richtung des Eingangs. Noch bevor sie sich

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