Der Traum aus dem unordentliche Zimmer
verschwand sie in der Menge, sodass ich sie auch nicht mehr hören konnte.
»Entschuldigung«, hörte ich den Mann mit dem Pferdegesicht sagen. »Ich muss sofort einen kleinen Schnupfen kaufen. Es ist heutzutage so vornehm, einen kleinen Schnupfen zu haben.«
»Besser nicht«, sagte der Mann mit dem Esel. »Wissen Sie nicht, dass der König drei neue Kämpfe vorgeschlagen hat? Es ist schrecklich, dass so viele unwürdige Leute gekommen sind, die die Prinzessin heiraten wollen.«
»Das habe ich auch schon bemerkt. Welche neuen Kämpfe sind das, von denen Sie gesprochen haben?«, fragte der Mann mit dem gestreiften Pferd.
»Ja, die sind ganz und gar nicht einfach. Nur wer im Wettlauf das Reh mit den goldenen Hufen besiegt, gegen den Wolf mit dem silbernen Fell im Ringkampf gewinnt oder aus hundert Schritt Entfernung durch einen Ring der Prinzessin mit einem Pfeil einen Apfel trifft, bekommt die Gelegenheit das Geheimnis der drei Truhen zu lösen«, antwortete der hochnäsige Mann.
»Na ja, so schwierig kann das nicht sein«, meinte der Mann mit dem Esel. »Ich war schon so lange nicht mehr krank, deshalb gehe ich jetzt, um mir einen Schnupfen zu kaufen.«
»Sie haben vollkommen Recht«, erwiderte darauf der Mann mit dem Pferd. »Ich komme mit Ihnen und kaufe mir einen leichten Husten. Es ist auch vornehm, ein wenig zu husten.« Die beiden verschwanden in der Menge.
Ich lachte über das, was ich gehört hatte, aber ich bewegte mich nicht. Der Mann trommelte weiter: Tam, tam, tamtam, tam.
»Warum brummt dieser verrückte Bär nur und tanzt nicht?«, fragte jemand aus dem Publikum. Ich wollte schon antworten, aber dann sah ich, dass alle Leute aufgeregt miteinander zu reden begannen. Sie machten den Weg frei, als ob jemand käme. Ich hörte sie sagen: »Pilan kommt! Pilan kommt!«
Ich sprang sofort auf, weil ich ihn endlich sehen wollte. Leider war ich nicht groß genug und ich stellte mich auf die Zehenspitzen. Aber das half auch nicht und deshalb begann ich hochzuspringen.
»Jetzt tanzt er, schaut doch, der Bär tanzt!«, rief einer aus dem Publikum.
Ich versuchte noch immer einen Blick auf Pilan zu erhäschen. Der Mann hörte auf zu trommeln, aber ich hüpfte noch immer. Leider vergeblich.
»Hör auf, du Verrückter!«, rief der Mann. »Siehst du nicht, dass die Leute alle weg sind? Sie wollen sehen, wer das Reh mit den goldenen Hufen besiegen kann.«
Das kann nur Pilan sein, dachte ich und setzte mich wieder unter den Baum. Ich aß eine Karotte, die der Mann mir zugeworfen hatte. Als ich fast fertig damit war, merkte ich, dass sich die Menge auf eine andere Stelle zubewegte. Ich bekam noch eine Karotte.
»Hier, friss noch eine Karotte!«, sagte der Mann mit der Trommel. »Der erste Kampf ist beendet. Sei brav, während ich weg bin. Ich werde mir jetzt den zweiten Kampf anschauen. Bin schon neugierig, wer gegen den Wolf mit dem silbernen Fell gewinnen wird.«
Pilan nicht, der hat schon gegen das Reh gewonnen und braucht beim zweiten Kampf gar nicht mehr anzutreten, dachte ich.
Ich war schon eine ganze Weile allein gewesen, als die Leute zurückkehrten.
Ich hörte etwas, das mich erschreckte: Den ersten Kampf hatte der Ritter von Langnas gewonnen und den zweiten der Ritter von Segelohr. Manche erzählten, dass Pilan verloren habe und andere, dass er freiwillig aufgehört habe.
Bald brach die Nacht an. Ich war allein und angekettet, deshalb konnte ich nicht weggehen, um Pilan zu suchen und ihn zu fragen, was wirklich passiert war.
Mitten in der Nacht, als alle schliefen, hörte ich irgendwo irgendwen wundervoll auf der langen Flöte spielen. Ein bisschen später begann jemand im Schloss wunderschön zu singen. Ich war sicher, dass der Flötenspieler Pilan war. Wer sang, wusste ich nicht. Vielleicht eine Kammerzofe der Prinzessin. Ich war ganz vertieft in die schöne Musik, als mich plötzlich zwei glühende Augen anblickten. Obwohl ich ein Bär und sehr stark war, erschrak ich. Aber ich sah dann auch noch zwei Ohren und einen Schwanz. Ich war beruhigt. Es war ein Hund.
»He, du«, sagte er, »kann ich ein bisschen hier bleiben und meinen Knochen in Ruhe fressen?«
»Setz dich neben mich«, antwortete ich und rutschte ein wenig zur Seite, um ihm Platz zu machen unter dem Baum. Ich war erleichtert, dass jemand da war, mit dem ich reden konnte. Ich erzählte dem Hund, wie traurig ich war, dass Pilan die Kämpfe nicht gewonnen hatte und dass ich ihn unbedingt treffen müsse.
Zwischen zwei Bissen meinte
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