Der Traum aus dem unordentliche Zimmer
junger Mann«, sagte sie. »Ich finde schon wieder jemanden, der mir diese Taschen tragen hilft.«
Ich freute mich so darüber, dass sie mich statt Kind »junger Mann« genannt hatte und fühlte mich groß und wichtig, dass ich sagte: »Ich möchte etwas von dir kaufen.«
»Nein, besser nicht«, sagte sie. »Geh lieber ruhig weiter.«
»Doch, ich will etwas von dir kaufen. Ich bezahle mit einer Gürtelschnalle«, sagte ich und hielt ihr die Schnalle hin, die ich aus der Hosentasche geholt hatte.
»Besser nicht«, erwiderte sie noch einmal.
»Besser doch«, blieb ich fest. »Ich möchte unbedingt etwas von dem haben, das du verkaufst. Wenn die Gürtelschnalle nicht genügt, gebe ich dir noch zwei bunte Murmeln, diesen kaputten Löffel, dieses Bonbon und ...«
»Schon gut, schon gut. Wenn du unbedingt etwas haben willst, dann schenke ich dir etwas!«, sagte die Frau und strich mit ihrem kleinen Finger, der einen langen Fingernagel hatte, zweimal über mein Ohr.
»Das ist alles?«, fragte ich überrascht.
»Nein«, sagte sie und nahm aus einer ihrer Taschen eine kleine Flasche, die mit einer dicken weißen Flüssigkeit gefüllt war. »Wenn du es einmal brauchst, dann nimm das.«
»Wie werde ich wissen, dass ich es brauche?«
»Das ist ganz einfach«, antwortete sie. »Du wirst es brauchen, wenn dein Mandarinenbaum blüht.«
Ich wollte sie gerade fragen, wann die Mandarinenbäume blühen, da kam ein bunt gekleideter Clown auf Stelzen an mir vorbei und ich folgte ihm. Ich dachte, auf diesen Stelzen könnte er weiter sehen als ich und vielleicht hatte er so Pilan gesehen. Er war sehr lustig.
»Wo gehst du hin?«, fragte ich ihn.
»Zum Königshof-of-f?«, rief er mir von oben zu.
»Darf ich mitgehen? Alleine zu reisen ist manchmal so langweilig«, sagte ich.
»Ach so, ich dachte, du begleitest die alte Verkäuferin-äuferin-in«, meinte der Clown.
»Nein, nein, nein«, log ich. »Ich habe dort nur etwas gekauft.«
»Und was, wenn ich fragen darf-arf-fff. Husten oder oder Schnupfen-upfen-en?«
»Zwei Striche hinter die Ohren«, antwortete ich und setzte zu einer Frage über Pilan an. Aber ich konnte die Frage nicht stellen, denn plötzlich waren wir von einer riesigen Staubwolke eingehüllt und ich sah zwei schwarze Ritter mit ihren Soldaten vorbeireiten.
»Pech, Pech, Pech«, sagte der Clown, »die schwarzen, bösen Ritter sind auch da, Ritter von Langnas und sein Cousin Ritter von Segelohr. Sie werden auch versuchen das Geheimnis der drei Truhen zu lösen und die schöne Prinzessin Belda zu erobern. Pech, Pech, Pech-ech-ch.«
»Dann müssen wir uns beeilen«, rief ich und zog meine Schuhe an. Jetzt konnte ich schneller gehen und der Clown folgte mir auf seinen langen Stelzen problemlos.
»Wie heißt du?«, wollte er unterwegs wissen.
»Du kannst mich wie meine Freunde Träumer nennen«, antwortete ich. »Und wie heißt du?«
»Alle nennen mich nur Clown«, sagte er. »Aber guten Freunden, wie du einer bist, sage ich meinen ganzen ganzen Namen. Ich bin der Clown Graun.«
Kaum hatte er »Graun« ausgesprochen, kam ein Windstoß, der mich hochhob.
Einige Augenblicke später war ich zurück in meinem Zimmer, auf meinem Bett.
Der Zwerg Tjan saß auf meiner Brust und lachte. »Tja, du bist also zurück. Hast du Pilan getroffen?«
»Überhaupt nicht«, antwortete ich verärgert, weil ich statt im Geschichtenland wieder in meinem Zimmer war. »Kannst du mir erklären, was passiert ist?«
»Tja, nichts Besonderes. Ich habe dir doch erklärt, wenn du das Zauberwort hörst, musst du sofort zurück. Sicher hast du den Clown Graun getroffen?«
»Ja, ja, du hast Recht«, gab ich zu. »Aber jetzt muss ich sofort zurück ins Geschichtenland. Ich muss Pilan finden und ihm sagen, dass die schwarzen Ritter auch gekommen sind, um Prinzessin Belda zu heiraten.«
»Tja, das ist nicht so einfach«, seufzte der Zwerg. »Ein Mensch kann nur ein Mal das Geschichtenland besuchen. Wenn die dort entdecken, dass jemand zum zweiten Mal dort ist, dann gibt es Schwierigkeiten für ihn und für die Geschichte.«
»Aber ich muss«, sagte ich und Tränen stiegen mir in die Augen.
»Tja«, meinte Tjan. »Das fehlt mir noch, dass du anfängst zu weinen. Ich mag nicht, wenn meine kleinen Freunde weinen. Lass mich nachdenken, vielleicht kann ich eine Lösung finden.«
»Dann finde aber schnell eine Lösung«, bat ich. Ich sah, wie der Zwerg angestrengt nachdachte. Ich wollte die Zeit nutzen, um meine staubigen Schuhe zu
Weitere Kostenlose Bücher