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Der Traum & Das Spiel der MacKenzies (German Edition)

Der Traum & Das Spiel der MacKenzies (German Edition)

Titel: Der Traum & Das Spiel der MacKenzies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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konnte.
    Sunny blickte auf Chances Hände. Starke, fähige Hände. Sein klassisches Profil hob sich gegen den violetten Himmel ab, gefärbt von einem Sonnenuntergang, wie es ihn nur im Westen gab. Wahrscheinlich der letzte Sonnenuntergang, den sie erleben würde. Chance war der letzte Mensch, den sie sehen würde. Jäh verspürte sie bitteren Zorn, weil sie nicht das Leben hatte führen können, das andere Frauen für selbstverständlich hielten … weil sie seine Einladung zum Dinner nicht hatte annehmen können, weil sie nicht die freudige Erwartung fühlen durfte, nicht frei war, mit ihm zu flirten und Begehren in den bernsteinfarbenen Augen aufblitzen zu sehen.
    Vieles im Leben war Sunny versagt geblieben, am schwersten trafen sie die versäumten Möglichkeiten. Das würde sie ihrem Vater nie verzeihen.
    Der Motor setzte aus, sprang stotternd an, setzte wieder aus, sprang wieder an. Sunny verkrampfte sich der Magen. Oh Gott, wir stürzen ab. Ihre Fingernägel drückten in ihre Handflächen. Sie versuchte die Panik unter Kontrolle zu halten. Nie, nie zuvor hatte sie sich so hilflos gefühlt. Sie würde sterben, noch bevor sie richtig gelebt hatte.
    Das kleine Flugzeug wurde durchgerüttelt, als bockte esunter den Luftwiderständen. Sie kippten hart nach rechts, sodass Sunny gegen die Tür geschleudert wurde.
    „Das war’s dann wohl.“ Mit zusammengebissenen Zähnen umklammerte Chance das Steuer und kämpfte darum, die Maschine unter Kontrolle zu halten, bis seine Fingerknöchel weiß hervortraten. „Ich versuche uns runterzubringen, solange ich die Maschine noch halten kann. Halten Sie Ausschau nach einem passenden Platz.“
    Ein passender Platz? Sie brauchten ein Gebiet, das relativ eben und frei war. Zum letzten Mal hatte sie eine solche Landschaft in Utah gesehen.
    Chance zog die Maschine nach links, um einen besseren Blick zu haben.
    „Sehen Sie etwas?“, fragte Sunny mit zitternder Stimme.
    „Nichts. Verdammt.“
    „Verdammt ist das falsche Wort. Sagen Piloten normalerweise nicht immer etwas Beruhigendes, bevor das Flugzeug abstürzt?“ Humor war keine sehr wirkungsvolle Waffe gegen den Tod, aber so hatte sie sich bisher durchs Leben geschlagen.
    Kaum zu glauben, aber er grinste doch tatsächlich. „Noch stürzen wir nicht ab. Haben Sie doch ein wenig Vertrauen. Ich sage schon die richtigen Worte, wenn ich nicht bald einen geeigneten Platz finde.“
    „Wenn Sie nicht bald einen geeigneten Platz finden“, wiederholte sie, „dann sage ich die Worte an Ihrer Stelle.“
    Unter ihnen erstreckte sich jetzt eine Geröllanhöhe, Sunny erkannte einen lang gestreckten, schmalen schwarzen Graben – der Schlund der Hölle, ging ihr durch den Kopf.
    „Da!“, rief Chance aus und drückte die Nase des Flugzeugs nach unten.
    „Was? Wo?“ Sunny setzte sich auf, ein Funken Hoffnung glomm in ihr auf, doch alles, was sie sehen konnte, war dieselange schwarze Furche.
    „Der Canyon. Das ist unsere beste Chance.“
    Das sollte ein Canyon sein? Waren die nicht groß und eindrucksvoll? Das da unten war nicht mehr als ein schmales Flussbett. Das Flugzeug würde doch nie da reinpassen. Und … Sie unterbrach sich. Diese Überlegungen waren absolut unsinnig. Wenn das die einzige Chance war …
    Das Herz saß ihr in der Kehle, die Finger hatte sie um den Sitzrand gekrallt, als Chance die Maschine weiter und weiter nach unten drückte.
    Der Motor setzte endgültig aus. Die plötzliche Stille war ohrenbetäubend.
    Sunny hörte nur noch das Rauschen der Luft, die über die metallene Hülle des Flugzeugs hinwegstrich. Ihr eigener Puls dröhnte ihr in den Ohren, ihr Atem rasselte in den Lungen.
    Chance gab keinen Ton von sich, sondern konzentrierte sich voll und ganz darauf, das Flugzeug in der Waagerechten zu halten. Die Luftströmungen schaukelten die kleine Maschine hin und her wie ein Blatt im Wind. Sunny biss sich auf die Lippen, bis sie Blut schmeckte, um sich davon abzuhalten, vor Panik laut zu schreien. Sie durfte Chance jetzt auf keinen Fall ablenken. Sie wollte die Augen schließen, hielt sie jedoch krampfhaft offen. Wenn sie sterben musste, dann nicht in hysterischer Angst. Sie wollte dem Tod in die Augen blicken, sie wollte Chance sehen, wie er mit ganzer Kraft versuchte, dem schwarzen Schicksal ein Schnippchen zu schlagen.
    Sie fielen tiefer und tiefer hinab. Die Sonne war fort, kein Licht mehr, nur noch dunkler werdende Schatten. Es war kalt, eine Kälte, die Sunny sofort bis ins Mark kroch. Sie konnte nichts

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