Der Traum & Das Spiel der MacKenzies (German Edition)
ihre Reisetasche, wenn sie nur eine Nacht wegblieb?
Sie waren bei der Cessna angekommen, Chance stellte die Tasche auf den Sandboden. „Ich werde ein paar Dinge zusammensammeln, die wir für die Nacht gebrauchen können. Hast du noch Platz in deiner Tasche?“
„Nein, sie ist voll“, wehrte sie sofort ab.
Er zuckte nur die Schultern. Dass sie die Tasche bereitwillig öffnen würde, hatte er nicht geglaubt. Er zog einen kleinen Seesack hervor und begann die Dinge einzupacken, die ein Mann erwartungsgemäß auf einen Charterflug mitnehmen würde: Waschzeug und frische Wäsche. Eigentlich völlig unwichtig, aber es würde seltsam aussehen, ließe er seine Sachen zurück.
„Warum bleiben wir nicht hier?“, fragte Sunny.
„Weil das ein Flussbett ist. Im Moment ist es trocken, sollte es jedoch anfangen zu regnen, sammelt sich das Wasser hier zuerst.“
Während er sprach, holte er eine Taschenlampe aus dem Handschuhfach, die Decke von der Rückbank und eine Pistole aus der Tasche in der Seitenverkleidung. Die Waffe steckte er sich in den Gürtel, die Decke legte er Sunny um die Schultern. „Eine Wasserflasche habe ich“, sagte er und holte die Plastikflasche unter dem Sitz hervor. „Für heute sind wir also versorgt.“ Wasser zu finden war der schwierigste Teil gewesen. Zane und er hatten mehrere Canyons abgesucht, doch der hier war der Einzige, in dem es eine kleine Quelle gab. Nichts Großartiges,nur ein dünnes Rinnsal aus dem Felsen am anderen Ende des Canyons, aber es würde reichen. Morgen würde er das Wasser „fin den“.
Chance reichte die Taschenlampe an Sunny und nahm beide Taschen auf. „Geh vor und leuchte.“ Mit dem Kopf deutete er in eine Richtung.
Der Boden des Canyons stieg an einer Seite leicht an, nur das Flussbett war eben. Deshalb war Laufen anstrengend, und Sunny schritt vorsichtig voran, über Furchen und Steine. Sie achtete auch darauf, dass das Licht der Taschenlampe den Weg für Chance genügend erhellte, schließlich trug er beide Gepäckstücke.
Im Stillen wünschte er, sie würde sich wenigstens beschweren. Und dass sie nicht so sympathisch wäre. Die meisten Leute wären vor Angst längst hysterisch geworden oder hätten endlos Fragen gestellt, wie es weitergehen solle und wann sie gerettet werden würden. Sunny nicht. Sie stellte sich der Realität, so wie sie sich am Flughafen auf die Gegebenheiten eingestellt hatte. Ohne zu klagen. Sie hatte sich ja sogar verletzt, um ihn nicht abzulenken, als er das Flugzeug runtergebracht hatte.
Es dauerte nicht lange, bis sie an die Steilwand gelangten. Chance wählte einen Platz, der relativ eben war und von einem Halbkreis aus Felsen geschützt wurde. „Das wird uns als Windschutz dienen.“
„Was ist mit Schlangen?“ Misstrauisch beäugte Sunny die Felsformation.
„Möglich, dass es hier welche gibt.“ Er setzte die Tasche ab. Hatte er endlich eine Schwäche entdeckt, die er nutzen konnte, um Sunny schneller an sich zu binden? „Hast du Angst vor Schlangen?“
„Nur, wenn sie zwei Beine haben.“ Sie sah sich um, so als wolle sie sich ein Bild von ihrer Lage machen, dann reckte sieunmerklich die Schultern. Hätte er sie nicht so genau beobachtet, wäre ihm die kleine Geste gar nicht aufgefallen. Fast heiter sagte sie: „Na gut. Bauen wir das Camp auf, damit wir endlich essen können. Ich habe Hunger.“
Neben ihrer Tasche ging sie in die Hocke und stellte die Ziffern an dem großen Zahlenschloss ein. Mit einem leisen Klicken sprang das Schloss auf, und Sunny zog den Reißverschluss zurück. Leicht verwundert, dass es so einfach sein würde, herauszufinden, was in der Tasche war, kniete Chance sich neben Sunny. „Was hast du denn Gutes? Schokoriegel?“
Sie lachte leise. „Leider nichts, was so gut schmeckt.“
Er nahm ihr die Taschenlampe ab und leuchtete, während sie mit dem Auspacken begann. Die Tasche war ordentlich gepackt wie der Koffer eines Vertreters. Sunny hatte nicht gelogen mit ihrer Behauptung, es gebe keinen Platz mehr darin. Jetzt legte sie einen verschweißten Plastikbeutel zwischen sich und Chance. „Nahrungsriegel.“ Sie warf ihm einen Seitenblick zu. „Sie schmecken genauso, wie man es sich vorstellt, aber da ist alles drin, was man zum Leben braucht. Ein Riegel pro Tag deckt den gesamten Nahrungsbedarf. Ich habe ein Dutzend davon.“
Als Nächstes zog sie ein winziges Handy hervor. Für einen Moment starrte sie es an, dann sah sie hoffnungsvoll zu Chance, während sie es einschaltete.
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