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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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zu verlassen. Dann musste er gehen.
    Beklemmende Stille herrschte, bis der Verbannte die Halle verlassen hatte.
    Wen würde das Schicksal als Nächsten treffen? Würde die gute Laune des Fürsten anhalten, oder würde heute noch Blut fließen?
    »Der Burgkommandant von Seußlitz trete vor!«, befahl Albrecht.
    Lothar durchschritt den Saal und kniete in zehn Schritten Abstand vor ihm nieder.
    »Ihr steht unter dem Verdacht, an einer Verschwörung gegen mich beteiligt zu sein und Verbindung zu Verrätern aufgenommen zu haben«, warf Albrecht ihm vor und ließ ihm keine Zeit zu einer Entgegnung. »Werft ihn ins Verlies und bringt ihn zum Sprechen! Sollte er nicht gestehen, stecht ihm ein Auge aus!«, wies er Elmar an.
    Der gab den Befehl an zwei der Leibwachen weiter.
    Bleich geworden, stand Lothar auf.
    »Ich weiß von keiner Verschwörung gegen Euch!«, rief er, doch ungerührt stießen ihn die Wachen durch den Saal.
    Erschrockenes Gemurmel kam in der Halle auf. Eine Verschwörung gegen den Markgrafen? Was war da im Gange? Wer würde noch gerichtet?
    »Genug für heute«, verkündete Albrecht, als sei er müde. Mit einem matten Wedeln befahl er sämtliche Männer hinaus, abgesehen von Elmar und Giselbert.
    Als sie allein waren, ließ er die beiden ältesten Kinder von Jakob rufen: den gleichnamigen Sohn, der sechzehn Jahre alt und einige Jahre von Lukas als Knappe ausgebildet worden war, bis sein Vater ihn dort wegholte, und die zwölfjährige Luitgard, die zusammen mit anderen Mädchen unter Sophias Aufsicht erzogen wurde. Beide schienen bereits von der Verbannung ihres Vaters erfahren zu haben.
    Blass, das Mädchen mit verheulten Augen, knieten sie vor ihm nieder.
    »Ihr wisst, Euer Vater beging ein Verbrechen gegen mich, für das er den Tod verdient hätte«, erklärte Albrecht und sah den beiden hart ins Gesicht.
    Sie nickten ängstlich.
    »Und Ihr wisst auch, dass von Euerm Wohlverhalten abhängt, ob ich Euern Vater nicht doch noch hinrichten lasse?«
    Der Junge riss sich zusammen und brachte ein »Ja, Eure Hoheit« heraus, das Mädchen nickte wieder nur.
    »Du unterstehst ab sofort dem Befehl des neuen Burgkommandanten von Seußlitz und wirst dich mit ihm unverzüglich dorthin begeben«, wies er den jungen Jakob an.
    »Wie Ihr wünscht, Eure Hoheit.«
    Nun beugte sich Albrecht leicht vor. »Du wirst dort die Ohren aufsperren und herausfinden, wer heimlich die Gräfin Hedwig unterstützt! Von der Ausführlichkeit deiner Berichte mache ich abhängig, ob ich auch künftig deinen Vater … und deine Mutter verschone.«
    »Ja, Eure Hoheit«, sagte Jakob, kniff die Lippen zusammen und wankte nach einer knappen Geste des Herrschers mit hängenden Schultern hinaus.
    »Nun zu dir, meine Schöne«, sagte Albrecht zu Luitgard, stand auf und ging um sie herum, ohne den Blick von ihrem schmalen Körper zu lassen.
    »Du weißt, dass ich dein Fürst bin, von Gott auf diesen Platz gestellt, und du mir in allem zu gehorchen hast?«, sagte er, als er wieder vor ihr stand.
    »Ja, Eure Hoheit«, antwortete sie, während ihre Lippen bebten und ihr Tränen in die Augen stiegen.
    »Dann wirst du dich jetzt von meinem Truchsess in meine Kammer führen lassen und ohne Widerrede tun, was er dir befiehlt.«
    »Ja, Eure Hoheit«, brachte sie mit erstickender Stimme heraus.
    Albrecht tauschte einen Blick mit Elmar, der die Situation ebenfalls genoss.
    Sollten die anderen denken, sein Zorn sei verraucht. Er hatte gerade erst begonnen, zornig zu werden.
    Doch vorher würde er sich mit diesem Kind befassen. Ihre Angst hatte etwas Berauschendes.
    »Bis gleich, meine Schöne«, rief er ihr lächelnd nach und beobachtete voller Genugtuung, wie sie sich mit zittriger Hand die Tränen von den Wangen wischte.

Rache
    A ls Elmar am nächsten Tag Hedwig auf Burg Seußlitz aufsuchte, fiel seine Verneigung vor ihr so knapp aus, dass es an Unverschämtheit grenzte.
    »Durchlaucht, Euer Sohn wünscht Euch in Meißen zu sehen.«
    Mit gespielter Gleichgültigkeit sah Hedwig ihn an. »Und ich vermute, sein Verlangen danach, mich zu sehen, ist so groß, dass wir heute noch aufbrechen sollen?«
    »Auf der Stelle«, bestätigte der Truchsess. Seine triumphierende Miene flößte Hedwig Angst ein – weniger um sich selbst, auch wenn sie nicht sicher sein konnte, ob ihr Sohn nicht noch härter gegen sie vorgehen würde, sondern vor allem um Lothar. Doch wenn sie ihn schützen wollte, durfte sie sich nichts von dieser Angst anmerken lassen.
    »Welche Mutter

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