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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Besuchen.
    »Was hat das zu bedeuten?«, flüsterte Hedwig. »Hat mein Sohn verschärfte Anweisungen für mich, weil er argwöhnt, ich unterstütze Dietrich?«
    Behutsam löste sich der hochgewachsene Burgkommandant von der immer noch schönen Fürstinnenwitwe.
    »Ich befürchte, diesmal steckt mehr dahinter. Wenn der Bote sagt, ich werde nicht mehr zurückkommen, wird man Euch einen anderen Aufpasser schicken.«
    »Und ich sehe Euch nie wieder? Denkt Ihr, jemand ahnt etwas über uns?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Lothar bekümmert. »Wir waren vorsichtig. Vor anderen sah ich Euch nie anders an als höflich und zurückhaltend. Aber irgendwann … stand zu befürchten, dass jemand dahinterkommt.«
    »Nein, das darf nicht sein!«, stöhnte Hedwig. »Er wird Euch töten!«
    Verzweifelt umklammerte sie den Mann, in dem sie nur einen Gefängniswächter erwartet hatte. Aber bald stellte sich heraus: Er war jemand, der sie liebte und ihr nach Kräften die Haft erleichterte, auch wenn er es im Verborgenen tun musste. Und der ihr half, in Verbindung mit ihrem jüngeren Sohn und dessen Getreuen zu bleiben.
    »Vielleicht kommt es nicht dazu«, versuchte Lothar, sie zu beruhigen. »Wer weiß, welchen Auftrag er für mich hat. Oder wem er diesen Posten geben will.«
    Hedwig schüttelte den Kopf. »Er ist von Rachgier besessen.«
    Sie legte ihre Hände an seine Wangen und sah ihn eindringlich an.
    »Bitte, tut das nicht, reitet nicht nach Meißen! Er wird Euch töten! Flieht irgendwohin, zu Dietrich oder ganz in die Fremde! Ich will nicht schuld an Euerm Tod sein. Mit dem Gedanken könnte ich nicht weiterleben. Ich weiß ohnehin kaum, wie ich es ohne Euch hier aushalten soll …«
    Er nahm ihre Hände und küsste sie. »Wenn ich sterbe, dann ist das nicht Eure Schuld! Ich werde mit einem Lächeln auf den Lippen sterben, denn mein letzter Gedanke wird bei Euch sein, daran, wie glücklich mich Eure Liebe gemacht hat.«
    »Benehmt Euch nicht wie ein verliebter Narr! Ihr seid in Lebensgefahr, also flieht, solange Ihr noch könnt!«, beschwor Hedwig ihn verzweifelt.
    »Das kommt nicht in Frage. Es würde Verdacht auf Euch lenken und Euch in Gefahr bringen.«
    Er erstickte ihre Widerworte mit einem Kuss und zog sie zum Bett. »Wenn es schon ein Abschied für länger ist, so will ich mich wenigstens auf die einzig angemessene Art verabschieden.«
    Wehmütig sah sie ihn an. Dann ließ sie sich von ihm in die Arme nehmen und leidenschaftlich lieben. Sie mussten leise sein, wie immer, um die Hofdamen nicht aufzuwecken, die nebenan schliefen. Doch dabei konnte Hedwig die Angst nicht bezwingen, dass dies ein Abschied für immer sein könnte.

Rückkehr
    D er Meißner Burgberg war für Albrecht und seine Männer bereits in Sichtweite, als ihnen ein Bote entgegengeritten kam.
    »Ein dringliche Nachricht des Magisters, Hoheit«, sagte der Mann, während er sich verneigte und das Pergament ausstreckte.
    »Wohl ein Gnadengesuch? Darauf hofft er vergeblich!«, schnauzte Albrecht und wollte seinen Hengst wieder in Trab versetzen, ohne den Brief entgegenzunehmen.
    »Es geht um Ihre Hoheit, die Fürstin«, rief der Bote, der in Voraussicht der Ablehnung diese Order mit auf den Weg bekommen hatte.
    Albrecht wechselte einen Blick mit Elmar und befahl ihm, das Schreiben zu öffnen.
    Der Truchsess – im Gegensatz zu den meisten Rittern des Lesens und Schreibens kundig, zwei unschätzbare Künste für seine Ränke – überflog das Schreiben und sah ungläubig auf.
    »Nun? Was?«, fuhr Albrecht ihn an.
    »Die Fürstin … ist guter Hoffnung …«
    Albrecht erstarrte einen Augenblick. Dann lachte er und stieß vor Freude die Faust in die Luft. »Haben seine Tränke doch geholfen! Das rettet dieser Ratte vorerst das Leben. Und es wird das Gesindel in Meißen von unserer Niederlage in Weißenfels ablenken. Rasch, kehren wir heim und trinken wir auf meinen Sohn!«
     
    Sofort nach der Ankunft auf dem Burgberg befahl Albrecht, seine Gefolgsleute in der Halle zusammenzurufen.
    Zunächst aber ging er zur Kammer Sophias, riss die Tür auf und fragte seine erschrockene Gemahlin: »Ist es wahr? Ihr seid gesegneten Leibes?«
    »Es gibt Anzeichen dafür, mein Herr und Gemahl«, hauchte sie mit gesenkten Lidern. Das Stickzeug in ihren Händen zitterte.
    Er trat näher, sah zufrieden, dass sie zusammenzuckte, nahm ihre Hand und küsste sie.
    »Ihr bereitet mir eine große Freude! Ich will, dass meinem Sohn nichts zustößt. Von heute ab werdet ihr weder reiten

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